Freibeuter des Weins
Im Winter gibt es im Weinforum an der Durlacher Allee nur relativ wenige Verkostungsabende. Wenn's draußen kalt und ungemütlich ist, müßte Joachim Rieth-Vogt schon Stunden vorher die Heizung hochdrehen, und der rabiate Temperaturwechsel würde seinen Weinen wohl nicht besonders gut bekommen. Also wartet er liebere auf wärmere Zeiten.
Doch jetzt ist ja endlich Frühling - und es gibt wieder Weinproben, juhu! Heute steht ein Weißweinabend an, es treten verschiedene Weiß- und Grauburgunder aus Italien, Baden und der Pfalz gegeneinander an. Natürlich sind die Flaschen wie immer verhüllt, damit niemand durch das Etikett beeinflußt wird. Gemeinerweise hat Joachim Rieth-Vogt einen Piraten eingeschmuggelt: Einer der zwölf Weine ist kein Weiß- oder Grauburgunder. Und wir sollen nun herausfinden, welcher. Keine leichte Aufgabe ...
Nach mehr als zwei Stunden wird das Rätsel gelöst: Der Pirat war Wein Nummer 10, und nur eine Teilnehmerin hat es gewußt (oder geraten?). Die Rebsorte ist allerdings auch höchst ungewöhnlich: Sie heißt nach ihrem Züchter Philipp Cuntz, niemand von uns hat je von ihr gehört. Produziert hat sie der Weißwein-Spezialist Klaus Scheu aus dem schönen Schweigen. Mir hat an dem Abend aber die Weißburgunder-Spätlese von Heiner Sauer aus Böchingen am besten gefallen (aus der berühmten Burgunder-Lage Godramsteiner Münzberg - dort wächst ja auch die leckere Cuvee Gustav). Sie wirkt sehr harmonisch und hat einen feinen Nußton. Im Urteil aller Weinfreunde an diesem Abend landet der feine Tropfen allerdings nur auf dem zweiten Platz.
Denn der Sieg geht - an den Piraten! Wieder einmal ein Beweis dafür, daß die bösen Jungs am Ende meist als Gewinner vom Platz gehen.
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