Freitag, 27. April 2007

England:Deutschland - 1:0

Man muß sich ja beinahe ein bißchen schämen:
England:Deutschland

Donnerstag, 26. April 2007

Freibeuter des Weins

Im Winter gibt es im Weinforum an der Durlacher Allee nur relativ wenige Verkostungsabende. Wenn's draußen kalt und ungemütlich ist, müßte Joachim Rieth-Vogt schon Stunden vorher die Heizung hochdrehen, und der rabiate Temperaturwechsel würde seinen Weinen wohl nicht besonders gut bekommen. Also wartet er liebere auf wärmere Zeiten.

Doch jetzt ist ja endlich Frühling - und es gibt wieder Weinproben, juhu! Heute steht ein Weißweinabend an, es treten verschiedene Weiß- und Grauburgunder aus Italien, Baden und der Pfalz gegeneinander an. Natürlich sind die Flaschen wie immer verhüllt, damit niemand durch das Etikett beeinflußt wird. Gemeinerweise hat Joachim Rieth-Vogt einen Piraten eingeschmuggelt: Einer der zwölf Weine ist kein Weiß- oder Grauburgunder. Und wir sollen nun herausfinden, welcher. Keine leichte Aufgabe ...

Nach mehr als zwei Stunden wird das Rätsel gelöst: Der Pirat war Wein Nummer 10, und nur eine Teilnehmerin hat es gewußt (oder geraten?). Die Rebsorte ist allerdings auch höchst ungewöhnlich: Sie heißt nach ihrem Züchter Philipp Cuntz, niemand von uns hat je von ihr gehört. Produziert hat sie der Weißwein-Spezialist Klaus Scheu aus dem schönen Schweigen. Mir hat an dem Abend aber die Weißburgunder-Spätlese von Heiner Sauer aus Böchingen am besten gefallen (aus der berühmten Burgunder-Lage Godramsteiner Münzberg - dort wächst ja auch die leckere Cuvee Gustav). Sie wirkt sehr harmonisch und hat einen feinen Nußton. Im Urteil aller Weinfreunde an diesem Abend landet der feine Tropfen allerdings nur auf dem zweiten Platz.

Denn der Sieg geht - an den Piraten! Wieder einmal ein Beweis dafür, daß die bösen Jungs am Ende meist als Gewinner vom Platz gehen.

Mittwoch, 25. April 2007

Märchenhaft

Im Deutschen gibt es eine ganze Reihe positiv besetzter Adjektive, die aus dem Reich des Irrealen stammen: fabelhaft, traumhaft, märchenhaft, legendär, fantastisch, sagenhaft ... Was mag das wohl bedeuten? Daß die Deutschen Irreales für gut halten? Oder Gutes für irreal?

Montag, 23. April 2007

Pilze & Jazz

Eine der ermüdendsten Diskussionen im heutigen Musikleben beschäftigt sich mit der Frage, ob das, was man da gerade auf der Bühne hört, nun Jazz ist oder nicht. Günther bekommt von uns darum zum Geburtstag ein T-Shirt von Katz & Goldt mit kontroverser Botschaft: Pilze sind kein Jazz. Torsten muß natürlich dagegenhalten und hat sich ein Shirt mit Konkurrenzaussage zugelegt: Pilze sind Jazz. Wer von beiden recht hat, kann wohl nur die Geschichte klären.

Sonntag, 22. April 2007

Naivität kennt keine Grenzen

Teleologie ist nicht schon an sich lächerlich. Es ist völlig legitim, die Frage nach dem Sinn des Lebens zu stellen. Problematisch wird es regelmäßig nur dann, wenn man auch eine Antwort zu geben versucht. In solchen Fällen trifft nämlich mindestens eine der drei Behauptungen zu: a) Man hat sich einfach noch nicht gründlich genug mit dem Leben befaßt. b) Man hat die wissenschaftlichen Entwicklungen der letzten 300 Jahre verschlafen. c) Man ist erst etwa 14 Jahre alt.

Ob nun a), b) oder c) auf diesen lustigen islamischen Prediger aus Köln zutrifft, möge jeder Zuschauer selbst entscheiden. "Jedes Lebewesen ist ein Beweis für den Schöpfer" - gern, aber für welchen denn? Ich persönlich setze ja auf das Fliegende Spaghettimonster. Wer etwas anderes behauptet, ist ein Ketzer.

Samstag, 21. April 2007

Kulturkultur

In Deutschland wurde nie mehr Geld für Kultur ausgegeben als heute. Doch was machen Hortensia Völckers und Alexander Farenholtz aus dem Vorstand der Kulturstiftung des Bundes daraus? Natürlich die übliche Nörgelei: "Angesichts der unbestrittenen Misere, in der sich die kulturelle Bildung in Deutschland befindet ..." Und so weiter. Und das gleich auf Seite 3 des immer wieder sehr leserfeindlich gestalteten Magazins der Stiftung.

Wie läßt sich die Miesepeterei mancher Kulturverantwortlichen und -schaffenden erklären? Ganz einfach: Sie vertreten insgeheim einen sträflich verengten Kulturbegriff. Fernsehen, Computer- und Videospiele, diverse Online-Aktivitäten, meinetwegen auch Handy-Klingeltöne - all dies müssen sie zwar zähneknirschend irgendwie zum Kultursektor zählen, aber ganz bestimmt nicht zum Wahren, Schönen, Guten. Und darum können sie auch ernsthaft glauben, daß kulturell alles als den Bach runtergeht.

Wobei sie ja eigentlich etwas ganz anderes wurmt: die ziemliche Bedeutungslosigkeit der klassischen Kulturbereiche in der modernen Welt. Wann hätten Theater, Bildende Kunst, Literatur oder (ernsthafte) Musik in den letzten Jahrzehnten zu einer gesellschaftlich oder politisch wichtigen Debatte maßgeblich beitragen? Gibt es in unserem Kulturbetrieb überhaupt jemanden, der Welt- und Wissenschaftsgeschehen genügend überblickt, um sich irgendwie relevant äußern zu können?

Wenn es eine Misere gibt, dann die der Beschränktheit der Kulturschaffenden.

Freitag, 20. April 2007

Weihnachten im April

Nur etwa ein halbes Jahr nach meiner Bestellung und vier Monate nach dem Auftreten der ersten gravierenden Probleme liefert mir die Firma mit den zwei Ziffern im Namen endlich die vertragsgemäße Leistung: DSL mit 16.000 kBit/s. Jedenfalls fast, denn tatsächlich komme ich nur auf etwa 11.000 kBit/s. Aber 70 Prozent des versprochenen Wertes, das ist doch ein Grund zum Feiern! Der Anbieter sieht es offenbar genauso, denn er schickt mir ganz stolz eine SMS, in der mir mitgeteilt wird, daß meine DSL-Probleme nun behoben seien. Was natürlich dreist gelogen ist: Unerklärliche und ausgesprochen ärgerliche Verbindungsabbrüche gibt es nach wie vor. Aber ich bin dankbar und froh, daß ich nun wenigstens ein akzeptablen Teil der Leistung bekomme, die ich Monat für Monat bezahle.

Offensichtlich hat man genau das unternommen, was ich den Möchtegerntechnikern dort schon vor ewigen Zeiten empfohlen hatte: die nominale Leistung heruntersetzen, damit die tatsächlich Leistung steigt. Es ist wie bei Hardware und Software. Wenn man sich nicht um alles selbst kümmert, bekommt man nur Schrott.

Donnerstag, 19. April 2007

pago libre

In diesem Jahr wandelt der Jazzclub Karlsruhe auf den Spuren Wilhelm Tells: Wir haben schon wieder Besuch aus der Schweiz! Diesmal sind die vier Jungs von pago libre angereist. Vor Konzertbeginn kommen wir mit ihnen ins Gespräch und wollen wissen, woher sie denn genau kämen. Und dann kommt die ganze Wahrheit auf den Tisch: Der Hornist ist Russe, und sowohl der Geiger als auch der Bassist stammen aus Wien. Lediglich Pianist John Wolf Brennan ist wenigstens Halbschweizer (die andere Hälfte ist irisch). Aber er lebt bei Luzern, das reißt alles wieder heraus.

Als sie dann loslegen, sind alle begeistert. Die Band spielt lebendigen Jazz mit pointierten Wendungen und hat sogar richtig lyrische Stücke im Angebot. Damit das Publikum aber nicht zu sehr ins Träumen gerät, entschuldigen sie sich gleich für ein etwas ruhigeres Lied und kündigen "echten Schmutz" an. Ein Alphorn wird zusammengeschraubt, es ist fast größer als die Bühne. Alle sind außer Rand und Band.

Man unterschätzt die Eidgenossen ja immer wieder, vor allem dann, wenn sie gar keine sind.

Die Causa Klar

Aus Liebe zum Kunden verpasse ich eine hochinteressante Diskussion in der Uni. Es geht um die aktuelle RAF-Häftlingsdebatte und die Frage, ob Reue notwendig für staatliche Gnade ist. Ich finde ja, daß die Frage falsch gestellt ist und man noch einen Schritt zurückgehen müßte. Reue kann es nur geben, wenn jemand (also zum Beispiel Christian Klar) Schuld hatte. Und Schuld kann es nur geben, wenn jemand für eine Tat im eigentlich Sinne verantwortlich ist, sich also frei für die Tat entschieden hat. Wie jedermann weiß, ist Willensfreiheit nun aber eine geschickte Illusion unseres Gehirns. Damit ist aus meiner Sicht auch die ganze Diskussion hinfällig. Man könnte staatliche Gnadensentscheidungen höchstens davon abhängig machen, ob ein Täter einsichtig ist und er in Zukunft nicht mehr rückfällig wird. Aber die juristische Realität scheint der neurologischen Forschung ca. 30-40 Jahre hinterherzuhinken ...

Dienstag, 17. April 2007

Prognose der Woche

Am 13. April hatte ich eine Spam-Mail von einer gewissen Waltraud Bretz erhalten. Ich solle doch mal ein Auge auf die Aktie der Adori AG werfen, dort sei eine beeindruckende Kurssteigerung zu erwarten. Was für ein billiger Marketingtrick: Die Leuten gehen ernsthaft davon aus, daß viele Leser eine selbsterfüllende Prophezeiung und damit eine Kurssteigerung für wahrscheinlich halten, weil sie davon ausgehen, daß auch andere Leser eine selbsterfüllende Prophezeiung für möglich halten, weil sie davon ausgehen, daß ... Und so weiter uns so fort. Ein lächerlicher Gedanke. Welcher erwachsene Mensch sollte darauf schon reinfallen?

Um es kurz zu machen: Der Billigtrick hat funktioniert, der Kurs ist gestiegen.

Donnerstag, 12. April 2007

Papst Kontradikt

Der Unfehlbare hat mal wieder offensichtlichen Kokolores produziert. Warum sind solche Meldungen im 21. Jahrhundert eigentlich noch nötig?

Mittwoch, 11. April 2007

Dachschaden

Manchmal muß man sich wirklich fragen, ob in der Werbung überhaupt jemand wenigstens ab und zu mal das Gehirn anschaltet. In der Stadt entdecke ich ein Plakat der Sparkassen-Versicherung, die ja regelmäßig durch ungewollt heitere Werbung auffällt. Diesmal haben die Strategen aus - natürlich! - Stuttgart einen typischen Ottonormalsympathieträger abgebildet, darüber steht die entwaffnende Schlagzeile: "Totaler Schaden im Dach. Gut, dass ich die SV habe".

Honi soit qui mal y pense ...

Dienstag, 10. April 2007

Sozialbadinismus

Ich radele durch den Schloßpark und werde Zeuge eines Dramas. Zwei kleine Jungs veranstalten spontan einen 30-Meter-Wettlauf. Der eine mogelt ein bißchen. Darauf der andere: "Du bist ja vor mir losgelaufen. Das ist unfair!" Antwort: "Na und?". That's life!

Donnerstag, 5. April 2007

Im Norden

Tom und ich haben einen Termin beim Notar in Hamburg und melden endlich unsere GmbH an. Ab jetzt können wir für falsche Entscheidungen schlimmstenfalls in den Bau wandern, juhu! Der Notar selbst fällt durch lustige Sprüche, hohe Gebühren und eine überaus geschmacklose Büroeinrichtung auf. Wir lassen uns aber weder von seinen schwarzen Möbeln noch von seiner heterogenen Bildersammlung beeindrucken und ziehen zum Rathausplatz weiter, wo wir mit Exil-Hannoveranerin Steffi einen lustigen Sushi-Laden ausprobieren.

Anschließend platzen wir ohne Termin in die Hauptfiliale der Commerzbank und überrumpeln zufällig eine außerordentlich hanseatische Abteilungsdirektorin, die dann eine Stunde lang vergeblich versucht, uns unnütze Dienstleistungen zu verkaufen. Ich stelle erschrocken fest, daß Tom zum ersten Mal in meinem Leben seriöser als ich aussieht: Er trägt Anzug und Mantel, ich gewissermaßen Freizeitzeug. Daß ich im Gegensatz zu ihm dennoch mit Krawatte auftauche, macht die Sache nicht besser. Vielleicht sollten wir uns bei Gelegenheit mal mit Synchronisierung befassen.

Abends treffen wir in Hannover noch Raija und Sasha und geben in Beckmann's Weinhäuschen viel Geld für Wein und Kohlenhydrate aus. Solange es die Firma zahlt, soll es mir egal sein! Man macht unnötige Witze über meine badische Wahlheimat und unernste Bemerkungen über vergorenen Rebensaft. Später trudelt noch der Bassist von Wir sind Helden ein. Oder ist es der Schlagzeuger? Nun, die Sängerin ist es jedenfalls nicht.

Nach langer Zeit mal wieder ein sehr norddeutscher Tag.

Dienstag, 3. April 2007

Jazz geht's los

Es ist vollbracht! Nach jahrelanger Vorbereitung ist der Jazzclub Karlsruhe endlich in sein neues Domizil umgezogen, die alte Schlachthofgaststätte an der Durlacher Allee. Eigentlich ist der neue Standort gar nicht so neu, denn der Jazzclub hatte dort schon in früheren Jahren seinen Sitz. Nun ist er also an seine Wurzeln zurückgekehrt. In der vorderen Hälfte gibt es künftig Speis und Trank im Wirtshaus Kaldaune und in der hinteren Hälfte eben Neues von der improvisierten Musik.

Die Eröffnungsfeier ist für Jazzclub-Verhältnisse opulent. Die Hälfte der Lokalprominenz ist vertreten, darunter natürlich Kulturhäuptling Uli Eidenmüller. Es gibt Sekt und Häppchen, und anschließend heizt die Jam-Session unter Leitung von Giga & Niklas wie immer allen kräftig ein.

Der Eintritt ist kostenlos, und alle Gäste bekommen einen Bon für ein Freigetränk. Einige verlassen allerdings fluchtartig das Haus, als wir ihnen mit ihrem Bon entgegenkommen. Wahrscheinlich befürchten sie, doch Eintritt zahlen zu müssen. Tja, bad luck ...

Montag, 2. April 2007

Hihi

Phonetische Gleichklänge sind in gewissen Kreisen ein Quell ewiger Heiterkeit. Um uns von der Arbeit unter schwerstem Deadline-Druck abzulenken, erfinden wir spontan einige Billigwortwitze mit der allseits beliebten Buchstabenaustauschmechanik:

  • Umbenannte Raumfahrt
  • Grab des Umbenannten Soldaten
  • Aktenzeichen YX umbenannt
Bevor es noch schlimmer kommt, können wir unseren Erfindungsdrang glücklicherweise zügeln und machen uns wieder an die Arbeit.

Unsere Mary

Bei Maria muß man stets mit den allergrößten Überraschungen rechnen, vor allem dann, wenn man sie längere Zeit nicht gesehen hat. Beim letzten Mal war sie plötzlich Mutter eines kleinen Sohnes, diesmal ist sie praktisch von heute auf morgen Besitzerin eines schnuckeligen Häuschens im Künstlerdorf Grötzingen, und dann auch noch in Nachbarschaft der Weinstube Bundschuh! Ich bin gespannt, was mich in Zukunft noch erwartet. Französische Staatspräsidentin, das wäre mal ein Coup!

Doch zurück in die erfreuliche Realität. Während wir bei Kaffee und Kuchen auf der Terrasse sitzen und Anton entspannt beim Sandkisten-Zusammenbauen zuschauen, erläutert Maria neueste Trends der Kleinkindpädagogik. Offenbar wird inzwischen sogar schon eßbarer Sand angeboten. Ganz glauben kann ich es zwar nicht, aber die Zeiten sind ja schlecht ...

Sonntag, 1. April 2007

Einfach irre

Spontaner Kurzbesuch beim Weingut Bernhart in Schweigen. Die sensationelle Spätburgunder-Spätlese und zwei Gewürztraminer-Varianten einladen, dann noch schnell über die Grenze nach Frankreich und endlich mal wieder Îles flottantes besorgen. Bei der Abfahrt vom Supermarkt dann eine heitere Szene. Scherzkekse haben an einigen Buchstaben des Abschiedsschildes herumgekratzt. Dort steht nun: "Vielen Dank für irren Besuch". Eine kleine elsässische Aufmerksamkeit für den großen teutonischen Nachbarn ...