Montag, 31. Dezember 2007

Quo vadis, Bundeswehr?

In München ist ein Rentner von zwei Jungs mit Migrationshintergrund zusammengeschlagen geworden. Aus Unionskreisen kamen sofort Fordungen nach Erziehungscamps für schwierige Jugendliche. Doch Brigitte Zypries ist dagegen: Lager, in denen Jugendliche gedemütigt und gedrillt werden, seien "schon wegen des Verstoßes gegen die Menschenrechte" abzulehnen. Was dazu wohl der Verteidigungsminister sagt? Muß jetzt die Grundausbildung unserer Rekruten reformiert werden? Kuschelwehrdienst ist angesagt ...

Sonntag, 23. Dezember 2007

Virtual Science

Ist die Klimaforschung Wissenschaft oder Esoterik? In einem neuen Buch plädiert Aynsley Kellow für zweiteres. Seine Begründung: Umweltwissenschaftliche Forschung würde oft von den guten Absichten der Umweltschützer beeinflußt, die aber nicht immer sehr realitätsnah seien, siehe etwa die Club-of-Rome-Hysterie in den 70ern. Ich muß an meine eigene Greenpeace-Zeit denken. Die Truppe hat sich ja längst zu einer Spendensammlungsmaschine mit sehr professionellem Kampagnenmanagement entwickelt. Aber ist Greenpeace eine Umweltschutzorganisation? Hm ...

Heute morgen dann noch ein sehr interessantes Deutschlandfunk-Interview mit Prof. Dr. Harald Welzer, dem Direktor des Essener Zentrums für Gedächtnisforschung. Seiner Meinung nach gehöre die Kliamforschung vor allem in die Soziologie, Psychologie und Politologie, aber nicht unbedingt in die Meteorologie. Man hat sie ja beinahe direkt vor Augen - die Jungvögel, die mit aufgerissenem Schnabel im Nest sitzen und auf die (Etat-)Fütterung warten ...

Freitag, 21. Dezember 2007

Ihr Surferlein kommet

Wie kommt man im Internet schnell auf hohe Zugriffszahlen? Diese Frage stellt sich jeder, der im Netz eine eigene Seite betreibt. Die Leute von MyMiniCity scheinen ein Konzept ausbaldowert zu haben, das funktioniert: Man kann dort mit ein paar Mausklicks eine neue Stadt gründen, und für jeden Besucher dieser Stadt wächst die Einwohnerzahl um 1. Voilà - eine Community, die aufs Wesentliche reduziert ist.

Ich habe testweise natürlich auch gleich mal eine Stadt angelegt: Skandoria. Entrez, s'il vous plait.

Donnerstag, 20. Dezember 2007

Die Pfeife

Machen gewalttätige Computerspiele normale Kinder zu Problemkindern - oder spielen Problemkinder einfach häufiger gewalttätige Computerspiele? Wie bei so vielen Themen steht die Frage nach der Henne und dem Ei im Mittelpunkt der Diskussion über die sogenannten Killerspiele. Vom Oberkriminologen Christian Pfeiffer gibt es nun mal wieder eine neue Studie, die er wie üblich grob fahrlässig interpretiert. Er möchte ja seit Jahren auf Biegen und Brechen beweisen, daß Computerspiele gefährlich sind, und so deutet er auch nun wieder Korrelationen als Kausalitäten. Ein typischer Anfängerfehler. Dabei hat er doch die wesentlichen Faktoren in der Studie genannt, denn die entscheidenden Einflüsse sind natürlich das soziale Umfeld und die Bildungsinfrastruktur, in denen sich die Kinder und Jugendlichen bewegen.

Ist es denn so anmaßend, wenn man von Universitätsdozenten zumindest ein Grundverständnis wissenschaftlicher Methoden erwartet? Vielleicht sollte man Pfeiffer aber ohnehin eher als brillanten Lobbyisten in eigener Sache sehen. Neue Forschungsmittel für das KFN holt man ja nicht mit Beruhigungsstudien rein.

Mittwoch, 19. Dezember 2007

Besucht & befunden

Jahresabschluß in Karlsruhe! Es beginnt mit Besuch aus Berlin. Bernhard schaut pünktlich zum Beethoven-Geburtstag vorbei, um zu erfahren, was sich in den letzten 5 Jahren in Karlsruhe getan hat: eigentlich nichts. Die Maurischen Spießchen im LetscheBacchus seien allerdings keinesfalls mehr zu empfehlen, außerdem gäbe es in der angeblichen Weinstube nach wie vor keine vernünftigen Weine. Touché!

Apropos: Zur Feier des Tages wird in Rintheim eine Blindverkostung verschiedener Tropfen veranstaltet. Bernhard gehört ja zu den unverbesserlichen Kritikern deutscher Weine, diese Flausen muß man dem Jungen doch irgendwie austreiben können! Also lassen wir drei kräftige Franzosen gegen einen Portugieser von Bernhart(!) antreten. Aufgabe: Bernhard soll den (Fast-)Namensvetter finden. Leider, leider gelingt es ihm - bernhardus bernhartem lupus! Nachdem der Portugieser als Pfälzer enttarnt ist, verkosten wir allerdings fleißig weiter. Unsere Anstrengungen werden von David beobachtet und treffend, aber wolkig kommentiert: Ich hätte ja ziemlich theoretische Freunde. Erst gegen 5 Uhr morgens ermattet die fröhliche Runde. Irgendwie erwischt Bernhard dann aber doch rechtzeitig seinen Zug nach Berlin - ein kleines Wunder.

Ein paar Stunden Pause, dann der nächste Besuch. Tom landet auf dem knuffigen Baden-Airpark und hat frische Handys und den neuen Dawkins (hier ein Interview) im Gepäck, juhu! Als erste Amtshandlung auf badischem Boden analysiert er die Zugangssoftware meiner UMTS-Karte und stellt fest, daß sie nicht nur ineffizient, sondern vollkommen überflüssig ist. Also weg damit! Ich hatte mich ja schon immer gefragt, warum Vodafone so erfolgreich ist. Wie überall gilt aber offenbar auch im Telekommunikationsmarkt: je schlechter die Software, desto größer der Markterfolg.

Tags drauf treffen wir uns mit Alin & Sandra im Sol i Luna. Tom entscheidet sich für ein richtiges Mahl, ich wähle in weiser Voraussicht ein Kartoffelsüppchen. Denn zwei Stunden später sind wir ja schon wieder zum Essen eingeladen, diesmal bei Anke. Nimmersatt Tom langt auch hier wieder richtig zu. Man hat Hamburg ja immer für eine wohlhabende Stadt mit ausreichend Nahrungsmitteln für die Bevölkerung gehalten - lagen wir alle falsch?

Abends dann noch eine beinahe schon traditionelle Spielerunde mit Bettina. Unsere Partie Ein solches Ding führt wieder einmal zu tiefschürfenden Diskussionen: Trägt der Teufel einen Hut? Ist er gar größer als eine Giraffe? Man muß im Leben nur die richtigen Fragen stellen, dann ergibt sich alles andere wie von selbst.

Sonntag, 16. Dezember 2007

Weihnachtsmarkt a.M.

Das Städel hat zusammen mit der Royal Academy of Arts eine Cranach-Ausstellung auf die Beine gestellt, die sich sehen lassen kann. Und die man gesehen haben muß, finden wir. Also machen wir uns mit einem Schönes-Wochenend-Ticket auf den Weg in die Mainmetropole, momentan wird ja ausnahmsweise mal nicht gestreikt.

In Frankfurt treffen wir uns aber zunächst mit Gaby & Bernd auf einen Glühwein auf dem sehr gemütlichen Weihnachtsmarkt. Gemütlichkeit ist das Privileg der Massen, das gilt natürlich auch und insbesondere auf dem Römer. Doch Bernd ist ja immerhin amtierender (Vize-?)Weltmeister im Gewichtheben (was man ihm auch ansieht), das verschafft Respekt. Wir navigieren also sicher durch die geballte Gemütlichkeit und probieren dabei verschiedenste regionale Glühwein-Spezialitäten.

Dann die entscheidende Frage: ins Städel - oder ins Gewimmel (vulgo: Shopping)? Wie so oft verliert die Kultur. Wir aber gewinnen einen erstaunlichen Panoramablick vom Dach der Zeilgalerie. Als Minimalausgleich schauen wir immerhin noch kurz beim Goethe-Haus vorbei.

Später heißt es noch einmal: Glühwein. Diesmal aber mit den Ex-Hannoveranern Christoph und Tim, die tapfer in Frankfurt ausharren. Die Runde wird lustiger und lustiger, so daß wir beinahe noch unseren Zug verpassen, tz, tz.

Der Tag endet mit einem guten Vorsatz: Den Cranach schauen wir uns später an.

Donnerstag, 13. Dezember 2007

??? - !!!

Das Vollplaybacktheater ist mal wieder im Tollhaus - diesmal mit dem Stück Die drei ??? und der Superpapagei. Wir reisen also mit großer Gruppe an, um Kindheitserinnerungen aufzufrischen. Die Theatertruppe aus (wunderbarerweise!) Wuppertal hat ja die fabelhafte Idee gehabt, Hörspiele mit Schnipseln der Originalsoundtracks auf die Bühne zu bringen. Schon sehr lustig, wenn erwachsene Schauspieler auf der Bühne stehen und sie mit den Stimmen 10jähriger Jungs sprechen ... Das ganze Ensemble ist fantastisch, aber im Mittelpunkt stehen natürlich die drei jugendlichen Meisterdetektive: Doktor Thomas als besserwisserischer Justus Jonas, David Becher als Weichei & Angsthase Peter Shaw und Britta Lemon als dienstbeflissener Bob Andrews, Recherchen & Archiv.

Zwischendurch eine naheliegende, aber doch schöne Episode: Justus Jonas entdeckt plötzlich einen Kassettenrekorder, auf dem die Folge läuft, in der er gerade spielt. Wenn er die Pause-Taste drückt, erstarren die anderen Schauspieler - wenn er Play drückt, geht es weiter! Geschulte Hofstadter-Jünger erkennen hier natürlich nicht bloß einen performativen Widerspruch, sondern eine Variante des Gödelschen Unvollständigkeitssatzes: Entweder muß das Bühnenstück also unvollständig sein, oder es enthält Wahrheiten, die sich nicht beweisen lassen. Ich will nicht den Teufel an die Wand malen, aber möglicherweise trifft sogar beides zu.

Mittwoch, 12. Dezember 2007

Gamay, Gamay, Gamay

Man kann Gamay heute nicht mehr unbedingt eine Prestigetraube nennen. Aber im Beaujolais ist sie weit verbreitet. Warum sie also nicht mal gegen Spätburgunder/Pinot noir antreten lassen? Wir finden uns also bei Joachim Rieth-Vogt zur großen Adventsweinprobe ein und harren gespannt der Dinge, die da kommen mögen. Denn wir sollen blind herausfinden, welcher der zwölf Weine ein Gamay und welcher ein Pinot ist. Außerdem ist wieder mal ein Pirat aus Übersee dabei!

Das Problem: Kaum einer der anwesenden Weinfreunde kennt Gamay besser als nur vom Hörsensagen. Wie soll man sie da von anderen Rebsorten abgrenzen können, selbst wenn es um eine Charaktertraube wie Spätburgunder geht? Doch wir machen uns unerschrocken ans Werk.

Nachdem die zwölf Weine verkostet sind, schreitet der Hausherr erst zur Auswertung und dann zur Siegerehrung. And the winner is ... wie bitte, ich? Das kann ja wohl nicht sein. Doch tatsächlich: Trotz (oder vielleicht eher aufgrund) fehlender Kenntnisse habe ich zehn Weine richtig klassifiziert und außerdem den Piraten erkannt: einen 2002er Carneros Pinot Noir von Gloria Ferrer, was sogar relativ einfach war. Zur Feier des Tages gibt es erfreulicherweise eine kleine Belohnung, nämlich eine Flasche des sehr feinen Cavas Torreblanca Extra Seco.

Meine Nummer 1 des Abends ist übrigens der 2003er Spätburgunder R des Baden-Badener Weinguts Maier. Feine Frucht, ausgewogene Säure, Noten von Walnuß und Sherry - toll. Leider auch nicht ganz billig, denn für das Fläschchen muß man knapp 30 Euro auf den Tisch legen.

Den Gesamtsieg kann allerdings wieder einmal der Pirat abstauben.

Montag, 10. Dezember 2007

Hau drauf

Es hat ziemlich lange gedauert, aber nun hat endlich auch Karlsruhe eine Zweitausendeins-Filiale, und zwar in der Stephanus-Buchhandlung. Dort kann man so manche Perle entdecken, zum Beispiel das cineastische Werk des fiktiven Filmemachers Arnold Hau. Die DVD enthält den wunderbaren Film Das Casanova-Projekt, in dem Alfred Edel durchaus überzeugend einen Schauspieler namens Alfred Edel spielt. Weitere Highlights sind das wohl erste Musikvideo der Geschichte (zum Peter-Alexander-Schlager Hier ist ein Mensch) und die skurrile Leichtathletik-Miniatur Auf falscher Bahn, die tatsächlich einen Running-Gag im besten Wortsinne enthält.

Samstag, 8. Dezember 2007

Trickobst

Im Supermarkt entdecken wir auf einer Mango einen erstaunlichen Hinweis: "Fruchtfleisch, Kern und Schale sind nicht zum Verzehr geeignet". Doch wir lassen uns nicht abschrecken und schmeißen die widerspenstige Frucht in den Einkaufswagen.

Mittwoch, 5. Dezember 2007

Alice Nietzsche

Vielleicht liegt es an den Anbietern, vielleicht aber auch am Thema selbst: DSL und Philosophie hängen eng zusammen. Beim zuverlässigen Hamburger Anbieter Alice bin ich jetzt auf eine überdeutliche Parallele zu Nietzsche gestoßen. Heute finde ich folgende Information in meiner Alice Lounge: "Voraussichtlich zum 27.11.2007 werden wir Ihren Anschluss schalten". Wenn das nicht unzeitgemäß ist!

Ade, Artikel 2 GG

In den letzten 10 Jahren sind in Deutschland Freiheitsrechte in erheblichem Maß abgebaut worden - man denke etwa an die Sicherheitsgesetzgebung, das Presse- und Urheberrecht oder das Wirtschaftsrecht. In den kommenden Jahren steht uns in der Umweltgesetzgebung eine Riesenmenge an neuen Regelungen bevor, deren Ausmaß noch gar nicht abzusehen ist.

Die meisten Freiheitseinschränkungen wurden und werden erlassen, ohne daß ihre Notwendigkeit und segensreiche Wirkung plausibel begründet wird. Um wieviel sicherer würde das Land mit der Vorratsdatenspeicherung? Hilft ein Mindestlohn wirklich den Schwächeren? Solche Fragen sind berechtigt; sie werden aber in der Regel aber nicht vernünftig beantwortet. Leider wird die tatsächliche Wirksamkeit der Gesetze später auch nicht oder nicht adäquat überprüft, siehe etwa die jämmerliche Erfolgskontrolle beim Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz.

Welche Motivation steckt hinter Freiheitseinschränkungen? In wahrscheinlich der Hälfte der Fälle sind es wohl einfach Interessengruppen, die sich bequeme Nischen einrichten möchten, so etwa beim Mindestlohn (Deutsche Post) oder bei der Windenergieförderung. In den anderen Fällen sind es vermutlich die Politiker selbst, die Themen besetzen, um sich zu profilieren. Beispiele hierfür sind die innere Sicherheit und der Klimaschutz. Die sachlichen Grundlagen spielen in der politischen Diskussionen hingegen kaum eine Rolle.

Es ist wahrscheinlich kaum möglich, das Rad zurückdrehen. Das Regelungsdickicht wird seit Jahrzehnten beklagt, aber dann doch nie beseitigt. Ein erster Schritt wäre vielleicht, einen systematischen Index für bürgerliche Freiheiten einzuführen. So könnte man zumindest die Entwicklungen sichtbar machen. Für wirtschaftliche Freiheit gibt es so etwas ja schon seit längerem.

Montag, 3. Dezember 2007

Freundliche Einladung

Jeder zweite Internetshop nennt den persönlichen Kundenbereich "Mein Konto". Das ist grundsätzlich keine schlechte Idee. Sie führt jedoch immer dann zu offensichtlichem Sprachmüll, wenn der Internetshop diese generische Bezeichnung für einen Eigennamen hält und selbigen dann unbedingt mit einem weiteren Possessivpronomen ausschmücken möchte: "Loggen Sie sich bitte jetzt in Ihr Mein Konto ein". Man könnte das natürlich viel eleganter ausdrücken: "Loggen Sie sich bitte jetzt in Ihr Konto ein". Aber warum einfach und richtig, wenn's auch kompliziert und falsch geht?

Auf eine wunderschöne Stilblüte bin ich jetzt bei Amazon gestoßen: "So benutzen Sie Mein Konto". Einkaufen auf Ihre Kosten, Mr. Bezos? Mit dem größten Vergnügen!

Samstag, 1. Dezember 2007

Jahresfeier der Uni KA

Akademische Jahresfeier der Uni Karlsruhe! Wir gehen natürlich hin, weil wir uns einen feudalen Sektempfang und leckere Häppchen versprechen. Doch zunächst steht harte Arbeit auf dem Programm: der Vortrag des Rektors. Während der sehr langen 90 Minuten versuchen wir, alle Regionalpromis im Saal zu identifizieren. Kay Nehm ist natürlich wie immer da, aber wir entdecken auch Ländle-Idol Reinhold Würth. Er trägt das übliche farbige Einstecktuch, naja. Der Oberkarlsruher und sein Möchtegern-Nachfolger sind ebenfalls gekommen. Sekt und Häppchen und beides auch noch kostenlos, das darf man sich ja schließlich nicht entgehen lassen! Wellenreuther verläßt den Saal allerdings, als es zu sachlich wird - immerhin ist er Mitglied des Bundestages.

Wir halten aber durch und hören uns auch noch die KIT-Jubelarien von FZK-Boss Umbach, Wissenschaftsminister Frankenberg und Staatssekretär Meyer-Krahmer an. Dann aber endlich die Belohnung: akzeptabler Sekt, eine Gewürzcrèmesuppe und wirklich hervorragende Dampedeis. Vielleicht lohnt sich Wissenschaft am Ende doch.