Donnerstag, 23. Juli 2009

Aufgelesen (11)

"Zu unseren wirksamsten Maßnahmen zählte die Reform der Bestimmungen für die Finanzinstitute. Der Community Reinvestment Act von 1977 forderte von den unter Bundesaufsicht stehenden Kreditinstituten besondere Anstrengungen, um Kreditnehmern mit niedrigem Einkommen Darlehen zu gewähren. Allerdings war diese Vorschrift bis 1993 weitgehend wirkungslos geblieben. Nach unserem Eingreifen stellten die Banken den von diesem Gesetz erfassten Kreditnehmern zwischen 1993 und 2000 mehr als 800 Milliarden Dollar für Hypotheken sowie Darlehen für Kleinunternehmen und Gemeindeentwicklungsprojekte zur Verfügung - eine beeindruckende Summe, die mehr als 90 Prozent des gesamten Kreditvolumens in den 23 Jahren seit Verabschiedung des Gesetzes ausmachte."

Bill Clinton, Mein Leben

Montag, 20. Juli 2009

Aber bitte mit Sahne

Sommerausflug nach Sasbachwalden! Ich will endlich mal eine echte Schwarzwälder Kirschtorte ("Schwacki") ausprobieren. Schon auf der Hinfahrt kommen mir philosophische Gedanken, ich muß ständig an Thoreau und sein Walden denken.

Und tatsächlich: Als die Kalorien im Sasbachwaldener Engel endlich auf dem Tisch stehen, offenbart sich mir plötzlich die geistliche Dimension der berühmten Süßspeise. Wäre nicht auch eine Schwarzwälder Kirchtorte denkbar? Wahrscheinlich wäre sie ja eine Art asketisches Mürbegebäck mit Salzgeschmack.

Sonntag, 19. Juli 2009

Bei den Schwaben

Ich gehöre ja zu den (sehr) wenigen Baden-Württembergern, die sich tatsächlich als Baden-Württemberger sehen. Wahrscheinlich liegt es daran, daß ich keiner bin. Aus Sicht der Ureinwohner gibt es ja schließlich nur Badener und Schwaben. Die Spannungen zwischen beiden Landeshälften sind legendär. Bis heute fühlen sich die Badener rund um die Uhr über den Tisch gezogen. So hält die halbe Welt Carl Benz für einen schwäbischen Ingenieur. Außerdem hat Stuttgart eine U-Bahn und Karlsruhe (noch) nicht – unerhört!

Ab und zu sollte man aber etwas für die Volkerverständigung tun und den Schritt über die Stammesgrenze wagen. Wir fahren also in die Landeshauptstadt und besichtigen den ersten Fernsehturm der Welt, Stuttgarts Beitrag zur Architektur der Moderne. Auf 150 Meter Höhe sind wir erst einmal ein bißchen enttäuscht: Wie bitte, Milchglasscheiben auf der Aussichtsplattform? Doch die Bausünde entpuppt sich als Hochnebel - Glück bzw. Pech gehabt! Apropos Glück: Am Fuße des Turms feiert der Qualitätsradiosender SWR4 gerade ein "Sommer"fest, doch dank des schlechten Wetters ist kaum etwas los, puh. Ein kategoriengetreuer Volksmusiksänger namens Oliver Thomas kümmert sich auf der Bühne um die musikalische Grundversorgung im Sinne des Rundfunkstaatsvertrages. Wir kümmern uns darum, daß wir möglichst schnell wegkommen.

In der Stadt machen wir eine empörend unschwäbische Erfahrung. Auf manchen Gehwegen ist hier und da ein verwelkendes Laubblatt zu sehen, wir entdecken sogar ein weggeworfenes Kaugummipapier! Hat die Schwabenmetropole Natur und Bürger nicht mehr im Griff? Sorgenvoll setzen wir uns in die sensationelle Zahnradbahn, die uns am Restaurant Wielandshöhe vorbei nach Degerloch befördert. Möglicherweise liest Vincent Klink hier ja nicht mit, aber falls doch: Verordnen Sie Ihrem Laden doch bitte mal eine akzeptable Website!

All die neuen Eindrücke haben uns hungrig gemacht, und so begeben wir uns ins schicke Goi nach Feuerbach. Gaby, Doris und Anke bestellen seriöse Menüs, aber ich entscheide mich natürlich für eine Extrawurst, nämlich das vegetarische Gericht "V8". Das hat Folgen. Beim Bezahlen versucht uns die Bedienung ganz aufgeregt klarzumachen, daß ihre Lieblingsgerichte V3, V4 und V5 seien. V8 sei aber an Muttertag das traditionelle Gericht der buddhistischen Mönche! Bzw. alle Mönche würden vegetarisch essen! Bzw. an Muttertag werden viele Vegetarier in Thailand zu Mönchen! Oder umgekehrt oder so. Wir werden aus ihren Ausführungen nicht schlau, auch wenn die Dame durchaus den einen oder anderen Brocken Deutsch spricht. Am Ende erklärt sie die verblüffte Gaby zur Stammkundin.

Schwabenland, du hast es besser!