Wein und Gemüse
Die Gemeinde Siebeldingen gehört dem Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz und enthält 999 Feuerstellen, diverse Kirchen, eine Forschungsanstalt und einen berühmten Winzer, wo der Wein sehr gut ist. Im Frühherbst lädt das Dörfchen zur kulinarischen Weinbergwanderung, und in diesem Jahr wandern wir erstmals mit.
Wir parken im Dorf und machen uns dann auf den 6 Kilometer langen Rundkurs durch die Siebeldinger Weinberge. Alle 500 Meter kann man eine Ruhepause einlegen und an Ständen die Weine der örtlichen Winzer verkosten. Wir machen allerdings erst Station im Geilweilerhof, dem Rebenforschungsinstitut des Bundes: Wissenschaft, Wein und ein reichhaltiges Menü, das ist doch eine überzeugende Kombination. Nach einem saftigen Gulasch vom Pfälzer Reh besichtigen wir das Labor und staunen, daß bei der Führung sorgsam das Wort "Gentechnik" vermieden wird. Da müssen wir natürlich gleich nachfragen und stoßen auf einen wunden Punkt. Man hat im Geilweilerhof offenbar nicht die besten Erfahrungen mit dem Wissenschaftsverständnis von Volk und Politik gemacht. "Ach, die Frau Künast!"
Eine halbe Stunde später schauen wir noch beim Weingut Ökonomierat Rebholz vorbei, laut Gault-Millau ja der beste Winzer der Pfalz. Der ausgeschenkte Spätburgunder hat sicher viel Holz gesehen, aber ist er so viel besser als die vielen anderen guten Spätburgunder? Dasselbe beim Gewürztraminer: sehr schön sortentypisch und elegant, aber herausragend? Vielleicht sollten die Gault-Millau-Leute mal konsequent die Blindverkostung einführen.
Ein so gesunder Tag kann natürlich nur vitaminreich ausklingen. Zufälligerweise spielt ausgerechnet heute das Wiener Gemüseorchester im Nationaltheater Mannheim, und wir erleben ein außergewöhnliches Konzert. Die Stücke sind stark perkussiv geprägt, und beim Song Krautrock fliegen buchstäblich die (Kohl-)Fetzen, wow. Nach einer Stunde ist die Bühne voller Gemüseabfälle, und wir stellen uns die bange Frage: Ob das Gemüseorchester wohl jemals von Bob Geldof zu einem Live-Aid-Konzert eingeladen wird?
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