Sonntag, 30. November 2008

GOTO Godot

Dank der unermüdlichen Anstrengungen unserer Kommunalpolitiker ist Karlsruhe eine Stadt, die sich bestens mit absurdem Theater auskennt. Doch wenn wirklich mal Warten auf Godot auf die Bühne gebracht wird, sollte man sich das natürlich trotzdem ansehen. Also ab auf/in die Insel, die Spielstätte des Badischen Staatstheaters für moderne Bühnenstücke.

Als treuer Hofstadter-Jünger hatte ich ja wirklich beinahe jahrzehntelang darauf gewartet(!), Warten auf Godot zu sehen, und beinahe ebensolang hatte ich der Versuchung widerstanden, das Stück zu lesen. Und ich muß sagen: Es hat sich gelohnt. Als alter Kantianer besitzt man natürlich automatisch eine gewisse Abneigung gegenüber allen Kunstformen und -werken, die irgendwelchen Zwecken folgen, doch diese Gefahr besteht bei absurden Theater natürlich in keinster Weise.

Und dennoch haben unzählige Theaterfreunde versucht, einen höheren Sinn oder eine Aussage im Stück zu finden. Beckett kannte ja seine Pappenheimer und hat gemeinerweise eine ganze Reihe von Interpretationssackgassen eingebaut, in die sich jeder zweite Kritiker natürlich gern verrennt - er selbst sah keinen Sinngehalt. Ich bin aber der Meinung, daß es eben doch eine Person gibt, die genau weiß, worin die Aussage des Stückes liegt: Godot selbst. Man muß ihn nur fragen, sobald er vorbeikommt. Ganz bestimmt morgen!

Die Aufführung selbst ist überraschend dicht und ohne größere Längen, keine ganz schlechte Leistung bei der Textvorlage. Die fünf Schauspieler überzeugen allesamt durch angenehme Absurdität. Zum Schluß noch eine feine Regieidee - sechs(!) Schauspieler verbeugen sich vor dem Publikum!



PS: Leider hatten wir diese Idee, nicht Regisseur Donald Berkenhoff. Ob das schon mal jemand so inszeniert hat? Und die große Preisfrage: Würde das Stück dadurch absurder oder realer?

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