Heute ist Samstag
In Karlsruhe stehen mal wieder die Händel-Festspiele an, und die ganze Stadt ist mit Werbeplakaten zugepflastert. Wie in jedem Jahr kommt mir Friedrich Jahn in den Sinn, der legendäre Gründer der Imbißkette Wienerwald. Hätte der nicht regelmäßig Hendl-Festspiele veranstalten können? Er war doch sonst so umtriebig in der Werbung, man denke nur an seinen legendären Slogan: "Heute bleibt die Küche kalt, wir gehen in den Wienerwald". Ein geflügeltes Wort, das zugleich irgendwie ja auch ein Geflügelwort ist.
Nach einem halben Dutzend Plakaten und entsprechend vielen Assoziationen bekomme ich tatsächlich Appetit und beschließe, nach langer Zeit mal wieder ins Weinbrenner zu gehen - ein Restaurant-Café, das von sich selbst glaubt, das erste Haus am Platz zu sein. Und das ist es ja auch, jedenfalls zumindest am Marktplatz. Das Raumkonzept hat mir allerdings von Anfang an gefallen: vorn der Restaurantbereich, in der Mitte das Café, ganz hinten dann eine Barlandschaft mit Piano.
Das Problem des Weinbrenners war allerdings schon immer der inoffizielle Wettbewerb, den es sich mit den Badischen Weinstuben im Botanischen Garten lieferte: Wer bietet den schlechtesten Service der Stadt? Lange Zeit lagen die Badischen Weinstuben vorn, doch inzwischen scheint das Weinbrenner aufgeholt zu haben. Zwei der Sessel an meinem Tisch haben riesige Kaffeeflecken, und auf den anderen beiden liegen noch Brötchenkrümel, womöglich vom Frühstück. Unerfreulich, aber kann ja mal passieren.
Immerhin muß ich auf meine Bestellung kaum warten. Sowohl dem Milchkaffee als auch dem Nußkuchen merkt man allerdings an, daß Karlsruhe in einer Weingegend liegt: Mein angeblich "großer" Milchkaffee hat rund ein Viertele zu wenig Inhalt, und der Kuchen orientiert sich an den Gepflogenheiten des modernen Weinausbaus - er ist trocken.
Fazit: 6,50 Euro kann man durchaus besser investieren.
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