Sonntag, 18. Februar 2007

Weinzigartig

Was spricht dafür, nach Strasbourg zu reisen? Der beste Grund ist natürlich, wenn man einen der knapp 800 bequemen Sitze im Europäischen Parlament ergattert hat und sich alle zwei oder drei Monate zu einer Sitzung in die Europastadt begeben muß. Einmal pro Jahr sollten aber auch Normalsterbliche nach Strasbourg fahren, nämlich zum Salon des Vins der unabhängigen Winzer Frankreichs.

Günther hat sogar irgendwie kostenlose Eintrittskarten aufgegabelt, und so machen wir uns an diesem schönen Sonntagmorgen auf den Weg ins Elsaß - in charmanter französischer Begleitung: Karin und Chantal haben den Salon bereits öfter besucht und kennen einige der ausstellenden Winzer. Das kann ja heiter werden.

Der erste Eindruck in der Messehalle ist überwältigend. Knapp 600 Winzer aus allen Weinregionen Frankreichs bieten ihre Erzeugnisse an, hinzu kommen zahlreiche Imbißstände mit Käse, Foie gras oder Schinken. Wie soll man sich da bloß zurechtfinden? Ganz einfach: indem man abwechselnd auf Karin oder Chantal hört. Und so arbeiten wir uns in stetig steigender Stimmung durch die Weinschätze Frankreichs. Besonders angetan sind wir vom Jurançon Sec der Domaine du Cinquau aus dem Armagnac. Der einfache 2004er (8,60 Euro) hat die Silbermedaille der Unabhängigen Winzer bekommen, aber noch besser gefällt uns sein großer Bruder (12,10 Euro), der im Eichenfaß ausgebaut wurde.

Kurze Zeit später stoßen wir ganz zufällig auf einen echten Geheimtip, den Château Puy Bardens 2003. Für 8,15 Euro erhält man einen ganz erstaunlichen Bordeaux - wenn man sich für die Cuvée Prestige entscheidet. Die Sensation des Tages ist für uns aber der Arbois Blanc der Domaine Martin Faudot. Die Rebsorte Savagnin wird leider kaum noch angebaut, scheint aber unserem Gewürztraminer zu ähneln. Hier im Arbois Blanc wirkt sie bananig-brotig und wirklich außergewöhnlich. Sage noch einer, Jura sei langweilig! Leider gelingt es Günther nicht mehr, noch einen Karton zu ergattern - wer zu spät kauft, den bestraft das Leben. Da müssen wir im nächsten Jahr wohl wieder nach Strasbourg ...

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