Sonntag, 11. Februar 2007

Schach dem Go

Schach gilt in der westlichen Öffentlichkeit noch immer als das königliche Spiel. Allerdings besteht das einzig wirkliche Königliche an Schach leider lediglich darin, daß eine Spielfigur zufälligerweise "König" heißt. Tatsächlich ist Schach aber eher ein bäuerliches Spiel, und zwar nicht nur wegen der Spielfigur, die auf dem Schachbrett am häufigsten vorkommt. Schach hat nämlich zwei große Schwachstellen: Zum einen braucht es einen Wust an verschiedenen Spielfiguren und Regeln, um auf seine Komplexität zu kommen - von königlicher Eleganz keine Spur. Und zum anderen hat die Spielstärke von Computern längst die der besten menschlichen Spieler überholt.

Es gibt eine ganze Reihe von Spielen, die ohne diese beiden Mankos auskommen, zum Beispiel Hex, TwixT oder Amazons. An der Spitze steht natürlich Go. Es kommt mit überraschend wenigen Regeln aus und weist trotzdem eine Spieltiefe auf, die unerreicht ist. Zudem hat es noch niemand geschafft, ein Computerprogramm zu entwickeln, das gegen starke Spieler auch nur den Hauch einer Chance hätte.

Allerdings ändert sich das gerade. Bislang lag die Schwierigkeit darin, daß man bei Go sehr viel mehr Zugmöglichkeiten hat als bei Schach. Wollte ein Computer die Siegchancen bei allen möglichen Zügen durchrechnen, würde er Methusalem und doch nicht fertig. Hier kommen die sogenannten Monte-Carlo-Algorithmen ins Spiel. Der neue Ansatz besteht darin, nicht systematisch alle Zugmöglichkeiten zu bearbeiten, sondern nur eine Art Zufallsauswahl. Je geschickter man diese "zufälligen" Züge auswählt, desto höher die Spielstärke.

Fällt mit leistungsstarkem Computer-Go eine der letzten Bastionen der menschlichen Intelligenz? Die Frage wird heiß diskutiert, und man kann zwei Meinungsfraktionen ausmachen. Die einen finden, Computer-Go würde die menschliche Intuition abwerten. Die anderen sagen, auch Computer-Go sei ja eine menschliche Erfindung - und darum ein brillanter Beweis der Leistungsfähigkeit unseres Gehirns. Ich neige eher der ersten Gruppe zu, aber es gibt gute Argumente für beide Seiten.

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