Badriotismus
Das Karlsruher Fächerbad dürfte das Lieblingsschwimmbad aller Beamten sein. Die Eintrittspreise des Hauses sind nämlich dermaßen kompliziert und unverständlich, daß praktisch niemand den jeweils gültigen Preis herausfinden kann. Kleine Aufgabe: Wieviel muß man bezahlen, wenn man am Montag von 9 bis 11 Uhr schwimmen gehen möchte und keine Bonuskarte besitzt - dafür aber eine rote Badehose? Und wieviel, wenn man statt dessen einen gelben Badeanzug trägt? Alle wichtigen Angaben zur Lösung finden Rätselfreunde hier.
Mir ist es nach mehr als 6 Jahren endlich gelungen, eine Jahreskarte für Abendschwimmer zu erstehen (73 Euro - vermute ich zumindest), und so ziehe ich mal wieder gemütlich meine Runden. Selbstverständlich erst nach 21 Uhr - vorher ist es meist viel zu voll im Becken. Nach der Planscherei stoße ich im Umkleidebereich auf eine Horde grölender Halbstarker und fürchte das Schlimmste. Ich höre nur heraus, daß man demnächst noch zur "Tanke" möchte. Alkoholhaltige Getränke abends bei Aral kaufen, das ist mal wieder typisch für unsere verdorbene Jugend! Doch plötzlich kippt die Stimmung. Es geht gar nicht um Bier, sondern um Lutscheis! Die jungen Herren diskutieren detailliert und durchaus sachlich die Vorzüge verschiedener Sorten und einigen sich schließlich auf Nogger Choc. Dann stimmen sie ganz unvermittelt einen Lobgesang auf Karlsruhe ein, und zwar gar nicht mal unmelodisch!
Ehrliche Zufriedenheit, das Fundament badischen Selbstverständnisses. Und warum auch nicht! All diese Jugendlichen werden einen Ausbildungsplatz erhalten, einige werden an der Eliteuni KA studieren, und einige werden sich mit einer Softwarefirma selbständig machen und reich werden.
Vielleicht sind die Eintrittspreise des Fächerbades ja strategisch gedacht. Wer bereits früh im Leben analytisch herausgefordert wird, hat später mehr Erfolg im Leben. Nach PISA ist eben alles pädagogisch.
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