Spielenachmittag
Wir treffen uns mal wieder zu einem Spielenachmittag bei Anja. Nach einer Aufwärmrunde Sticheln kann ich die anderen völlig überraschend zu einem Klassiker überreden, der sonst praktisch nie auf den Tisch kommt: Intrige. Bei diesem Spiel geht es darum, Gelehrten möglichst lukrative Posten an Fürstenhöfen zu verschaffen. Dazu trifft man mit den anderen Spielern Vereinbarungen: "Ich schicke meinen Chemiker auf Deine 6.000-Dukaten-Stelle, und dafür bekommt Dein Theologe meinen 6.000-Dukaten-Job - O.K.?" Das Schöne: Man muß sich nicht an die Vereinbarungen halten. Am Ende gewinnt derjenige, der die anderen am glaubhaftesten belügt. Also Doris.
Was mich an Intrige immer wieder fasziniert, ist die Tatsache, daß oft der ehrlichste Spieler gewinnt. Für Kinder und Jugendliche ist es also völlig ungeeignet, sie bekommen sonst ja eine vollkommen falsche Vorstellung von der wahren Geschäftswelt.
Anja hat übrigens gerade einen vierbeinigen Mitbewohner: Lionel, einen überaus schlecht erzogenen Foxterrier, dessen Name auch noch auf O betont wird. Roger und ich sind uns ausnahmsweise mal einig - wir haben selten einen neurotischeren Hund erlebt. Anja muß ihn glücklicherweise nur noch eine Woche ertragen, dann kommen seine Besitzer aus dem Urlaub zurück.
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