Sonntag, 25. März 2007

Odyssee im Stadtraum

Geli und ich beschließen, mal wieder ins Kino zu gehen. Wir wollen uns Der letzte König von Schottland ansehen, den Film, für den Forest Whitaker einen Oscar bekommen hat. In der Schauburg dann die absehbare Enttäuschung: Es gibt natürlich keine Karten mehr. Spontaneität und ihre Folgen ... Hm, kein Problem, gehen wir halt in den Filmpalast am ZKM! Kaum dort angekommen, stellen wir fest, daß der nächste Film erst um Viertel vor elf beginnt, ein bißchen zu spät für uns. Notfallplan 2: ab ins Vin fou, ist ja praktisch nebenan und außerdem immer eine Reise wert. Leider hatten ca. 50 Gäste vor uns dieselbe Idee, so daß wir natürlich keinen Platz mehr bekommen. Die Abendgestaltung wird allmählich zu einem ernsthaften Problem. Jetzt müssen wir nehmen, was wir kriegen können. Wir marschieren also zur Gurke und finden dort tatsächlich zwei freie Plätze, juhu! Streng genommen hätten wir noch halb Karlsruhe mitbringen können, denn wir sind die einzigen Gäste. Aber wir bestellen tapfer ein Anstandsweinchen (Geli einen Spanier, ich einen Dornfelder) und ziehen dann weiter.

Unsere Flucht endet in der Heiligen Sophie, der Weinstube mit dem aufregendsten Internetauftritt aller deutschen Wirtshäuser. Wir belegen die Chaiselongue am Eingang und fühlen uns endlich im Abend angekommen. Nach dem ersten Schluck Wein witzeln wir fleißig hin und her, und da Geli in den letzten Wochen in kammermusikalischer Stimmung ist, erfindet sie kurzerhand eine neue Gattung: das Tritett. Es kann wahlweise als Trio für fünf Musiker oder als Quintett für drei gespielt werden. Vielleicht eine Herausforderung für unseren Stadtkomponisten?

Später stößt mehr oder weniger zufällig noch Dietmar dazu, der ernsthafte Pianist. Er möchte an diesem Samstagabend über Alfred Brendel diskutieren und greift ihn scharf an wegen dessen Werktreue. Seiner Meinung nach sei interpretatorische Freiheit die wahre Exaktheit. Liberalismus schön und gut, aber doch nicht in der Kunst! finde ich. Doch die Diskussion versandet und mit ihr ein trotz allem gelungener Abend.

Seit kurzem ist GELI übrigens ein Managementinstrument, das etwa 200 Dollar kostet.

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