Montag, 17. September 2007

Watt für die Seele

Kleine Auszeit in den Notizn - glücklicherweise mit der bestmöglichen Ausrede: Urlaub! Wir hatten uns für ein paar Tage auf Amrum entschieden, dem Aufladegerät im Wattenmeer. Vorher standen allerdings noch Danielas Hochzeit und ein Zwischenaufenthalt bei Sonni & Tom in Hamburg auf dem Programm.

Zuerst also die Hochzeit in Mariensee, einem kleinen Dorf irgendwo nordwestlich von Hannover. Wir haben einen tollen Tisch erwischt und unterhalten uns prächtig, bis sich die ganze Gesellschaft zu einem risikoreichen Ritual versammelt: dem Brautstrauß-Wurf. Mit bangen Augen beobachte ich das Spektakel, und es kommt genau so, wie es kommen muß. Natürlich fängt ausgerechnet Anke Danielas Strauß auf, und wir müssen zur nicht unerheblichen Erheiterung der Feiergäste ein Tänzchen hinlegen. Am nächsten Morgen stehlen wir uns früh aus dem Hotel und fahren unbemerkt nach Hamburg weiter - vielleicht gerät die Episode in der Familie ja schon bald in Vergessenheit.

In der Hansestadt werden wir bereits von Tom erwartet, der ein anspruchsvolles Besuchsprogramm auf die Beine gestellt hat und uns mit seinem Gaul erst mal durch die Stadt kutschiert. Wir schließen eine beeindruckende Hafenrundfahrt an und freuen uns über die launischen Kommentare des Sprechers. Abends kehren wir dann bei einem ausgezeichneten Inder ein, wo ich den Fehler des Tages begehe: Der wohlklingende "Kräuter-Lassi" entpuppt sich als flüssiger Tsatsiki. Gewöhnungsbedürftig! Am nächsten Tag schauen wir uns das Miniatur-Wunderland in der Speicherstadt an. Kleiner Tip: Nächstes Jahr wird der Schweizer Abschnitt fertiggestellt, der sozusagen eine Kolossalminiatur wird - paradox, aber unbedingt sehenswert. Am Abend zocken Tom und ich noch je zwei Partien TwixT und Legie. Beide Runden enden salomonisch 1:1.

Dienstag machen wir uns dann auf den Weg nach Amrum. Unterwegs entdecken wir noch ein bemerkenswertes Wahlkampfplakat von Klaus Michael Tatsch, einem Kandidaten für die Wahl zum Landrat in Nordfriesland (sein Ergebnis: immerhin 11 Prozent). Durch einen unerklärlichen Druckfehler steht auf seinen Plakaten nämlich "Tratsch". Wir stellen uns Begegnungen mit dem Bürger vor: "Ach, Herr Tratsch! Schön, Sie zu sehen - was gibt es denn Neues?" Schon wenig später sind wir in Dagebüll und besteigen die Fähre (Amrum-Profis empfehlen übrigens die Fähre durch die Halligen ab Schlüttsiel).

Der Mittwoch beginnt sportlich mit einer Wanderung über den Kniep, Amrums erstaunlich breiten Sandstrand an der Westküste (der ja eigentlich gar nicht zu Amrum gehört). Anke sammelt etwa die Hälfte aller Muscheln ein, und ich befürchte schon Schwierigkeiten mit der Amrumer Touristikbehörde. Doch der Tag endet friedlich, wenn auch nicht unbedingt mit ortstypischen Getränken: Wir setzen auf einen elsässischen Gewürztraminer (übrigens eine Empfehlung von Gerd Rindchen) und einen badischen Federweißen.

Nach einem ereignisreichen Donnerstag wird unsere kulinarische Flexibilität abends auf eine harte Probe gestellt: Die berühmte Blaue Maus hat geschlossen, und im Seefohrerhus am Hafen ist praktisch alles aus (einschließlich der Getränke), so daß wir schließlich hungrig im Steuerrad stranden. Alle entscheiden sich für vernünftige Getränke, nur ich muß mal wieder auf Wein setzen und werde mit einem nicht gerade berühmten Weißburgunder und einem gähnend langweiligen Spätburgunder bestraft ("Visions" by Philipp Maurer, Rheinhessen).

Auch der nächste Tag wird von Flüssigkeiten bestimmt: Bei 14-15 Grad Lufttemperatur schmeiße ich mich in die Nordsee, deren Wasser erfreulicherweise wärmer als die Luft ist. Doch das ahnen die Spaziergänger am Strand natürlich nicht, so daß ich ganz entspannt Heldenpunkte einfahre. Anschließend dokumentiert Anke fotografisch meine Versuche, mich bei Windgeschwindigkeiten von ca. 100 km/h wieder anzuziehen. Das Ganze wirkt etwas weniger elegant, und ich muß die Heldenpunkte wieder abgeben.

Unsere letzten 24 Stunden auf Amrum beginnen mit einem Frühstück im Hotel Hüttmann, wo immerhin zumindest die Preise erstklassig sind. Anschließend lassen wir uns noch einmal kräftig auf dem Kniep durchpusten und gönnen uns dann Kaffee & Kuchen im Teehaus Burg, das angeblich auf den Resten einer alten Wikingerburg thront. Aber haben Wikinger tatsächlich in Burgen gelebt? Vermutlich eine Frage, die man als Urlauber nicht stellen sollte ...

Am Montag treffen wir dann gut erholt in Karlsruhe ein. Wahrscheinlich nicht unsere letzte Reise an die Nordsee!

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