Encore
Spannungsreiches Theater mit überraschend absurden Einlagen gibt es im Karlsruher Rathaus das ganze Jahr über. Lediglich in der Vorweihnachtszeit wechselt man die Kunstgattung und bietet ausnahmsweise auch mal Konzerte an, nämlich die Reihe Musik im Rathaus. Vorteil: Die Konzerte sind kostenlos. Nachteil: Sie finden im Bürgersaal statt; man muß also die ganze Zeit auf die furchterregende Kolossalinstallation Erwin Spulers blicken, die dort bedauerlicherweise die Wand schmückt. Und das ja nun schon seit 1955! Manchmal bewundere ich unseren Gemeinderat dafür, daß er trotzdem dort tagt. Vielleicht erklärt die Aura des Raumes ja auch einige der merkwürdigeren Entscheidungen unserer gewählten Vertreter.
Der Start der Reihe macht jedenfalls dieses Jahr das Nokiyo-Piano-Trio, ein Ensemble aus Studentinnen der Musikhochschule. Es geht etwas müde los, obwohl sich die Damen für ihren Auftakt eine Rakete ausgesucht haben: Beethovens Gassenhauer-Trio. Am besten gefällt mir Na-Young Yoon an der Geige, die immerhin für den einen oder anderen Farbtupfer sorgt. Nach Max Regers dunklem e-moll-Trio op. 102 machen sich die Mädels dann an das Klaviertrio op. 49 von Mendelssohn Bartholdy und tauen endlich auf. Man kann es gewiß noch eine Idee spritziger spielen - aber wohl nicht mit Erwin Spuler im Rücken!
Die Reaktion der Nokiyos auf den freundlichen Applaus geht mir dann allerdings etwas zu weit: Schon nach dem zweiten Aufgang beglücken sie uns mit einer Zugabe. Ich muß an Ettlingen denken: If you can't make it there, you can't make it anywhere. Wenn das so weitergeht, bestehen Konzerte bald nur noch aus Zugaben ...
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