Sprechmittel
Der Verein Deutsche Sprache wird erwachsen. Nachdem der Verein jahrelang praktisch nur für seine Mahnungen bekannt war, möchte er nun auch durch positive Beiträge auffallen. Darum hat er jetzt ganz frisch das Sprachsiegel ins Leben gerufen, eine Art TÜV-Plakette für deutsche Sprache. Schön die Eigenwerbung auf der Startseite: "Umständlich geht´s immer. Einfach geht´s besser: Mit dem VDS-Sprachsiegel. Wer es hat, spricht die Sprache seiner Kunden: klar, logisch, treffend". Billiges Stakkato-Werbedeutsch, zwei falsche Apostrophen und auch noch ein Rechtschreibfehler - kongruent!
Grundsätzlich ist die Idee des VDS ja nicht schlecht, Sprachmüll gefällt niemandem. Aber wird auch nur ein einziges Unternehmen bis zu 9.000 Euro für die Sprachsiegel-Zertifizierung zahlen? Wer sich das Siegel auf eine Werbebroschüre pappt, outet sich damit in der kulturfernen deutschen Öffentlichkeit sofort als Bildungsbürger und/oder Freund der nationalen Symbolik. Beides trägt nicht zwangsläufig zu einem höheren Abverkauf des beworbenen Produkts bei.
Und "E-Post" statt "E-Mail" auf der Kontaktseite ist wohl ein Manierismus, der der Sache nicht unbedingt dienlich ist - vor allem, wenn man einen falschen Server angibt. Lieber Herr Dr. Pogarell, Ihre E-Mail-Adresse lautet: info@betriebslinguistik.de. Mit S!
Wie könnte man der deutschen Sprache tatsächlich helfen? Vielleicht wäre vernünftiger Deutschunterricht keine schlechte Idee. Oder ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk, der auf Dudelprogramme verzichtet und statt dessen seine Bildungs- und Kulturfunktion etwas ernster nimmer ...
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