Sonntag, 2. November 2008

Maria Stuart im Staatstheater

Es ist wie bei Verdi und ver.di: Immer wenn ich an Schillers Maria Stuart denke, kommt mir seit letztem Jahr unfairerweise Elfriede Jelinek in den Sinn. Gerade vor dem Hintergrund von Schillers ästhetischer Theorie höchst unbefriedigend, aber leider wohl auf absehbare Zeit nicht zu ändern.

Sei's drum - wir wagen uns trotzdem in die Maria-Stuart-Aufführung im Badischen Staatstheater. Die Inszenierung von Boris von Poser ist nicht katastrophal, aber: Muß man im Theater denn immer zusätzliche Symbolik in die Stücke stopfen? Maria spielt praktisch die ganze Zeit aus einem Glaskäfig heraus, O.K. Doch warum muß auch Mortimer anfangs und zwischendurch unbedingt immer wieder in einem Kasten stecken? Klar, er ist im eigenen Glauben gefangen. Der Regisseur kann sich meinetwegen auch gern im stillen darüber freuen, daß er diese interpretatorische Entdeckung gemacht hat, aber er möge doch bitte das Publikum mit derartigen Trivialhinweisen verschonen. Und dann auch noch das: Plötzlich geht ein Alarmton los, als Maria den Käfig berührt. Die blödeste Idee des Jahres, Respekt!

Immerhin verbeugen sich am Ende des Stückes zwei Königinnen vor uns, das versöhnt natürlich. Und ich nehme einen herrlichen Satz von Amias Paulet mit, der sich durchaus als Leitmotiv jedes Dienstleistungsberufs eignet: "Gehorsam ist meine ganze Klugheit".

Auf dem Heimweg entdeckte ich neben der Evangelischen Stadtkirche noch ein schönes Plakat: Der grüne Gockel - für eine umweltfreundliche Kirche! Das sind doch mal gute Nachrichten: Allein schon aus Klimaüberlegungen sind Scheiterhaufen für die Kirche heute einfach keine Option mehr, die CO2-Emissionen der Ketzer und Häretiker würden uns ja in Teufels Küche bringen!

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