Samstag, 25. Oktober 2008

Ein Tag am Main

Wie üblich legen wir zum Jahresende hin einen Museumstag in Frankfurt ein. Dem ICE-Chaos zum Trotz kommen wir recht pünktlich am Main an und starten wienerisch im Alten Café Schneider. Uns gegenüber sitzt eine Mischung aus Ralph Giordano und Hans-Christian Ströbele. Der Herr bewegt sich betont langsam und wirkt dabei reichlich unzufrieden. Ein Hartz-IV-Empfänger? Nein, denn er wird plötzlich von einer Dame fotografiert. Offenbar also ein Künstler.

Nach der kleinen Stärkung machen wir uns auf dem Weg zum herrlichen Chinesischen Garten. Inzwischen kann ich ja durch keine Fußgängerzone mehr gehen, ohne sofort jeden billigen Wortwitz zu entdecken, und so stoße ich in der Zeil auf die Kanzlei von Rechtsanwalt Ralf Albern. Albern vor Gericht - ob das eine gute Strategie ist?

Als wir den Chinesischen Garten verlassen, müssen wir uns beim steinernen Drachen am Ausgang natürlich noch etwas wünschen, Ritus ist Ritus. Ich rolle die Steinkugel in seinem Maul vorschrifts- mäßig dreimal hin und her und wünsche mir inbrünstig, daß es mit dem elenden Aberglaube doch endlich einmal zu Ende gehen möge. Doch dummerweise habe ich die Kugel mit der linken Hand bewegt, das kann ja nichts werden! Übrigens steht direkt vor dem Garten ein Freiluft-Schachbrett. Schach, nicht Go - tz, tz!

Schließlich das Ziel unseres Ausflugs, die Schirn. Momentan läuft dort ja eine große Peter-Doig-Retrospektive, die man natürlich unbedingt gesehen haben muß. "Doig hat der Malerei das Atmosphärische zurückgegeben", "Bei Doig bleibt der narrative Aspekt im Ungewissen" usw. - ich kann das bald nicht mehr hören. Traut sich denn keiner zu sagen, daß auch in der Malerei heute fast alles trivial ist, weil man alles schon tausendfach an anderer Stelle gesehen hat? Bei Patenten spräche man von zu niedriger Schaffenshöhe, leider fehlt im Kunstjargon ein entsprechender Begriff. Immerhin schnappe ich im Vorbeigehen einen schönen Satz eines stirnrunzelnden Kunstkenners auf: "Wenn die Bilder eine gewisse Größe erreichen, wird der Rahmen unwichtig". In jeder Hinsicht ein wahres Wort!

Bevor wir nach Hause fahren, müssen wir endlich mal in die Touri-Pflichtgaststube, das Haus Wertheym direkt am Römer. Immerhin ist das Essen erwartungsgemäß reichhaltig.

2 Kommentare:

  1. ich fürchte, du warst einfach nur in der falschen Ausstellung... was die Kunstwelt wirklich bewegt, hättest du hier (http://mmk-frankfurt.com/de/show.html) gefunden :-)

    Gruß, Guido

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  2. Oder man geht gleich mit basispädagogischem Anspruch in die Ausstellung Wasser Farbe Licht im Städel ... :)

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