Dienstag, 23. Februar 2010

Neues vom Staatsfunk

Stefan Niggemeyer hat in seinem Blog wieder einmal eine Diskussion zur Stellung der öffentlich-rechtlichen Rundfunksender angestoßen. Ich finde zwar, daß wir nichts verlieren würden, wenn es von heute auf morgen keine Öffis mehr gäbe. Doch man kann ja angesichts der zerbröselnden Verlagslandschaft meinetwegen ruhig die Ansicht vertreten, daß wir einen Medientypus brauchen, der nicht streng quoten- oder PI-orientiert arbeitet und zumindest in Teilen dem Allgemeinwohl verpflichtet ist.

Aber selbst wenn man das so sieht – warum muß der öffentlich-rechtliche Rundfunk unbedingt in Molochform organisiert sein? Durch große Anstalten stellt man lediglich sicher, daß es andere Anbieter auf dem Informationsmarkt besonders schwer haben. Wenn man ernsthaft der Ansicht ist, daß es ohne Staatseingriff keine Informationsfreiheit gibt, wäre doch ein anderer Weg viel sinnvoller: Man orientiert sich an anderen Bereichen und gewährleistet die Versorgung der Bevölkerung mit Informationen über entsprechende Ausschreibungen. Eine Stadt möchte, daß ihre Bürger mit lokalen Informationen und Analysen versorgt werden? Dann beauftragt sie ein oder zwei Redaktionsbüros für eine gewisse Zeit mit entsprechender Berichterstattung. Wenn sie sich bewähren, erhalten sie den Auftrag später erneut. Wenn nicht, bekommen andere Journalisten eine Chance.

Natürlich müßte man sicherstellen, daß die Politik nicht einfach willfährige Redaktionen beauftragt. Es ginge also wahrscheinlich nicht ohne starke Bürgerbeteiligung. Selbst wenn man nur die Hälfte der derzeitigen Rundfunkgebühren veranschlägt, könnte man eine unerreichte Dynamik in der Medienlandschaft entfachen.

Aber daran haben unsere Rundfunkpolitiker natürlich kein Interesse.

Italienische Reise

Noch bis Ende Januar läuft die Ausstellung Art and Illusions im Palazzo Strozzi in Florenz. Wir fahren auf den letzten Drücker hin und können schon eine halbe Stunde nach unserer Landung nachweisen, daß Italianità das Gegenteil von Swissness ist. Und zwar so: Am Bahnhof fragen wir zwei Busfahrer, ob unsere Zielhaltestelle auf ihrer Route liegt. Beide wissen es nicht. Daraufhin steigen wir unerschrocken in den dritten Bus und stellen einem Passagier dieselbe Frage. Auch er hat keine Ahnung, fragt aber einen weiteren Fahrgast ... und dieser einen weiteren ... und so weiter. Nach wenigen Sekunden diskutiert der ganze Bus lustvoll mit, ohne daß wir der Antwort näher kommen. Schließlich empfiehlt man uns den Ausstieg an einer letzlich falschen Haltestelle. Bella Italia!

Apropos Busbahnhof: Zunächst sind wir erschrocken angesichts des jämmerlichen Zustands des Wartebereichs. Später erfahren wir staunend, daß das verfallene Areal Kunst ist, absichtsvoll angelegt wurde und an verlassene Bastionen erinnern soll. Ein Interpretationsprinzip, von dem auch die eine oder andere deutsche Innenstadt lernen kann!

Am nächsten Tag natürlich erst einmal Pflichtprogramm: Dom bleibt Dom, da helfen keine Pillen. Während des Aufstiegs zu der in vielfacher Hinsicht bemerkenswerten Kuppel stoßen wir mehrfach auf Warnschilder mit dem Hinweis "Do not write on the walls" - natürlich jeweils an den wenigen Stellen, die noch nicht bekritzelt sind. Hofstadterissimo! Dann geht es in den Strozzi-Palast. Gleich hinter dem Eingang ärgert sich Anke über eine dreiste Dame, die ihr die Sicht vor einem Bild versperrt. Sie tippt ihr auf die Schulter ... und löst damit einen Alarm aus, denn bei der Dame handelt es sich um die Skulptur Woman with Child in Stroller von Duane Hanson. Besser kann eine Ausstellung über optische Täuschungen ja wohl nicht beginnen! Ich bleibe am Gemälde Artnica von Jacques Poirier hängen, das mich merkwürdig berührt, obwohl bzw. wahrscheinlich weil es so trivial ist. Im Museumscafé sind wir sehr beeindruckt von der Lampe Venti Volte des Berliners Markus Bader.

"Farsi avanti" - die Bedeutung dieses Konzepts lernt man von den Italienern sehr schnell. Erstaunlicherweise müssen wir uns bei den Uffizien aber nicht vordrängeln, weil praktisch niemand außer uns in die Ausstellung möchte. Schon nach wenigen Minuten stehen wir also in der ehrfurchtgebietenden Kunstsammlung. Hier wird ja hervorragend dargestellt, daß das Abendland nur etwa 1.500 Jahre brauchte, um den zerstörerischen Einfluß des Christentums auf Geist & Vorstellungskraft zu neutralisieren. Apropos Vorstellungskraft: Nach einigen Stunden Kunstgenuß stärken wir uns im Café Rivoir, wo die Kellner unvorstellbar hochnäsig sind.

Am nächsten Tag geht es mit dem Zug nach Lucca. Das Bahnwesen ist in Italien ja auf einem deutlich höheren Niveau als zum Beispiel in Ägypten. So holt unser Zug laut Ansage innerhalb von nur 5 Minuten eine Verspätung von 13 Minuten auf. Chapeau! In Lucca schlürfen wir zufällig den besten Espresso, auf den wir jemals stießen, und dann auch noch in einer Bar, die bemerkenswert banal Moka Bar heißt.

Während der Weiterfahrt nach Pisa bleibt unser Zug plötzlich auf offener Strecke stehen. Keiner weiß, warum, aber alle Fahrgäste reden fleißig mit. Irgendwie kommen wir aber doch noch an und begeben uns sogleich zum berühmten Campanile. Galileo Galilei hat hier ja vor mehr als 400 Jahren angeblich die Naturwissenschaft erfunden, aber warum hat er in der wundersamen Wendeltreppe eigentlich nicht gleich das Prinzip der modernen Achterbahn dazuentdeckt?

Montag, 8. Februar 2010

Aufgelesen (17)

"Ich muß gestehen, daß es einen Aspekt in diesem Buch gibt, der mir bisweilen Unbehagen bereitet, nämlich das ins Auge springende Ungleichgewicht zwischen seinen unterschiedlichen Themen. Wie können zwei Themen wie Rubiks Zauberwürfel und das nukleare Armageddon in ein und demselben Buch von ein und demselben Autor mit gleicher Ausführlichkeit behandelt werden?"

Douglas Hofstader, Metamagicum

Mittwoch, 3. Februar 2010

Aufgelesen (16)

"Das abgesprochene Anfertigen von Kornkreisen, die Vermarktung sowie das Behaupten, der Kreis sei 'echt', ist in Deutschland legal."

Montag, 1. Februar 2010

Jein

"Is there an English equivalent for 'jein'?" - "Yes and no."