Freitag, 8. Februar 2008

Leimgruber, Demierre, Philips

Bislang war für mich Alexander von Schlippenbach das Maß alles Dinge, wenn es um Freejazz ging. Noch freier, noch mehr Improvisation - geht das überhaupt? Aber hallo! droht mir Karsten an, bevor das Konzert von Urs Leimgruber, Jacques Demierre und Barre Philips beginnt. Die Bude ist voll, was bei radikalem Freejazz einigermaßen ungewöhnlich ist. Aber es spielen ja drei "Musiker von Weltrang", wie uns das Programmheft des Jazzclubs Karlsruhe wie immer höchst kenntnisreich informiert. Außerdem schneidet wieder mal der SWR mit, folglich scheint es spannend zu werden. Also rein ins Vergnügen!

Und tatsächlich: LDP sind echte Freiheitskämpfer. Man hat im Jazzclub ja schon so einiges gehört, aber was die drei auf der Bühne mit ihren Instrumenten anstellen, ist schon erstaunlich. Held des Abends ist Urs Leimgruber, der aus seinem Instrument außerordentlich unsaxophonische Klänge herauskitzelt.

In der Pause schwebt plötzlich ein großes Fragezeichen über dem Publikum. Ist das schon die Pause oder noch Teil des Stückes? Urs Leimgruber bewegt sich in merkwürdigen Schritten über die Bühne. Nach kurzer Zeit wird uns klar, daß das Scharren auf der Bühne kein Geräusch ist, sondern Bestandteil der Musik 1). Dann verlangt er von Elke ein grünes Handtuch. Wir rätseln, welche musikalische Bedeutung die Farbe wohl hat? Doch es stellt sich heraus, daß das Handtuch selbst in diesem Fall keine kulturelle, sondern lediglich hygienische Bedeutung hat, puh.

Ein sehr beeindruckendes Konzert.



1) "Organisierte Geräusche", wäre das mal eine hinreichend allgemeine Definition des Begriffs "Musik"?

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