Samstag, 24. Mai 2008

Tanz im Mai

Das Programm des Festspielhauses Baden-Baden ist ja nun wirklich ganz einfach gestrickt. Man schickt dort ausnahmslos Weltklassekünstler mit ihren größten Programmen auf die Bühne. Aber immer nur Brendel, Hahn oder Perahia anhören? Nein, das würde auf Dauer ermüden. Darum wagen wir den Kategoriensprung und gönnen uns erstmals einen Ballettabend im Festspielhaus. Die Compañía Nacional de Danzas unter Nacho Duato präsentiert ein munteres Dreierprogramm - mal gucken, wie's wird!

Es wird eine Sensation. Schon das erste Stück Arcangelo fesselt uns alle. Zu Musik von Corelli und Scarlatti drücken die Spanier vor einer gold-grauen Bühne reine Schönheit aus. Die Choreographie bleibt nah an der Musik, weicht aber im genau richtigem Maß von ihr ab, so daß stets angenehmste Hochspannung herrscht (hier ein Ausschnitt). Im zweiten Stück Gilded Goldberg dann ein radikaler Wechsel - tanzen zu den Goldberg-Variationen, darf man das überhaupt? Wenn man es intelligent macht, durchaus! Duato hatte hier die feine Idee, die Regelhaftigkeit der Bachschen Musik durch subtile Gesten anzudeuten. Beispiel: Als eine Tänzerin den Arm hebt, wird dieser von einem Tänzern wieder heruntergedrückt. Auch diese Bewegungssprache wird aber elegant-sparsam eingesetzt. Das dritte Stück White Darkness schließlich raubt uns allen den letzten Rest Atem, den wir vielleicht noch hatten. Die Compañia setzt die Adiemus-Variationen II von Karl "Palladio" Jenkins ungemein effektvoll um: als Drogenfantasie! Lichtsäulen aus herabrieselndem Sand und mitreißende Tanzformationen, die an Schwarmintelligenz erinnern - wow.

Das gesetzte Publikum ist völlig aus dem Häuschen. So begeistert habe ich Baden-Baden noch nie erlebt. Noch zwei, drei zusätzliche Bravos, und man wähnte sich auf den Ettlinger Schloßfestspielen!

Doch selbst Sensationen können noch gesteigert werden, und so begeben wir uns nach der Vorstellung auf direktem Weg zum wichtigsten gesellschaftlichen Ereignis Karlsruhes, Guidos jährlichem Empfang. Das Motto in diesem Jahr lautet "Armenspeisung", doch das kulinarische Angebot wird diesem Anspruch nicht im Geringsten gerecht: Häppchen & Wein sind fantastisch.

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