Freitag, 27. Februar 2009

Nuke it

Wenn man früher einen Atomkrieg plante, war man oft monate-, wenn nicht jahrelang mit den Vorbereitungen beschäftigt. Heute kann einem das Internet dabei viel Arbeit abnehmen. So bleibt auch einem General der strategischen Atomstreitkräfte mehr Zeit für die Familie.

Mittwoch, 25. Februar 2009

Ein Zwanziger gegen Zwanziger

Der Journalist Jens Weinreich muß sich seit einiger Zeit gegen den Deutschen Fußballbund und dessen Präsidenten wehren, die ihn nach allen Regeln der juristischen Prozeßkunst piesacken ihm eine Meinungsäußerung untersagen lassen wollten (hier die Hintergründe). Eine ganz widerliche Sache, besonders für einen Verein, der immer noch als gemeinnützig gilt.

Nun hat Jens Weinreich einen Spendenaufruf gestartet, weil sein finanzielles Risiko allmählich unüberschaubar wird.

Dienstag, 24. Februar 2009

Mistelmist

Das öffentlich-rechtliche Qualitätsfernsehen hatte im September 2005 einschneidende Maßnahmen gegen Schleichwerbung im eigenen Programm beschlossen. Seitdem hat illegale Werbung bei ARD & ZDF Gott sei Dank nicht mehr die geringste Chance.

Daß jetzt in der Qualitätsserie Sturm der Liebe auffällige Hinweise zu einer Gagakrebstherapie anthroposophischen Misteltherapie auftauchen, ist also reiner Zufall.

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Donnerstag, 19. Februar 2009

Butterschutz

Juhu, die F.A.Z. wärmt die herrliche Milchpreisdiskussion wieder auf! Diesmal erscheint sie allerdings im knusprigen Buttermantel. Redakteur Reinhardt Wandter sehnt sich nämlich in die 50er Jahre zurück, als das halbe Pfund Butter noch zum "wahren Wert" verkauft wurde, was immer das auch sein mag. Zum Schluß dann ein Satz, der selbst für das F.A.Z.-Feuilleton bemerkenswert unsinnig ist: "Der Butterpreis ist ein Maß für die Evolutionsstufe der Gesellschaft". Wow!

In seinem Lebensmittel-Blog Mahlzeit schlägt Stefan Jacobasch eine interessante Interpretation dieses erstaunlichen Artikels vor: Möglicherweise stünde Butter hier allegorisch für den Journalismus, insbesondere die gedruckte Zeitung. Butter und Zeitung seien "... mit einer Menge Arbeit verbunden, jedoch dem stetigen Preisverfall ausgeliefert".

In einem Punkt unterscheiden sich Butter und Journalismus allerdings kategorisch: Butter wird geschmiert, Journalismus niemals. Wirtschaftliche Einflußnahme auf Zeitungen ist unter allen Umständen undenkbar. Noch nie vorgekommen und in der ganzen Branche geächtet!

Übrigens, am 26. Februar erscheint die nächste F.A.Z.-Beilage. Sie heißt ITK 2009 und stellt Services und Lösungen der IT-Branche vor.

(Bild: Wikipedia)

Montag, 16. Februar 2009

Wer nicht wackt, der nicht gewinnt

Nach einem Jahr Pause schaffen wir es endlich wieder zum Salon des Vins in Strasbourg, der Leistungsschau der unabhängigen Winzer Frankreichs. Diesmal wollen wir zwei Anfängerfehler von 2007 nicht begehen: a) Völlig unsystematisch durch die riesige Halle irren. b) Zu spät beim Stand von Martin-Faudot erscheinen und keinen der feinen Savagnin-Weine mehr ergattern.

Hervorragend vorbereitet treffen wir auf dem Messegelände Wacken ein. Um der Halle Herr zu werden, gehen wir diesmal äußerst systematisch vor. Ich hatte überlegt, nur Stände mit einer Primzahl anzusteuern, aber Günther schlägt eine andere Methode vor: nur 51er-Stände! Eine goldrichtige und hochrationale Wahl, wie sich später zeigt.

Denn ganz in der Nähe von C51 stolpern wir durch einen intelligenten Regelverstoß über C40, den Stand des Châteaus La Renaudie in der Nähe von Bergerac. Irgendwie gelingt es der Patronin Mme Allamagny, uns auf Französisch die Besonderheit der Renaudie-Weine zu erläutern: vier Rebsorten in einer assemblage! Wir schlagen sofort zu - bei 9,50 Euro pro Fläschchen bleibt einem aber auch nichts anderes übrig.

Natürlich schauen wir auch bei unseren Freunden vom Château Puy Bardens (E93) vorbei und füllen unsere arg gebeutelten Vorräte auf. Die kräuterige, aber nicht krautige Cuvée Prestige kostet dank Wirtschaftskrise nur wenig mehr als 2007 (8,80 Euro) und gefällt uns immer noch viel besser als die doppelt so teuren Weine vom Schwesterweingut Château La Haye.

Auch für Heiterkeit ist zwischendurch gesorgt, unter anderem durch Gerard Weinzorn (sic!) aus Niedermorschwihr (sic!). Onomastiker, en avant!

Donnerstag, 12. Februar 2009

Wunderhübsches Karlsruhe

Karlsruhe ist eine Oase des bürgerlichen Wohlstands. Die gesunde Wirtschaftsstruktur, ein vielfältiges kulturelles Angebot, herrliche Architektur und ordnungsliebende Einwohner machen die badische Metropole zu einer deutschen Vorzeigestadt.
Im Bild: Idyllische Februar-Impressionen aus dem Stadtteil Rintheimer Feld.

Mittwoch, 11. Februar 2009

Wilhelm III

Wie gibt man unserem neuen Wirtschaftsminister einen neuen Namen, zum Beispiel Wilhelm? Ganz einfach! Erstens: Man manipuliert seinen Wikipedia-Eintrag. Zweitens: Man wartet, bis renommierte Medien sich in ihrer Berichterstattung auf eben diesen Eintrag berufen - eine todsichere Sache, da kein Journalist heutzutage noch die Zeit zu eigener Recherche hat. Und drittens: Man schaut genüßlich zu, wie sich kurze Zeit später die fleißigen Wikipedia-Autoren auf die renommierten Medien berufen. Die Folgerung aus dieser herrlichen Posse kann nur lauten, immer kritisch gegenüber den Medien zu sein, insbesondere gegenüber den medienkritischen.

Strengste Neutralität ist heutzutage eben unerläßlich. Vor allem wenn es um die eigene Neutralität geht.

Mehr Kapitalismus wagen

In einem interessanten F.A.Z.-Interview vertritt Robert Shiller eine Position, die momentan bestimmt nicht zu den populärsten gehört: Man solle die Finanzmärkte ausweiten, nicht stutzen.

Natürlich wird im Artikel wieder einmal darauf hingewiesen, daß die Wirtschaftswissenschaften einer irrigen Annahme folgten: Menschen handelten nämlich nicht immer rein rational. So wenig Fortschritt es in den Wirtschaftswissenschaften auch geben mag, dieser beliebte Vorwurf ist ja nun wirklich absurd. Oder kann mir jemand auch nur ein einziges Modell zum Beispiel aus der Marketing"wissenschaft" zeigen, das von einem rationalen Konsumenten ausgeht?

Dienstag, 10. Februar 2009

Es ist ein Franke!

Da steckt man mitten in der schlimmsten Wirtschaftskrise seit 1929, und wonach wählen die Bauernparteien ihren neuen Wirtschaftsminister aus? Nach dem Regionalproporz der CSU-Bundestagsfraktion. So schlimm kann es ums Land doch gar nicht bestellt sein.

Mittwoch, 4. Februar 2009

Weise Worte (3)

"Die Basis ist die Grundlage des Fundaments."

Henryk M. Broder über einen Satz F.-W. Steinmeiers

Schlag-Sahne (2)

Schlagzeugabend der Klasse Prof. Nakamura. Der Genuit-Saal ist überraschend gut besucht, obwohl es ja nicht direkt um Unterhaltungsmusik geht. Der erste Höhepunkt ist das Solo-Stück Kim von Askell Masson, das zur Überraschung des Publikums schon außerhalb des Konzertsaals beginnt. Drinnen fabriziert Ayumi Kikumoto dann einige der erstaunlichsten Crescendos, die ich jemals gehört habe. Schon verblüffend, was man mit einem Stück Holz, etwas Fell und zwei Schlegeln anstellen kann.

Etwas später spielt Keita Maeda die Rebonds B von Xenakis, die in der Musikhochschule vor einem Jahr schon einmal aufgeführt wurden. Diesmal wirkt das Stück eine Spur filigraner, wenn man das bei dieser harten Komposition überhaupt sagen kann. Xenakis in allen Ehren, aber der beliebteste Handy-Klingelton der Weltjugend wird aus den Rebonds wohl nicht mehr.

Sehr gut gefällt uns auch das Marimba Quartett von Daniel Levitan. Zu Beginn fragen wir uns noch, ob man den melodischen Eindruck nicht auch mit einem einzigen Marimbaphon hinbekäme, doch im Laufe des Stückes wird die Logik der Mehrstimmigkeit klarer. Gegen Ende hin wird es sogar richtig pop-folklorig.

Montag, 2. Februar 2009

Wir sind zwei Berliner

Wieder einmal geht es übers Wochenende nach Berlin. Wieder einmal entführt uns Michael gleich am ersten Tag in ein Restaurant. Und wieder einmal sind wir sehr angetan: Das Pan Asia in den Hackeschen Höfen steht ja in Berlin unter schärfstem Schickimicki-Verdacht, bleibt aber auf uns Provinzler nicht ohne Eindruck. International angehauchte asiatische Küche, und dann auch noch ohne Glutamat - man stelle sich das in Karlsruhe vor!

Samstag machen wir uns dann in aller Frühe (11 Uhr) auf den Weg in die Deutsche Kinemathek, um die Loriot-Hommage anzuschauen. Die Ausstellungsräume sind voller Besucher, die vor Bildschirmen, Zeichnungen oder Textauszügen stehen und fortwährend kichern. Wir staunen selbst über uns, daß wir die Sketche nach Jahrzehnten immer noch so witzig finden wie am ersten Tag. Die Hitchock-Schau in der Kinemathek überzeugt uns allerdings weniger, was soll denn hier überhaupt das Ausstellungsprinzip sein?

Nach einem Käffchen mit Hildebrand, der sich zufälligerweise zu Gesprächen in Berlin aufhält und uns Videos mit Supergrobi und Graf Zahl empfiehlt, trennen sich unsere Wege. Anke trifft sich mit Freunden zum Essen, ich ziehe in den Krieg: Die langgeplante Friedrich-Partie steht an! Martin spielt Preußen, Volker Schweden, Rußland und Frankreich, ich Österreich und die Reichsarmee. In bester habsburgischer Tradition schicke ich meine Generäle nach Schlesien und kündige dem Alten Fritz härteste Schläge an, muß aber ausgerechnet rund um Königgrätz fürchterliche Niederlagen einstecken. Am Ende bricht Preußen allerdings mit seiner Tradition und kapituliert. Grabesruhe ist erste Bürgerpflicht!

Sonntag schauen wir uns noch das Trivialste an, das Berlin derzeit zu bieten hat, die Koonswerke in der Neuen Nationalgalerie. Später schlendern wir am Kunstmarkt an der Museumsinsel entlang und wundern uns über die vielen leeren Verkaufstische. Ist (gar) keine Kunst am Ende die wahre Kunst?