Mittwoch, 28. Januar 2009

Milchmerkelrechnung

Angela Merkel ist stolz. Der Erblastentilgungsfonds (also die Lasten aus der Wiedervereinigung) sei endlich getilgt, juhu! Das wäre eine tolle Nachricht, wenn sie nicht Quatsch wäre. Denn von den ursprünglich 170 Mrd. Euro sind noch nicht einmal 80 Mrd. Euro wirklich getilgt worden, den Rest haben unsere klugen Finanzpolitiker einfach in den normalen Bundeshaushalt überführt, wie Steinbrück jetzt kleinlaut zugeben mußte.

Was ist denn das nun? Einfach nur Unvermögen? Oder die arrogante Überzeugung, daß der Bürger ohnehin nicht begreift, was die Politiker anstellen?

Dienstag, 27. Januar 2009

Bunter Abend in Schloß Gottesaue

Klavier- und Kammermusikabend in der Musikhochschule. Gegeben wird ein buntes Programm von Beethoven über Skrjabin und Hindemith zu Barber. Wunderbar die sehr blumige, farbenreiche Darstellung von Ravels Jeux d'eau durch Carlota Amado. Ich staune immer wieder, wie souverän diese jungen Musiker ihre Instrumente beherrschen. Und das auch bei nicht ganz einfachen Stücken. Wahrscheinlich ist heute jeder 12jährige Musikschüler virtuoser als Heinrich Wilhelm Ernst zu seinen besten Zeiten.

Tzuji Chen tappt bei Samuel Barbers Klaviersonate op. 26 anfangs in die Beethoven-Falle, bringt dann aber ab dem Adagio mesto eine beeindruckende Leistung. Der ganze Genuit-Saal ist wie paralysiert, und am Ende gibt es zum zweiten Mal innerhalb von sieben Tagen fachlich korrekten Beifall.

Montag, 26. Januar 2009

Fangprämie

Wann muß man zahlen, vor oder nach dem Diebstahl?

(gesehen in Metzingen)

Freitag, 23. Januar 2009

Aufgelesen (9)

"Milly ging zur Schule, und er blieb am Tisch sitzen. Die Frühstücksflockenfirma, die Milly mit ihrer Kundschaft beehrte, hatte auf die Schachtel Weatbrix das neueste Abenteuer von Zwerg Doodoo gedruckt. Zwerg Doodoo stieß in einer ziemlich kurzen Folge auf eine Ratte von der Größe eines Bernhardiners, und er verscheuchte die Ratte, indem er tat, als wäre er eine Katze und miaute. Es war eine sehr schlichte Geschichte. Man konnte sie kaum eine Vorbereitung auf das Leben nennen."

Graham Greene, Unser Mann in Havanna

Asocial Network

Oskar Lafontaine kann seine Freude kaum fassen: Die neuen Mindestlohnregelungen sind da, schon in wenigen Monaten wird dadurch die Arbeitslosigkeit in strukturschwachen Gegenden angeheizt und das Wählerpotential der Linkspartei noch einmal erhöht. Juhu! Und das, obwohl doch heut' noch gar nicht Weihnachten ist!

Unsere Symbolpolitiker hoffen nun natürlich darauf, daß die Bürger die neuen Regelungen zumindest bis zur Wahl für eine soziale Wohltat halten. Man hätte sich vorher über die Risiken eines Mindestlohns informieren können, aber angesichts des Rettungsschirms für Banken und andere mußte man handeln: wenn schon unsoziale Politik, dann richtig.

Donnerstag, 22. Januar 2009

Wa(h)re Zukunft

Im lesenswerten Astronomie-Blog Astrodicticum simplex von Florian Freistetter bin ich auf eine schon etwas ältere Tagesschau-Notiz gestoßen, die vor einem halben Jahr irgendwie untergegangen ist: Wahrsager müssen ihren Kunden in Großbritannien nun mitteilen, daß ihre Dienste lediglich Unterhaltungszwecken dienen und bisher experimentell nicht nachgewiesen seien. Wer hätte das gedacht!

Zum Schutze des Verbrauchers sollten als nächstes natürlich Religionen stärker reguliert werden. Oder sind deren Glaubensgrundsätze und Heilsversprechen inzwischen experimentell bestätigt worden?

Mittwoch, 21. Januar 2009

Klatschgeschichte

Klavierabend der Klasse Prof. Kaya Han in Schloß Gottesaue! Auf dem Programm stehen reichlich interessante Stücke, zum Beispiel Shao Yang Yin von Isang Yun. Was das wohl sein mag? Wir werden es nie erfahren, denn kurz vor Konzertbeginn findet Tritett-Erfinderin Geli, daß wir doch lieber ins Erdgeschoß in den Velte-Saal gehen sollten. Dort gibt es einen Kammermusikabend mit Brahms-Werken, angeblich zu seinem 175. Geburtstag.

Wir sitzen keine 2 Minuten auf unseren Plätzen, als plötzlich ein beinahe unerträgliches Quietschen durch den Saal geht. Das Publikum zittert - werden also vielleicht doch Rihm-Stücke gegeben? Doch Entwarnung: bloß eine Rückkopplung in einem Lautsprecher, puh! Dann geht es mit dem Trio op. 114 los. Das Allegro kommt mir ein bißchen verschleiert vor, doch dann tauen die Musiker auf. Nach der Pause zeigen Albrecht Breuninger, Johannes Lüthy, Martin Ostertag und Fany Solter anhand von Brahms' Quartett op. 25. noch einen ganz seltenen Aspekt des deutschen Hochschulwesens auf: Vier Professoren arbeiten in vollkommener Harmonie zusammen, und das auch noch in aller Öffentlichkeit. Sensationell! Das Quartett ist aber auch ein schönes Stück, brahmsischer als das Andante con moto geht es ja kaum.

Auch das Publikum überzeugt. Am Ende spendet es begeistert, aber angemessen Applaus - in Karlsruhe ja keine Selbstverständlichkeit.

Sonntag, 18. Januar 2009

Weise Worte (2)

"Silvana Koch-Mehrin ist unsere Jeanne d'Arc Europas."

Cornelia Pieper, Stellvertretende FDP-Vorsitzende

Dienstag, 13. Januar 2009

Sonntag, 11. Januar 2009

Durlach, ein Wintermärchen

Das Sol i Luna macht Winterpause, also frühstücken wir mal wieder im Cielo. Gegen 11 Uhr ist es dort sonntags durchaus zivil, erst ab halb zwölf wird es allmählich voll. Wie üblich diskutieren Frank und ich also in behaglicher Atmosphäre den Niedergang des journalistischen Handwerks und beklagen insbesondere den furchtbaren PR-Journalismus - freuen uns aber natürlich darüber, daß man ja ganz fabelhaft davon leben kann.

Als wir das Cielo verlassen, fällt uns ein Prospekt von Cornelia Birli in die Hände. Die Dame betreibt eine Praxis für metaphysische Heilung, wir fangen natürlich sofort Feuer. Man kann sich von ihr astrologisch beraten oder eine "Pranaheilung" vornehmen lassen, bei der auf sanfte Weise mit Hilfe feinstofflicher Energie verborgene Spannungen in Körper und Aura gelöst werden, toll! Medizinisch unbedingt empfehlenswert ist auch das "Boogie Busting": Fremde Seelen, die sich in so genannten Wirten eingenistet haben, werden mit schamanischen Techniken entfernt. Das Beste ist aber, daß für all diese segensreichen Behandlungen keine Kosten anfallen, sondern lediglich ein "Ausgleich" fällig wird. Beim Boogie Busting etwa mal eben 300 Euro. Leute zahlen freiwillig für ihre Leichtgläubigkeit, ein schöner neuer Bestandteil der flagellantischen Dummheitssteuer.

Voller positiver Energie und mit gereinigter Aura besteigen wir noch den winterlichen Turmberg, allerdings mit Hilfe der Turmbergbahn. Von oben zeigt sich Karlsruhe neblig-mystisch - ein Birli-Effekt?

Für die Rückfahrt kaufe ich das erste Handyticket meines Lebens. Leider gibt es beim mobilen Ticketkauf nicht den üblichen Rabatt für Bahncard-Kunden. Und so zahle ich 2,10 Euro statt 1,50 Euro. Ein triviales Ärgernis am Ende eines erfreulichen Sonntagmorgens.

Freitag, 9. Januar 2009

Aufgelesen (8)

"Das letzte, was er drinnen sah, war das erstaunte und amüsierte Gesicht von Eva, dem Mädchen mit dem roten Haar, den Sommersprossen und dem Silberblick, der zu seiner Verzweiflung noch nie anders als spöttisch auf ihm, dem Jungen mit den dicken Brillengläsern und dem häßlichen Kassengestell, geruht hatte. Sie drehte sich zu ihrer Banknachbarin um und flüsterte ihr etwas ins Haar. 'Unglaublich', würde sie sagen. Sie sagte es bei jeder Gelegenheit. Die Unglaubliche hieß sie deshalb. 'Unglaublich!' hatte sie gesagt, als sie von dem Spitznamen erfuhr."

Pascal Mercier, Nachtzug nach Lissabon

Die neuen Israel-Wortwitze sind da!

Der Economist wagt in dieser Woche einen weiten historischen Vergleich und nennt den israelisch-palästinensischen Konflikt einen hundertjährigen Krieg. Wenn das kein Anlaß für Billigwortwitze mit kontroversem Potential ist!

Zunächst muß man natürlich die Schuldfrage stellen. Tragen die Prokrastinenser die Verantwortung dafür, daß eine Lösung des Problems in immer weitere Ferne rückt? Oder liegt die Schuld bei den Irraelis, die einfach die Realität nicht zur Kenntnis nehmen wollen? Wohin das Ganze führt, sehen wir ja nun leider im Gaga-Streifen bzw. in Gaga-Stadt.

Und dennoch wird die arabische Welt die Israelis niemals über den Jordan gehen lassen. Grund zur Hoffnung?

ADAZDF

Das öffentlich-rechtliche Qualitätsfernsehen hat am Mittwoch drei Minuten Werbung für den ADAC gemacht - eine journalistische Glanzleistung!

Freitag, 2. Januar 2009

Notizn 2008

Wenn man den Hauptsinn von Google in seiner Kompetenzprognose sieht, dann gibt es Anlaß zur Sorge. Wer nämlich im letzten Jahr über Google bei den Notizn landete, tat dies in 8,7 % aller Fälle über das Suchwort Sterben muss sich wieder lohnen. Auf Platz 2 landete das Hermannshäusle (4,2 %), auf Platz 3 der Begriff skalotogisch (1,3 %).

Immerhin ein Besucher interessierte sich für das Thema Streben muss sich wieder lohnen. Schön auch die Suchanfrage stundensatz uni karlsruhe doktorant. Man muß wohl annehmen, daß die betreffende Person keine Doktorandenstelle ergattern konnte ...

Donnerstag, 1. Januar 2009