Montag, 29. September 2008

Seehofer gewinnt Bayern-Wahl

Schwere Schlappe für die Sozialdemokraten bei der CSU: minus 17 Prozentpunkte, das soll ihnen erst mal einer nachmachen! Nun fragen sich natürlich alle, wie es weitergehen soll. Die Lehre aus der verlorenen Wahl kann nur lauten: Die CSU muß dem Wähler a) noch mehr Bayern und b) noch weniger wirtschaftlichen Sachverstand bieten. Es wird also alles auf Horst Seehofer als neuen Parteichef hinauslaufen.

Schön aber, daß alle Medien willig den schönen Satz von Christine Haderthauer gebracht haben: "Ein schwarzer Tag für die CSU". Schwarz und CSU ... das paßt doch eigentlich ganz gut zusammen?

Montag, 22. September 2008

Der Darwinismus kämpft ums Überleben

Spiegel online hat sich mit Harun Yahya unterhalten, dem Kämpfer gegen die böse Evolutionstheorie. Natürlich hat Yahya recht, wenn er die Evolutionstheorie für unplausiblen Quatsch hält. Mit seinem Gegenvorschlag, Allah sei der Schöpfer allen Seins, liegt er aber grundfalsch. Bekanntlich wurde die Welt vom Fliegenden Spaghettimonster erschaffen, und Allah ist lediglich eine seiner spirituellen Fallen, um unseren wahren Glauben zu prüfen.

RAmen!

Sonntag, 21. September 2008

Wein und Gemüse

Die Gemeinde Siebeldingen gehört dem Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz und enthält 999 Feuerstellen, diverse Kirchen, eine Forschungsanstalt und einen berühmten Winzer, wo der Wein sehr gut ist. Im Frühherbst lädt das Dörfchen zur kulinarischen Weinbergwanderung, und in diesem Jahr wandern wir erstmals mit.

Wir parken im Dorf und machen uns dann auf den 6 Kilometer langen Rundkurs durch die Siebeldinger Weinberge. Alle 500 Meter kann man eine Ruhepause einlegen und an Ständen die Weine der örtlichen Winzer verkosten. Wir machen allerdings erst Station im Geilweilerhof, dem Rebenforschungsinstitut des Bundes: Wissenschaft, Wein und ein reichhaltiges Menü, das ist doch eine überzeugende Kombination. Nach einem saftigen Gulasch vom Pfälzer Reh besichtigen wir das Labor und staunen, daß bei der Führung sorgsam das Wort "Gentechnik" vermieden wird. Da müssen wir natürlich gleich nachfragen und stoßen auf einen wunden Punkt. Man hat im Geilweilerhof offenbar nicht die besten Erfahrungen mit dem Wissenschaftsverständnis von Volk und Politik gemacht. "Ach, die Frau Künast!"

Eine halbe Stunde später schauen wir noch beim Weingut Ökonomierat Rebholz vorbei, laut Gault-Millau ja der beste Winzer der Pfalz. Der ausgeschenkte Spätburgunder hat sicher viel Holz gesehen, aber ist er so viel besser als die vielen anderen guten Spätburgunder? Dasselbe beim Gewürztraminer: sehr schön sortentypisch und elegant, aber herausragend? Vielleicht sollten die Gault-Millau-Leute mal konsequent die Blindverkostung einführen.

Ein so gesunder Tag kann natürlich nur vitaminreich ausklingen. Zufälligerweise spielt ausgerechnet heute das Wiener Gemüseorchester im Nationaltheater Mannheim, und wir erleben ein außergewöhnliches Konzert. Die Stücke sind stark perkussiv geprägt, und beim Song Krautrock fliegen buchstäblich die (Kohl-)Fetzen, wow. Nach einer Stunde ist die Bühne voller Gemüseabfälle, und wir stellen uns die bange Frage: Ob das Gemüseorchester wohl jemals von Bob Geldof zu einem Live-Aid-Konzert eingeladen wird?

Dienstag, 16. September 2008

Face value

Im Bremer Sprachblog bin ich jetzt auf ein wunderbares Wort aus der (angeblichen) Jugendsprache gestoßen: "Geld-zurück-Gesicht". Jetzt stellt sich natürlich eine wichtige Frage: Ist das ein Witz von oder über Didi?

Montag, 15. September 2008

Krieg, Kandel und Karlsruhe

Man muß die Provinz dann und wann am Glanz der Hauptstadt teilhaben lassen, sonst verliert sie die Lust an den Tributzahlungen. Was in der römischen Kaiserzeit galt, kann auch für unsere Republik nicht falsch sein. Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen zieht es zwei Profiteure des Länderfinanz-ausgleichs nach Karlsruhe: Bernhard und Martin.

Das Wochenende startet friedlich im Besitos am Marktplatz. Man hat vom Weinbrenner zwar die Räumlichkeiten übernommen, aber nicht das Servicekonzept - eine weise Entscheidung. Und so werden wir freundlich, kompetent und schnell bedient; in diesem Haus ja eine ganz und gar ungewohnte Erfahrung. Später geht es weiter zu Carlos, seit einiger Zeit ja meine Lieblings-Cocktailbar in Karlsruhe (inzwischen habe ich von Guido erfahren, daß es im Grunde auch die einzige richtige Cocktailbar der Stadt ist, aber das müssen die Berliner ja nicht wissen). Erst um 4 Uhr sind wir zu Hause.

Am Samstag wird es dann ernst. Das Wochenende hat ja wie gewohnt die Weltherrschaft zum Thema, doch statt der ursprünglich geplanten Strategieklassiker Civilization oder Diplomacy greifen wir zu Wallenstein. Das vergleichsweise junge Spiel bringt den Dreißigjährigen Krieg herrlich authentisch ins Wohnzimmer: Alle bekriegen sich gegenseitig, und das hungrige Bauernpack muß am meisten leiden. Frank errichtet eine Gewaltherrschaft im Norden, Bernhard baut eine gigantische Drohkulisse am Rhein auf, und Martin und ich verwüsten tit-for-tat die bayerischen Lande. Toll!

Mit leerem Magen wird man auch des schönsten Krieges irgendwann überdrüssig. Am frühen Abend fahren wir also nach Kandel ins 3 Mohren, den anderen Hähnchenspezialisten der Pfalz. In den Fenstersimsen stehen überall glückliche Hühnerfiguren, aber wir fragen uns, ob das Haus in Hähnchenkreisen wirklich so beliebt ist? Egal. Die Hähnchen sind wie üblich knackig, und alle sind zufrieden - bis Bernhard eine bizarre Bitte äußert. Ob er denn mal einen gebratenen Gockel in der Küche fotografieren dürfe? Ehrfurchtsvoll blickt die Bedienung auf seine 6.000-Euro-Kamera und fragt vorsichtig, ob er Fotograf sei? Dem Künstler gelingt spontan eine fabelhaft-geheimnisvolle Antwort: "Unter anderem".

Nach knusprigen Hähnchen in der Pfalz dann das exakte Gegenteil: zeitgenössische Musik im ZKM. Matthias Ockert präsentiert sein neues Werk, die Komposition Primum Mobile. Wie bei so vielen zeitgenössischen Stücken steht auch hier nicht die Musik im Vordergrund, sondern ihr Entstehungsprozeß. Ockert hat für Primum Mobile auf Verfahren der Informatik zurückgegriffen, mit denen man die Zufallsverteilung der Töne oder Tonhöhen oder was auch immer kontrollieren kann. Das ist technisch natürlich alles sehr interessant, doch musikalisch leider auch weitgehend wertlos. Wie immer ist das Publikum begeistert, aber alles andere als frenetischer Applaus ist bei zeitgenössischer Musik ja auch gar nicht mehr denkbar. J'en ai marre!

Sonntag morgen begehe ich dann den großen Fehler des Wochenendes. Weil es so schön zentral liegt, schlage ich für unser Frühstück das Café Böckeler vor, das von allen denkbaren Eigenschaften eigentlich nur eine einzige vollkommen besitzt: Authentizität. Und so bekommen unsere Berliner kurz vor Schluß noch den Eindruck, daß Karlsruhe nicht nur so heißt, sondern auch so ist.

Freitag, 12. September 2008

Selbstbezügliches, Allzuselbstbezügliches

Sieh mal einer an! Als echter Jünger entdeckt man seinen Hofstadter tatsächlich in allem. Bei einem kleinen YouTube-Ausflug stoße ich auf ein uraltes Musikvideo von Savatage - When the Crowds Are Gone. Natürlich ist das Stück genau so pathetisch, wie es sich für Schwermetaller Ende der achtziger Jahre gehört. Die ersten 25 Sekunden des Videos muß man sich aber unbedingt angesehen haben: Savatage haben hier die bedeutungsschwere Belanglosigkeit gewisser Bereiche der westlichen Kultur wunderbar herausgearbeitet, für die uns so mancher Islamist heute haßt.

Da möchte ich natürlich sofort mehr erfahren und lande schnell bei der treuen Gefährtin Wiki, wo ich erfahre, daß das verstorbene Bandmitglied Christoper Oliva "auch heute noch als einer der unterbewertetsten Gitarristen der Rockmusik" gilt. Was für ein Superlativ! Noch schöner wäre allerdings der Ehrentitel Unterschätztester Gitarrist aller Zeiten.

Und nun kommt Doug Hofstadter ins Spiel, der ja einst fragte, welches die kleinste uninteressante Zahl. 1 ist die erste Zahl, darum natürlich höchst interessant. 2 ist die erste gerade Zahl - soso! 3 ist die erste Primzahl - aha! Und so weiter und so fort. Fast jeder Zahl kann man eine interessante Eigenschaft zuordnen. Irgendwann landet man dann aber bei der ersten uninteressanten Zahl. Und ist natürlich gerade deswegen außerordentlich interessant.

Donnerstag, 11. September 2008

Bärig


Auch nach der Lektüre des laut F.A.Z. besten Buches zum Thema bin ich der Meinung, daß ein wissenschaftlicher Beweis des anthropogenen Treibhauseffekts noch immer aussteht.

Immerhin hat uns die Klima-Diskussion aber diesen schönen Werbespot der New Yorker Werbeagentur Ogilvy beschert. Film ab!

Tomaten auf den Ohren

Vor nicht mal drei Monaten hat Geli die kitchen music erfunden, und jetzt stellt sich heraus: Ihre Erfindung war gar keine. Das - natürlich! - Wiener Gemüseorchester musiziert schon seit zehn Jahren auf Gurken, Zucchini und Kartoffeln! Nach Arcimboldo nun schon der zweite Beweis dafür, daß Acker- und Hochkultur gar nicht so weit voneinander entfernt sind.

Mittwoch, 10. September 2008

Richtungsweisend

Wer mag sich jetzt noch über den deutschen Schilderwald beschweren? Während eines Spaziergangs auf dem Turmberg entdecken wir einen Wegweiser, der wirklich jeden Verkehrsteilnehmer zum Ziel führt.

Dienstag, 9. September 2008

Ab in die Anstalt

Gibt es da draußen noch irgend jemanden, der Vertrauen in unseren öffentlich-rechtlichen Rundfunk hat? Werfen wir zur Feier des Tages mal einen Blick in § 11 (2) des Rundfunkstaatsvertrages:

"Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat in seinen Angeboten und Programmen einen umfassenden Überblick über das internationale, europäische, nationale und regionale Geschehen in allen wesentlichen Lebensbereichen zu geben und Verständnis für die Politik faschistoider Gottesstaaten zu schaffen".


Der letzte Halbsatz ist natürlich dazugemogelt, aber furchtbar weit weg von der Realität scheint er nicht zu sein. David Harnasch hat in seinem Blog wieder mal eine ZDF-Sendung aufgegabelt, die man einfach nicht glauben mag: Georg Schramm macht in Neues aus der Anstalt Propaganda für den Iran.

Dafür zahlt man gern mehr als 7 Mrd. Euro Rundfunkgebühr pro Jahr.

Montag, 1. September 2008

[zensiert]

Das öffentlich-rechtliche Qualitätsfernsehen ARD hat mit Wladimir Putin ein Interview geführt und offenbar nur die Passagen gesendet, die ihm (dem Qualitätsfernsehen) in den Kram passen. Unser Staatsfernsehen zeigt sich von seiner besten Seite.