Donnerstag, 30. August 2007

Rad ab

Seit zwei Wochen kann man im Karlsruher Stadtgebiet Mietfahrräder der Deutschen Bahn nutzen. Die Fahrräder stehen überall in der Stadt herum und kosten pro Minute 8 Cent. Nach Benutzung muß man sie dann wieder an bestimmten Plätzen abstellen.

Eigentlich eine tolle Sache - allerdings nur in Städten, in denen es sich wegen vieler Touristen auch lohnt. Nun ist Karlsruhe nicht unbedingt als Urlaubsstadt berühmt. Wer soll also mit den Fahrrädern fahren? Studenten? Kinder? Pendler? Potentielle Nutzergruppen sind nirgendwo in Sicht. Folglich wird das Projekt mit großer Wahrscheinlichkeit scheitern. Bis dahin werden drei Jahre lang allerdings noch jährlich 150.000 Euro fällig. Denn die Deutsche Bahn läßt sich das Marktrisiko natürlich von der Stadt abnehmen. Nicht das erste Mal, daß in Karlsruhe Steuergeld für idiotische Projekte aus dem Fenster geworfen wird ...

Mittwoch, 29. August 2007

Es nudelt

Guido und ich werden der Tasse mit Pfiff untreu und probieren einen neuen Imbiß in Karlsruhe aus: das NuDailys in der Ritterstraße, direkt neben Karstadt. Der Mittagstisch inklusive selbstgemachten Eistees überzeugt uns durchaus, der Preis (6 Euro) ebenfalls. Sicher nicht unser letzter Besuch dort (hier eine weitere Restaurantkritik).

Besonders interessant ist, daß das Ladenkonzept offenbar von Anfang an auf Franchising ausgelegt ist. Die Ausstattung ist schlicht-edel und erlaubt auch bei schwierigen Raumverhältnissen eine interessante Gestaltung. Ich bin gespannt, wann und wo das nächste NuDailys eröffnet. Haben wir hier Karlsruhes ersten Beitrag zur bundesweiten Filialgastronomie?

Dienstag, 28. August 2007

Das Elend mit dem Rundfunk

Die Gebühreneinzugszentrale (GEZ) in Köln gehört wohl zu den öffentlichen Institutionen mit dem schlechtesten Ruf in Deutschland. Natürlich fällt die GEZ-Bande immer wieder durch schlechten Stil und ruppige Methoden hart am Rande der Legalität auf. Das eigentliche Übel ist aber nicht auf ihrem Mist gewachsen. Die Gebührenpflicht entspringt Rundfunkstaatsverträgen und Landesrundfunkgesetzen, die von den Parlamenten aller 16 Bundesländer abgenickt worden sind. Schuld tragen also alle Landtagsabgeordneten in Deutschland, die dem Elend zugestimmt haben.

Warum ist unser öffentlich-rechtlicher Rundfunk so miserabel organisiert? Im Zentrum des Elends stehen zwei Begriffe: Grundversorgung und Staatsferne. In den Gründungsjahren der Bundesrepublik war man (durchaus zurecht) der Ansicht, daß zu einem demokratischen Gemeinwesen auch ein gut informiertes Staatsvolk gehört - und schrieb die Informationsfreiheit der Bürger in Artikel 5 GG fest. Daraus leitete man die Pflicht des Staates ab, eine Grundversorgung mit Informationen (und später auch Kultur und Unterhaltung) sicherzustellen. Gleichzeitig glaubte man, daß Rundfunk sehr viel mehr Einfluß auf die Meinungsbildung habe als zum Beispiel Zeitungen. Man konnte ihn also nicht einfach dahergelaufenen Privatanbietern (Gott bewahre!) anvertrauen, sondern mußte ihn gesellschaftlich organisieren. Und da begannen die Probleme.

Dummerweise hatte man in den Jahren vorher nämlich schlechte Erfahrungen mit einem Staatswesen gemacht, das den Rundfunk in den Mittelpunkt seiner Propaganda gestellt hat. Staat und Rundfunk, diese Mischung war diskreditiert. Also ersann man eine Lösung, die naiver nicht sein kann: Der Rundfunk wurde fortan nicht durch Steuergelder finanziert, sondern durch eine Pflichtgebühr - die natürlich eine gesetzliche Grundlage hatte. Was daran staatsfern sein soll, kann bis heute niemand begründen.

In den 70er und 80er Jahren ärgerten sich dann diverse CDU-Landesregierungen über die angebliche parteipolitisch gefärbte Berichterstattung der Öffis. Zum Ausgleich wurden schnell private Hörfunk- und Fernsehanbieter zugelassen, an deren Niveau sich die öffentlich-rechtlichen Sender in gerade mal fünfzehn Jahren perfekt anpaßten. Nach wie vor ist die Existenz der Öffis aber die Bedingung dafür, daß es auch private Anbieter gibt. Die Rundfunkgebühr ist also nicht (wie oft behauptet) eine Gebühr speziell für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, sondern eigentlich eine Gebühr für Radio und Fernsehen ganz allgemein.

Die heutigen Probleme unserer Rundfunklandschaft knapp zusammengefaßt:

1. Der Begriff der Grundversorgung wird von den Anstalten bis heute im Sinne einer Vollversorgung verstanden. Warum etwa Bundesliga- Berichterstattung oder Volksmusik staatliche Aufgaben sein müssen, weiß niemand.

2. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist alles andere als staatsfern. Die Kontrollgremien sind fest in der Hand unserer Parteien.

3. Warum müssen nur die Besitzer von Empfangsgeräten den öffentlich-rechtlichen Rundfunk bezahlen? Wenn Informationsfreiheit staatliche Aufgabe ist, muß natürlich auch die Finanzierung gesamtgesellschaftlich erfolgen.

4. Allerdings gibt es heute überhaupt keine Informationsknappheit mehr. Das Niveau der Berichterstattung ist zum Beispiel im Internet weitaus höher als bei den öffentlich-rechtlichen Anbietern. Außerdem soll es auch die eine oder andere Tageszeitung und sogar Nachrichtenmagazine geben. Welche Informationslücke füllt denn der öffentlich-rechtliche Rundfunk?

Die vernünftige Lösung wäre aus meiner Sicht, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk auf ein Minimum zusammenzudampfen und mit den freiwerdenden Geldern die Medienkompetenz unserer Schüler zu fördern. Inzwischen gibt es sogar von Mitgliedern der Bauernpartei sinnvolle Vorschläge zur Rundfunkreform. Ob sie sich aber jemals umsetzen lassen, ist fraglich. Selbst die EU-Kommission scheint ja gegen den deutschen Rundfunksumpf nicht anzukommen ...

Sonntag, 26. August 2007

Trockener Humor

Nach einer kleinen Planschrunde im Grötzinger See wollen Günther und ich noch der Frage nachgehen, welchen Kenntnisstand Binnenfischer heutzutage bei Weinen aufweisen. Zufälligerweise ist gerade Fischerfest im Fischerheim Grötzingen - diese Koinzidenz nutzen wir natürlich sofort aus. Die Versuchsanordnung ist denkbar einfach: Günther wird explizit einen trockenen Müller-Thurgau der Winzergenossenschaft Weingarten bestellen und dann schauen, was passiert.

Und was passiert? Der hochmotivierte Fischer nimmt eine Flasche Müller-Thurgau, füllt das Glas bis einen Zentimeter unter den Rand und gießt dann noch etwas Mineralwasser nach. Soso!

Was machen die wohl, wenn man einen lieblichen Spätburgunder bestellt?

Mehr Licht!

Alle Jahre wieder feiert das Gartenbauamt Karlsruhe das Lichterfest im Stadtgarten, und in diesem Jahr bekomme ich es erstmals zu Gesicht. Das ganze Areal ist prächtig mit Kerzen, Lampions und Lichtfiguren geschmückt, und anfangs haben wir sogar noch genug Platz, um alles anschauen zu können. Im Laufe des Abends wird es aber immer voller - unglaublich, wieviele Menschen das Lichterfest anlockt! Besonders gut gefällt uns eine Arrangement mit Obelisken aus farbigem Stoff, das kurz darauf von spielenden Kindern attackiert wird.

Als später auch noch die Band HeartBeat Golden Oldies aufspielt, scheint plötzlich die Zeit stillzustehen. Und tatsächlich: Auf einem Plakat auf der Bühne feiert man immer noch das zehnjährige Bandjubiläum: "1995 - 2005 10th Anniversary". Diesen erfreulichen Anlaß nutzen wir, um bei einem Kaltgetränk die zahlreichen übergewichtigen Kindern zu beobachten. Woher sie wohl kommen mögen?

Dann machen wir uns auf dem Heimweg, wollen vorher aber noch die hübsch von innen beleuchteten Hecken fotografieren. Bloß wie? Hätte ich doch bloß mein Stativ mitgebracht! Plötzlich fällt mir ein, daß ich durch einen bemerkenswerten Zufall ja ein Exemplar der Gelben Seiten dabeihabe. Das Büchlein kann man prima auf eine Hecke legen und dann vorsichtig die Kamera draufsetzen. Es gibt also Situationen, in denen die Gelben Seiten tatsächlich nützlich sind - wer hätte das gedacht.

Freitag, 24. August 2007

Die Rundfunkbande

Der Gebühreneinzugszentrale (GEZ) gefällt nicht, wie manche Leute über sie berichten. Darum möchte sie entsprechende Berichterstattung einschränken lassen: Den Begriff "GEZ-Gebühr" zum Beispiel gäbe es angeblich gar nicht (Quatsch), also dürfe man ihn auch nicht verwenden (noch größerer Quatsch).

Wieder mal ein trauriges Beispiel dafür, wie wenig sich staatliche Institutionen für Recht und Verfassung interessieren. Die Verantwortlichen für diese Aktion werden natürlich weder entlassen noch überhaupt eine Abmahnung erhalten. Was hingegen würde passieren, wenn sich Unternehmen der Privatwirtschaft so etwas erlaubten?



PS: Die GEZ benutzt den nicht existierenden Begriff "GEZ-Gebühr" übrigens selbst (siehe Titelzeile, Stand: 24. August, 16.48 Uhr).

Mittwoch, 22. August 2007

Filmkultur wird klein geschrieben

Wir probieren das Parkdeckzehn aus, die neue Strandlandschaft auf der obersten Etage des Karstadt-Parkhauses. In lockerer Stimmung und bei einem Grape kommt das Gespräch schließlich auf Fatih Akin. Eigentlich habe er zunächst Crossing the Bridge drehen wollen, doch da ihm dafür die Mittel fehlten, habe er zum Geldverdienen erst einmal gegen die Wand gemacht. Erstaunlich, wie lukrativ solcher Kleinvandalismus heutzutage offenbar ist ...

Wirtschaftspoesie

Schiller ist gewiß nicht als brillanter Kaufmann berühmt geworden. Und doch kann man in seinem Werk ab und an hilfreiche Anregungen für die unternehmerische Betätigung entdecken, wenn man offen für eine gewisse verbale Flexibilität ist:

Drum prüfe, wenn sich ein Kunde bindet
Ob sich nicht noch mehr Umsatz findet

Varianten des Sparens

Bei Aldi-Süd gibt es momentan Walnußöl für 1,49 Euro. Das muß ich natürlich gleich ausprobieren, vor allem weil ich neulich in der Pfalz bei einem Winzer mehr als das Zehnfache für das Fläschchen bezahlt hatte. Also nichts wie hin. An der Kasse gibt es dann eine Überraschung: Vor mir steht Dieter Bohlen - oder zumindest eine Art Doppelgänger, was aber nicht weniger unangenehm ist. Der Kerl fällt durch einen dümmlichen Gesichtsausdruck und eine außerordentlich unvorteilhafte Krawatte auf, wirkt aber gleichzeitig irgendwie durchtrieben. Vermutlich also ein Autohändler oder Versicherungsmakler, überlege ich mir, während ich das Walnußöl aufs Kassenband stelle.

Durchs Fenster sehe ich, wie er in einen VW Phaeton steigt. Dabei kommt mir ein interessanter Gedanke: Der Phaeton hat ja die bemerkenswerte Eigenschaft, ein Fahrzeug für Leute zu sein, die ausgerechnet bei ihrem Luxusauto sparen müssen! Allein für diese Überlegung hat sich das Walnußöl schon gelohnt.

Dienstag, 21. August 2007

Unsinngemäß

"Gemäß des Datenschutzgesetzes" oder "gemäß dem Datenschutzgesetz"? Zwei Drittel aller deutschen Journalisten scheinen die erste Variante zu bevorzugen. Das macht die Sache nicht besser, sondern eher schlimmer, denn leider ist hier nun mal der Dativ gefragt. Wie übrigens auch in "gegenüber dem Nordufer".

Das war's aber auch schon. Ab und zu ein bißchen Besserwisserei soll schließlich gut für den Blutdruck sein ...

Montag, 20. August 2007

Packendes Packeis

Die Spieleplattform Yucata.de gehört zu den feinsten Spieleseiten im Internet. Man kann dort eine ganze Reihe wunderbar gestalteter Brettspiele ausprobieren, zum Beispiel Rosenkönig, Kahuna, Hexxagon oder Just 4 Fun. Hinzu kommt, daß die Spieler dort als besonders nett und umgänglich gelten. Alles gute Gründe, dort die eine oder andere Stunde mit Spielereien zu verschwenden.

Seit heute ist nun endlich ein Spiel online, das ich mir schon seit langem gewünscht habe: Packeis am Pol. Für mich ist PaP schon heute ein moderner Klassiker; es eignet sich sowohl für Wenig- als auch Vielspieler und kann in beliebigen Gruppen gespielt werden. Am kniffligsten ist es natürlich zu zweit, doch auch zu viert macht es noch Spaß. Alvydas Jakeliunas und Günter Cornett haben damit wirklich einen Meilenstein hingelegt.

Sonntag, 19. August 2007

Südlicher geht nicht

Spötter behaupten zwar, die Stadt habe gar keinen; wahr ist aber: Das schöne Städtchen Waldshut ist weitaus besser als sein Ruf, auch wenn es mal zu Österreich gehörte. Dieses klare Fazit ziehen wir aus einer zweitägigen Recherchetour an die Schweizer Grenze. Anlaß war eine Einladung von Nicole & Michael, die nun schon drei Monaten in Waldshut wohnen und uns übers Wochenende einluden. Unser erster Eindruck wird geprägt vom einigermaßen dominanten Kernkraftwerk Leibstadt, das direkt auf der anderen Seite des Rheins auf einem Wiesenidyll thront. Doch keine Bange: Wenn Atomkerne in der Schweiz nur halb so sicher gespalten werden wie Geld vermehrt, droht niemandem auch nur die geringste Gefahr!

Wir spazieren zunächst gemeinsam in die wunderbare Altstadt von Waldshut, trennen uns aber am Unteren Tor: Anke & Nicole gehen (natürlich) shoppen, ich treffe mich mit The Man Himself - Michael wohnt seit einiger Zeit ja wieder in der Gegend. Als erstes begeben wir uns ins angesagteste Eiscafé Lauchringens und spielen dort eine Partie Legie, das Sensationsspiel des sachlich durchaus korrekt benannten tschechischen Verlages Czech Board Games (hier eine deutsche Rezension). Michael ist immerhin angetan, ich aber begeistert: Das Spiel gefällt mir sogar noch besser als der Geniestreich Hive. Bei der Gelegenheit lassen wir uns zu einem Spiel inspirieren, das eines Tages natürlich mal Spiel des Jahres werden soll. Es geht um Schäfer und Schafe, und die Eröffnung vermittelt ein wirklich innovatives Spielgefühl - mehr wird nicht verraten.

Am Abend geht es dann auf die Waldshuter Chilbi. Hintergrund des Volksfestes: Waldshut wurde 1468 von den Schweizern belagert. Während jede andere Stadt auf der Welt es vorgezogen hätte, von den Eidgenossen erobert zu werden, widersetzten sich die störrischen Waldshuter mit einem billigen Trick und wurden so zur Strafe den Barbaren nördlich des Rheins zugeschlagen. Wir sind von dem Schauspiel begeistert und wandern anschließend noch auf die Kirmes. Anke überredet mich zu einem Foto mit einem Lebkuchenherz, das ich mir vorher nicht ansehen darf - ich sage zu und werde reich belohnt.

Sonntag machen wir uns dann auf den Heimweg, schauen aber vorher noch in Freiburg vorbei und besichtigen Münster, das Café Légère und Christianes Wohnung. Ihr dreijähriger Sohn Luca fällt durch bemerkenswerte musikalische Präferenzen auf: Sein Lieblingsinstrument ist ausgerechnet das Fagott. Früher wollten die Jungs wenigstens noch Rockstar werden - quo vadis, Rock'n'Roll ...

Freitag, 17. August 2007

Quod non est in Skype ...

... non est. Seit gestern mittag scheint sich niemand mehr in Skype einloggen zu können (hier Skypes eigene netzmedizinische Diagnose). Der Effekt ist dramatisch: Man ist irgendwie nicht mehr in der Welt. Natürlich könnte man all die Leute anrufen, mit denen man sonst skypet. Aber man scheitert an einer merkwürdigen retro-techno-psychologischen Sperrre: Wenn früher in ganz seltenen Fällen mal das Telefon ausfiel, hat ja auch niemand eine Brieftaube geschickt.

Diese Abhängigkeit ist ziemlich bedenklich ...

Donnerstag, 16. August 2007

Klimismus

Wer die wissenschaftliche Basis der Klimaforschung anzweifelt, wird von einigen Eiferern inzwischen sogar auf eine Ebene mit Holocaust-Leugnern gestellt. Jeff Jacoby vergleicht im Boston Globe die heutige Debatte mit den 70er Jahren, als die Klimaforscher schon mal unisono eine katastrophale Temperaturänderung prognostizierten. Damals war es allerdings eine globale Klimaabkühlung. Mal schauen, was als nächstes kommt.

Über weitere ketzerische Aspekte der Debatte kann man sich in einem ausgezeichneten und amüsanten Edge-Artikel von Freeman Dyson informieren.

Dienstag, 14. August 2007

Luzern ruft

Das Programm des Lucerne Festivals am Piano ist da! Und Karten können auch schon bestellt werden - nun kann der Herbst kommen (oder jedenfalls die Woche vom 19. bis 25. November). Das Künstleraufgebot ist nicht allzu schlecht: Neben alten Haudegen wie Maurizio Pollini, András Schiff oder Alfred Brendel (übrigens mit seinem Baden-Badener Programm) werden auch einige Rohdiamanten erwartet, zum Beispiel der junge finnische Pianist Juho Pohjonen.

Das Programm selbst scheint nicht unbedingt experimentell zu sein. Kein Wunder, immerhin wird der ganze Spaß ja auch von Julius Bär gesponsert. Mal schauen, welches Konzert ich mir anhören werde ...

Montag, 13. August 2007

Opa Oper

Nun ist es also endlich geschehen: Die Vereinigten Staaten besitzen zum ersten Mal in der Geschichte mehr Opernhäuser als Deutschland und Italien. Natürlich nicht pro Kopf der Bevölkerung, aber immerhin in absoluten Zahlen. Die große Leistung besteht darin, daß sich
Opernhäuser drüben bei den Barbaren vor allem privat finanzieren; in Deutschland sind Oper und Klassikkonzert ja Veranstaltungen für die Haute-Volée, die zum allergrößten Teil vom Steuerzahler getragen werden. Manche nennen sie darum mit einigem Recht diebische Elster.

Wie könnte man die Kulturförderung in Deutschland auf eine vernünftige Basis stellen? Der beste Ansatz besteht meiner Meinung nach darin, sie nicht mehr an Kulturproduzenten zu knüpfen, sondern an Kulturkonsumenten. Jeder Bürger könnte einmal jährlich einen Kulturgutschein erhalten, den er in beliebigen Kulturinstitutionen gegen Eintrittskarten eintauschen kann. Ob er sich für Opern- oder Museumsbesuche, Popmusik oder Autorenkino entscheidet, bleibt ihm überlassen. Die bisherige Einteilung in gute (= förderungswürdige) und schlechte (= nicht oder nur wenig förderungswürdige) Kultur würde endlich aufgehoben. Oder kann jemand plausibel begründen, warum eine Aufführung von Figaros Hochzeit stets mit enormen Mitteln gefördert, nicht-klassische Musik meist aber nur mit Almosen abgespeist wird?

Natürlich würde sich die Kulturlandschaft dramatisch ändern. Aber die jetzige Struktur (ein eigenes Opernhaus auf jeder Kuhwiese) ist ja nun wirklich nicht gottgegeben.

Sonntag, 12. August 2007

On the duty of civil disobedience

Seit dem 1. August gilt in der Gastronomie bundesweit ein Rauchverbot. Als Gast freue ich mich natürlich über die bessere Luft. Als Toleranzverfechter bin ich allerdings sehr skeptisch, denn wieder einmal schränkt Rabenvater Staat Freiheitsrechte ein - in diesem Fall die Freiheit von Gastwirten und rauchenden Kneipengästen. Warum soll ein Wirt nicht explizti eine Raucherkneipe betreiben dürfen? Wäre der Gesetzgeber ernsthaft der Meinung, Rauchen sei schädlich, würde er künftig die Schädigung von Passivrauchern unter § 223 StGB fallen lassen. Aber wie so oft geht es natürlich auch beim Rauchverbot nur um Symbolpolitik.

Wie man das Rauchverbot übrigens elegant und vollkommen gesetzeskonform umgehen kann, zeigt der Hoepfer Burghof in Karlsruhe.

Samstag, 11. August 2007

Klingelt's?

Anläßlich eines abendlichen Skype-Chats skizzieren Bernhard und ich spontan einen nobelpreiswürdigen Roman. Er soll "Ein sehr langes Telefonat" heißen und mit "Ich bin's!" beginnen. Bernhard fordert Radikalität: Zwischendurch wird mehrfach das Gerät gewechselt, mehrere Leben werden zerstört, und das andere Ende der Leitung liegt zum Schluß im Sterben. Interessanterweise erfährt man fast nichts über den Ich-Erzähler - tonnenweise Füllstoff über Vorlieben oder seine Meinung über andere, aber sein Leben bleibt völlig unklar. Am Ende erkennt man, daß das Telefonat eine Metapher auf das Leben ist.

Nun müssen wir bloß noch José Saramago davon überzeugen, den Roman in unserem Namen zu schreiben ...

DGpuke

Im neuen Newsletter der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (DGPuK) demonstriert das Fach wieder einmal eindrucksvoll seine Leistungsfähigkeit. Mit Forschung auf Spitzenniveau wird das Projekt der europäischen Aufklärung vorangetrieben und die Grenze der menschlichen Erkenntnis stetig erweitert. Von größter Bedeutung für uns alle ist dabei insbesondere die neue Studie von Walter Hömberg: "Profileser und Projektmanager: Der Lektor im Buchverlag". Dank dieser methodisch brillanten Arbeit des Eichstätter Professors wissen wir nun zum Beispiel, daß vier von fünf der befragten Lektoren in Vollzeit in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis stehen. Wie es der Wissenschaft immer wieder gelingt, der empirischen Mannigfaltigkeit solche Wahrheiten abzutrotzen, wird uns Laien wohl ewig ein Rätsel bleiben.

Ach ja, liebe Steuerzahler: Von Euch kommen nicht nur die Gehälter unserer Trivialwissenschaftler, sondern auch die Finanzierung dieser und ähnlicher Studien. Es lebe der Staatsspeck!

Mittwoch, 8. August 2007

Consultus consultum lupus

In einem Beitrag für die neue Ausgabe des Magazins Denkpausen der Management School St. Gallen beklagt Mac J. Rohrbach das Beraterunwesen in Deutschland. Die Ausbildungswege der Berater seien zweifelhaft, die Beratungsprozesse viel zu standardisiert und Unternehmensberatung insgesamt daher weitgehend unnütz. Manager würden nur aus Angst Berater ins Haus holen, um sich selbst gegenüber ihren Vorgesetzten abzusichern. Und so weiter und so fort.

Das ist natürlich keine neue Erkenntnis, aber immerhin hat Mac J. Rohrbach sie gut erfaßt - Realitätssinn kann man ja nicht bei jedem Managementforscher voraussetzen. Schön selbstbezüglich wird es dann im Autorenkästchen unter dem Artikel: "Seine vielfältige Erfahrung basiert auf einer langjährigen Beratungs- und Schulungsaktivität für international tätige Unternehmen".

Dienstag, 7. August 2007

Friede, Freude, Eierkuchen

Karlsruhes Nachricht des Tages: Bei Untergrombach mußte gestern ein brennender Baum gelöscht werden. Wer sagt denn, daß bei uns die Welt nicht mehr in Ordnung ist!

Montag, 6. August 2007

Medioker - Nachtrag!

Na sowas! Jetzt hat das Boulevardmagazin Spiegel online erfreulicherweise doch tatsächlich begonnen, sachlich aus dem Irak zu berichten - und das mit nur wenigen Monaten Verzögerung im Vergleich zur angelsächsischen Presse: "Ramadi ist ein Beleg dafür, dass das US-Militär erfolgreicher ist, als es die Welt wahrhaben will". Nicht die Welt - die deutschen Medien. Ich bin gespannt, welchen Einfluß dieser Artikel auf die Irak-Berichterstattung hierzulande hat.

Ich bin drin!

Nach einem knappen Dreivierteljahr voller Ärger habe ich nun endlich wieder einen (hoffentlich ...) halbwegs verläßlichen Internetzugang! Hürde Nr. 1 war die unvergleichlich leistungsfähige Firma 1&1 aus der Boomtown Montabaur, der es in nicht einmal neun Monaten gelang, mir ein DSL zu schalten, das tatsächlich funktioniert. Nach einer Vielzahl unterhaltsamer Telefongespräche mit dem 1&1-Service tauchte dann kürzlich Hürde Nr. 2 auf: Mein WLAN-Adapter gab genau im richtigen Augenblick den Geist auf. Nun verbinde ich Fritz!BOX und Notebook sicherheitshalber mit einem ordinären LAN-Kabel. Aber immerhin läuft mein Internetzugang jetzt stabil - hoffe ich ...

Wann steigt 1&1 endlich in die Strom-, Gas- oder Wasserversorgung ein? Man könnte gewiß so manche vergnügliche Stunde erleben.

Apropos Montabaur: Müßte es politisch korrekt nicht "Montalandwirt" heißen?

Medioker

Schon seit Monaten berichten ausländische Medien immer öfter über ein Thema, das deutsche Medien derzeit noch scheuen wie der Teufel das Weihwasser: Besserung im Irak. Manche Redaktionen machen den Umschwung gar direkt zum Thema. Natürlich ist die Lage im Irak noch längst nicht paradiesisch, aber es gibt ganz offensichtlich vielversprechende Entwicklungen - und das schon seit längerem. Doch warum interessieren sich Journalisten hierzulande kaum für diese erfreulichen Trends? Wie so oft im deutschen Journalismus lautet die Erklärung: Kollegenorientierung. Solange kein Prestigeblatt über die ungewohnte Entwicklung berichtet, gilt das Thema vielen Redaktionen als unberührbar - man möchte sich ja nicht keck aus der gemütlichen Ecke herauswagen. Die Folge ist eine Berichterstattung, die den internationalen Diskussionen oft Wochen, manchmal sogar Monate hinterherläuft.

Vielleicht ist der eigentliche Grund für das niedrige Diskussionsniveau aber die enorme Medienvielfalt in Deutschland. Es gibt für alles und jeden eine passende Zeitschrift - wer sich informieren möchte, ist also nicht auf englischsprachige Publikationen angewiesen.

Sonntag, 5. August 2007

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold

Meine Eltern sind mal wieder zu Besuch in der Fächerstadt, und wir entscheiden uns, ihnen endlich das Beste zu zeigen, das Karlsruhe zu bieten hat: die Pfalz. Unser Weg führt uns über das Kurt-Beck-Dorf Steinfeld und den unspektakulärsten Grenzübergang der Gegend schließlich ins schöne Schweigen, den südlichsten Weinort der südlichen Weinstraße. Kann denn Süden Sünde sein? Durchaus nicht, finden wir, und marschieren schnurstracks zum Weingut Bernhart; dort ist bekanntlich jeder Schluck ein Treffer. Gleich in der Hofeinfahrt erleben wir eine angenehme Überraschung: Wir stolpern über einen Weinfreund, der gerade seine Weineinkäufe fürs Wochenende verladen will - Guido! Leider ist er kurz vor seinem Urlaub etwas in Eile, und so kann er uns gerade noch einen Tip mit auf den Weg geben. Wir sollten uns doch mal die Weißburgunder-Spätlese der Bernharts anschauen. Gesagt, getrunken! In der Probierstube entdeckt Anke einen weiteren feinen Tropfen, nämlich die Riesling-Spätlese von 2005. Leider ist die fantastische Spätburgunder-Spätlese ausverkauft. Der alte Herr Bernhart verrät uns aber, daß Anfang September der neue Jahrgang in den Verkauf gelangt, juhu! Angesichts der tollen Spätlesen muß man wohl Gorbatschows berühmten Satz doppelt falsch zitieren, den er wahrscheinlich ohnehin nie gesagt hat: Wer spät liest, den belohnt das Leben.

Vollbeladen geht es dann zu einem kleinen Stadtspaziergang nach Wissembourg und schließlich weiter nach Klingenmünster, wo wir uns eigentlich im urigen Café Rosinchen stärken wollen. Doch wir erleben eine conditio rosine qua non - man hat geschlossen! Höchst bedauerlich, aber glücklicherweise kann man auf der Burg Landeck gleich oberhalb des Ortes ebenfalls nett speisen und sich zudem an der tollen Aussicht erfreuen.

Abends kommen wir dann müde, aber zufrieden wieder in Karlsruhe an. Zu unserer Erleichterung stürzt die Rheinbrücke nicht ein - heutzutage ja keine Selbstverständlichkeit.

Samstag, 4. August 2007

Footsteps

Wer Spiele mit einfachen Regeln und unvollständiger Information mag, wird Footsteps lieben - ein Spiel für zwei Personen das mich beharrlich an Douglas Hofstadters Mittelmäßigkeit erinnert. Es wird auf einer Art Lineal mit 7 Positionsmarken gespielt. Die erste Positionsmarke ist das Zielfeld von Spieler 1, die letzte das von Spieler 2. Auf die mittlere wird zu Beginn eine Münze gelegt. Jeder Spieler erhält 50 Punkte. In jeder Runde bietet jeder der beiden Spieler nun mindestens 1 Punkt. Der Spieler mit dem höchsten Gebot darf die Münze eine Positionsmarke weiter zu sich schieben. Erreicht die Münze ein Zielfeld, hat der entsprechende Spieler gewonnen.

Gibt es eine optimale Strategie für Footsteps? Darüber streiten die Experten. Natürlich ist das Spiel wesentlich komplexer als Stein, Schere, Papier, und natürlich wird es um so spannender, je häufiger zwei Spieler es miteinander spielen.

Auf derselben Webplattform wird übrigens auch das hochinteressante Spiel Phutball von John Conway angeboten. Eigentlich heißt das Spiel Philosopher's Football - da ist man natürlich schnell bei International Philosophy von Monty Python ...