Freitag, 29. Juni 2007

Sardinien-Weinprobe

Joachim Rieth-Vogt vom Weinforum ist mal wieder der Meinung, daß wir reif für die Insel sind, und lädt darum zur großen Sardinien-Weinprobe ein. Wie immer hat er zwölf Weine mit Charakter ausgesucht, die in Dreiergruppen gegeneinander antreten - neun rote, drei weiße. Den Spitzenplatz erhält am Ende des Abends nicht zum ersten Mal ein Biowein: der 2001er Cannonau di Sardegna Le Ghiaie von Meloni. "Le ghiaie" heißt übrigens "der Schotter", was nicht unbedingt mit dem Preis zusammenhängt: Das Fläschchen gibt es nämlich schon für knapp 16 Euro. Bettina und mir gefällt vor allem die deutliche Sherry-Note des feinen Tropfens. Zwischen den Verkostungsrunden reicht der Hausherr wie immer Brot und diverse Köstlichkeiten. Mjam!

Rattle and Hum

Simon Rattle ist jetzt seit 5 Jahren Chefdirigent der Berliner Philharmoniker. Im Interview mit der F.A.Z. gibt er sich aber eine Spur resigniert. Und das, obwohl die Philharmoniker seiner Einschätzung nach genug Energie für mehrere Nuklearexplosionen besäßen.

Dienstag, 26. Juni 2007

Sapere aude

Ab dem 1. Juli 2007 wird alles besser: Die EU-Health-Claims-Verordnung tritt in Kraft. Lebensmittel-Hersteller dürfen nur noch mit solchen Aussagen für ihre Produkte werben, die auch wissenschaftlich belegt sind. "Mars macht mobil" wird sich als Slogan wohl nicht mehr halten lassen, weil der dumme Verbraucher natürlich denken könnte, daß ein Biß in den Schokoriegel sofort zur Generalmobilmachung führt. Und ist Milka wirklich die zarteste Versuchung, seit es Schokolade gibt? Gut, daß uns die Politik vor solchen gefährlichen Irrungen künftig schützt!

Vielleicht kann man die Verordnung sogar noch auf weitere Lebensbereiche anwenden. Man könnte etwa von Parteien verlangen, nur noch ehrliche Wahlwerbung zu machen. Und was ist mit weltanschaulichen Gruppierungen? Heute fand ich einen Werbezettel des Evangelischen Missionsdienstes im Briefkasten. Gleich auf der ersten Seite eine unverhohlene Drohung: "Ohne Jesus kommst Du an den Ort von Feuer und Qual". Würde sich ein Unternehmen solche Nötigungen erlauben, erhielte es sofort eine Abmahnung wegen Verstoßes gegen UWG § 4 Satz 1 & 2. Aber eine Sekte kann sich dank Narrenfreiheit natürlich erlauben, was sie will.

Ein Vierteljahrtausend nach der Aufklärung hätte man sich mehr von Europa gewünscht. Hat schon mal jemand nachgesehen, ob sich Kant und Voltaire bereits in ihrem Grab umgedreht haben?

Zooloretto

Das Spiel des Jahres 2007 heißt ... Zooloretto von Michael Schacht! Die Spielegemeinschaft ist natürlich wie jedes Jahr enttäuscht, daß ein so einfaches Spiel gewonnen hat und nicht ein großer Strategieschinken mit 30seitigem Regelheft. Doch das ist ja genau die Absicht der Jury: Ausgezeichnet werden soll ein Spiel, das breite Schichten anspricht und Lust aufs Spielen macht. Leider habe ich Zooloretto noch nicht gespielt, aber wenn es genauso einfach und lustig ist wie sein Vorgänger Coloretto, hat die Jury voll ins Schwarze getroffen.

Michael Schacht ist ja seit langem bekannt für eingängige Spiele, die fast jedem Spaß machen. Meine Lieblingstitel von ihm sind Industria, Don und natürlich das fantastische Kardinal & König.

Mittwoch, 20. Juni 2007

Besserwisserei des Tages

Je öfter sich die Große Koalition zofft, desto häufiger hört man wieder von ihm, dem kleinsten gemeinsamen Nenner. Gemeint ist damit in der Regel, daß bei einem Streit beide Parteien Kompromisse eingehen müssen und bei einem Ergebnis landen, das sowohl die eine als auch die andere Seite noch akzeptieren kann. Man redet also vom kleinsten gemeinsamen Nenner, meint aber den größten gemeinsamen Nenner.

Der kleinste gemeinsame Nenner zweier Zahlen ist immer eins. Der kleinste gemeinsame Nenner zweier politischer Parteien dürfte sein, daß es eben beides politische Parteien sind. Und darauf müssen sich selbst CDU und SPD nicht einigen, wenn sie mal wieder beim kleinsten gemeinsamen Nenner landen.

Dienstag, 19. Juni 2007

Stillstandort Deutschland

Nun haben wir ihn also de facto, den Mindestlohn. Aus dem Ausland weiß man ja, welche Wirkung er hat. In dynamischen Volkswirtschaften wie Großbritannien spielt er praktisch keine Rolle, da die Unternehmen ohnehin höhere Löhne zahlen. In sklerotischen Ländern wie Frankreich führt er dazu, daß die Arbeitslosigkeit in bestimmten gesellschaftlichen Gruppen bei jeder Erhöhung des Mindestlohns ansteigt, zum Beispiel bei schlecht ausgebildeten Jugendlichen.

Und was wir bei uns passieren? Einige Leute in Problemregionen werden ihren Job verlieren, andere werden etwas mehr als vorher verdienen, insgesamt ändert sich nichts. Die Einführung eines Mindestlohns ist nichts anderes als Symbolpolitik. Wer die Lebensumstände der weniger Begüterten langfristig verbessern möchte, muß weniger Bürokratie und mehr Bildung wagen. Aber dazu müßten Politiker ausnahmsweise einmal über den Tag hinaus denken ...

Sorry, Sir Salman

Der Islam ist eine Religion des Friedens und der Liebe. Niemand weiß das besser als der pakistanische Religionsminister, der jüngst zu einem Bombenanschlag auf Salman Rushdie aufgerufen hat - weil dieser von der Queen zum Ritter geschlagen worden ist.

Warum fallen die Freunde des Propheten eigentlich immer wieder durch solche Aktionen auf? Man könnte fast den Eindruck gewinnen, sie hielten den Islam für eine so schwache und wenig überzeugende Religion, daß sie mit Waffengewalt geschützt werden muß ...

Montag, 18. Juni 2007

Großer Wikipedia-Wettbewerb!

In der Wikipedia gibt es neben sehr vielen sehr guten und sehr vielen sehr schlechten Beiträgen noch eine dritte Gruppe: die reichlich überflüssigen. Hier mal meine aktuellen Favoriten:

1. Spiegelei (sogar mit Rezept!)
2. Zuckerwatte
3. Regenschirm
4. Schnürsenkel
5. Beitrag

Wer findet noch trivialere Einträge? Bitte besonders gelungene Beiträge an mich senden.

Wer rustet, der rostet nicht

Europa ist in aller Munde - was liegt also näher, als zur Feier des Abendlandes einen ganzen Tag im Europapark zu verbringen, Deutschlands größtem Freizeitpark? Damit uns bei all den Attraktionen nicht langweilig wird, laden wir noch Isabel, Julian und Lulu ein und machen uns dann auf den Weg nach Rust. Der Park ist in Themenbereiche eingeteilt, die die Eigenarten verschiedener europäischer Länder widerspiegeln: Die französische Sektion wird ständig bestreikt, im italienischen Bereich muß man Schutzgeld zahlen, wenn man die Attraktion überleben möchte, in der Schweiz rast man mit 3 km/h durchs Wildwasser, und im deutschen Park ist genau festgelegt, wann man wie laut in der Achterbahn quieken darf.

Aber Scherz (ausnahmsweise) beiseite: Die einzelnen Themenparks sind überraschend geschmackvoll gestaltet, vor allem Griechenland und Skandinavien gefallen uns sehr. Unsere Kiddies interessieren sich natürlich vor allem für den gnadenlosen Silver Star, die Hauptattraktion des Parks, während ich nach einer altersgemäßen Beschäftigung Ausschau halte. Doch Ponyreiten wird nirgendwo angeboten, und so lasse ich mich von Busy Isi schließlich zu einer Runde in der kolossalen Schiffschaukel überreden. "Ist gar nicht so schlimm" - auf dieses leere Versprechen falle ich natürlich fahrlässigerweise rein. Doch zu meinem Erstaunen überlebe ich. Ist wirklich gar nicht so schlimm!

Kurz vor Schluß schauen Anke und ich uns noch den sehr hübschen botanischen Garten an und freuen uns über die vielen netten Details. Dann geht's zurück nach Hause. Ein ereignisreicher Tag mit bemerkenswert vielen Höhen und Tiefen!

Malo

Wer keine Lust mehr auf Bono und sein naives Politikgequatsche hat, sollte sich diesen lustigen Spiked-Artikel von Brendan O'Neill gönnen.

Samstag, 16. Juni 2007

Feuerstein 70

Gestern ist Herbert Feuerstein - für viele letztlich nicht sehr überraschend - 70 Jahre alt geworden. An seinem Ehrentag ist viel Bekanntes über ihn geschrieben und gesendet worden, aber ein kleines Detail haben die Jubelperser übersehen: Feuerstein war der allererste TwixT-Spieler und hat seinerzeit mit Meister Alex Randolph spannende Partien im Kaffeehaus Hawelka ausgefochten. Ob er heute noch eine Chance gegen moderne Spielweisen hätte? Seit längerem gilt ja György Csizmadia aus Ungarn als weltbester Spieler, und es sieht nicht so aus, als ob ihm derzeit jemand den Rang streitig machen könnte ...

Freitag, 15. Juni 2007

Remarquable!

Das Rezept für einen Standardwortwitz ist einfach: Man nehme ein Wort oder ein bekanntes Zitat, modifiziere es ein wenig und posaune es in die Welt hinaus. Auf diese Weise können auch Humorlaien schnell einen Achtungserfolg landen - so zum Beispiel in der Karlsruher Oststadt. Dort wird nämlich gerade ein neues Gebäude hochgezogen, und der Bauträger hat ein geschmackvolles Plakat aufgestellt: "Im Osten was Neues". Eine heitere Erinnerung an wunderbare Zeiten! Übrigens hat die Baufirma gebaka auf ihrer Webseite auch ein Intro mit tollen Schußgeräuschen. Konsequent!

Man kann den Faden natürlich weiterspinnen und beim Ersten Wildkrieg landen, einer möglichen Großkontroverse in Jägerkreisen.

Mittwoch, 13. Juni 2007

Prima Klima

In der Klimadebatte stehen sich zwei Seiten unversöhnlich gegenüber: diejenigen, die den Weltuntergang befürchten, und diejenigen, die das alles für Zinnober halten. Ross McKitrick hat nun einen Kompromißvorschlag gemacht, der gar nicht uninteressant klingt: eine CO²-Steuer, deren Höhe sich nach einer Klimaprognose richtet. Wenn eine ganz bestimmte Prognose eintrifft, wird sie höher; wenn nicht, sinkt sie gegen null. Die CO²-Besteuerung würde damit von der Glaubwürdigkeit der Klimamodelle abhängen.

Endlich mal eine Idee, die sich an Prognosen orientiert und nicht an nichtssagenden Vergangenheitsmodellen.

Rabenvater Staat

Im Grundgesetz ist in den Artikeln 35 (2), 87a und 91 ziemlich klar festgelegt, wann die Bundeswehr im Inneren eingesetzt werden darf: bei Naturkatastrophen, schweren Unglücksfällen und einer Gefährdung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Man darf unsere Krieger allerdings keinesfalls mobilisieren, um mit Kampfjets ein paar Wirrköpfe zu beobachten, die auf einer Wiese ein Seminar zur Selbstfindung abhalten. Nun ist aber genau dies geschehen - mit der haarsträubenden Begründung, es handele sich ja um Amtshilfe, und die sei natürlich erlaubt. Muß sich Amtshilfe also nicht am Grundgesetz orientieren? In was für einer Bananenrepublik leben wir eigentlich?

Natürlich wird für diesen klaren Grundgesetzverstoß wieder mal niemand zur Rechenschaft gezogen werden. Eigentlich müßte der Verantwortliche entlassen und die beiden Kampfjet-Piloten erst einmal suspendiert werden. Vater Staat schlägt aber offenbar nur zu, wenn triviale Gesetzesverstöße vorliegen, zum Beispiel Ampelvergehen oder verspätete Umsatzsteuervoranmeldungen.

Gibt es eigentlich da draußen irgendeinen Politiker, der unser Grundgesetz ernst nimmt? Politikerführerschein, ick hör dir trapsen ...

Dienstag, 12. Juni 2007

Die Entdeckung der Langsamkeit

Wer es noch nicht gewußt hat: Rentnerpärchen, die im Schwimmbad genau 1,5 Bahnen belegen, sind doof.

Montag, 11. Juni 2007

Für ein sicheres Deutschland

Deutschland ist von Schurkenstaaten umgeben und wird Tag und Nacht von gemeinen Terroristen bedroht. Doch ab jetzt kann jeder Bürger für mehr Sicherheit in unserem Staat sorgen: mit der Initiative Informiert Wolfgang. Ich bitte um rege Beteiligung - für Volk und Vaterland!

Samstag, 9. Juni 2007

Zurückentwicklungshilfe

Daß Entwicklungshilfe allermeistens schädlich für das betreffende Land ist, dürfte mit Ausnahme von Bono, Bob Geldof und der Wirrköpfe von Attac inzwischen jeder mitbekommen haben. In diesem schönen Artikel von James Shikwati kann man die Gründe dafür noch einmal in aller Ruhe nachlesen.

inNOvativ

Apple war in den letzten 30 Jahren bemerkenswert geschickt darin, Innovationen anderer Firmen zum richtigen Zeitpunkt selbst auf den Markt zu bringen und die Welt glauben zu machen, sie stammten von Apple. Man denke etwa an die Maus, die grafische Benutzeroberfläche inkl. Drag & Drop oder tragbare MP3-Player. Selbst Computer mit schickem Design gab es lange vor Apples MacBook pro. Wirklich innovativ war und ist Apple nur in einem einzigen Punkt: der Selbstvermarktung. Sogar der kritische Economist ist jetzt auf das Apfeltheater hereingefallen und hat der Firma einen euphorischen Leitartikel gewidmet.

Freitag, 8. Juni 2007

Auf meinem Fahrrad bin ich Kapitän

In Karlsruh’ ist die Residenz,
in Mannheim die Fabrik.
In Rastatt ist die Festung
und das ist Badens Glück.

So geht es, unser schönes Badnerlied. Karlsruhe kenne ich, Mannheim auch - aber in Rastatt bin ich peinlicherweise auch nach fast 7 Jahren als Wahlbadener noch nicht gewesen. Das mußte sich natürlich irgendwann ändern. Glücklicherweise wohnt Ankes Bruder in einem gemütlichen Hexenhäuschen (mit Dschungelgarten) in der Festungsstadt, und so nutzen wir den schönen Sommertag zu einer Radtour nach Rastatt. Nach einem Zwischenstop am Gut Scheibenhardt radeln wir fleißig weiter und kaufen nach ungefähr der Hälfte der Strecke frische Erdbeeren - allerdings werden nur wenige das Ziel unserer Tour erleben ...

Bei Thomas beginnt dann alles recht friedlich mit einem Sektfrühstück. Aber der Schein trügt: Thomas will Isabel nach einem Sonnenbad ins Planschbecken schmeißen, doch als er das versucht, wird er von Anke selbern hineingeschubst, ätsch! Später zeigen sich seine Hühner außergewöhnlich impertinent, und als eines von ihnen den Bogen überspannt, revanchiert sich der Hausherr mit einer kalten Dusche aus dem Gartenschlauch. Vor Schreck fliegt das Federvieh über den Zaun und landet unglücklicherweise in dem undurchdringlichen Dickicht, von dem das Grundstück umgeben ist. 1a Marderbeute! Isabel jammert und fordert kategorisch eine Rettungsaktion. Thomas bleibt hart. Isabel jammert noch mehr! Thomas gibt nach. Also verpackt er sich bei 35° mit Stiefeln, Jacke und Handschuhen und begibt sich in die Brennesselhölle. Erstaunlicherweise kann er das Huhn tatsächlich retten, und alle sind glücklich.

Nachdem diese kritische Situation überwunden ist, wollen wir uns auf den Rückweg machen. Irgendwie ist bei mir aber die Luft raus, jedenfalls aus meinem Hinterreifen: Ein Rosendorn hat sich auf meinem Weg zum Gartentor in den Schlauch verirrt. Thomas schlägt mir eine Reparaturtechnik vor, die ich rundweg für unmöglich halte. Es kommt, wie es kommen muß: Die Reparatur gelingt in Rekordzeit, ich hätte glatt die zehnfache Zeit benötigt. Auf dem Rückweg genehmigen wir uns dann noch zwei kulturelle Highlights: das wunderschöne Schloß Favorite und das Ettlinger Vogelbräu (Anke: Schnitzel, Tim: Flammkuchen).

Angenehmer kann man einen Donnerstag eigentlich nicht verbringen.




PS: Wie jedermann weiß, haben Rosen keine Dornen, sondern Stacheln.

Dienstag, 5. Juni 2007

Nordsstimmung

Tagesausflug an die FH Flensburg! Ich soll über eine Leiche sprechen, und zwar immerhin 3,5 Stunden lang. Da ich etwas zu früh am Campus ankomme, kann ich vorher aber noch eine Stunde auf der schönen Terrasse der gemütlichen Mensa sitzen und Gespräche der Studenten belauschen. Am Tisch links erläutert ein unverbesserlicher Eiferer seiner Nachbarin, warum es den Treibhauseffekt nicht gibt. Rechts werden kulturelle Aspekte des neuesten Piratenfilms diskutiert. Man ist sich aber nicht einig: Wirkt Depp wie ein Piratenkapitän, oder wirkt der Piratenkapitän wie ein Depp?

Dann wird es ernst. Wider Erwarten scheinen die Studis tatsächlich mit Interesse zuzuhören. Es werden gute und professionelle Zwischenfragen gestellt. Am Ende kommen sogar zwei Leute nach vorn und bedanken sich noch mal ausdrücklich für den Vortrag und die anregenden Gedanken. Unglaublich, meinen die wirklich mich? Vielleicht sollte man ja doch noch mal versuchen, besagte Leiche zu neuem Leben zu erwecken ... Methodenpapst Alex kann jedenfalls wirklich stolz auf seine Schützlinge sein. Sie gehören überdies unzweifelhaft zu den wenigen Menschen, die froh sind, viele Punkte in Flensburg zu haben.

Auf der Rückfahrt entdecke ich noch eine schöne Werbeminiatur. Eine Teppichfirma wirbt auf ihrem VW-Bus mit dem Spruch: "Wir machen Boden gut". Schleswig-Holstein, du hast es besser.

Samstag, 2. Juni 2007

Konsequent Apple

Ich habe mich lange gefragt, was ich an Apples garstiger Musiksoftware iTunes eigentlich ganz besonders schlecht finde. Nun habe ich endlich einen Kandidaten: das konsequente Drag & Drop. Es ist so konsequent, daß es sogar dem allgemeinen Begriff der Konsequenz bis in seine letzten und höchsten Implikationen folgt. Da man bei größtmöglicher Konsequenz irgendwann automatisch bei der Hegelschen Dialektik landet, ist Konsequenz immer auch mit ihrem Gegenteil verbunden, also strengster Inkonsequenz. Bei iTunes äußert sich das so, daß das sensationelle Drag & Drop zwar grundsätzlich überall funktioniert, tatsächlich aber eben nur an ausgewählten Stellen und in ausgewählten Situationen. Es folgt damit dem heiligen Funktionsprinzip früherer Software von Apple: Ärgere den Nutzer, wo es nur geht.

Ich will aber nicht ausschließen, daß iTunes so um 1995 vielleicht sogar ein ganz passables Programm zur Musikverwaltung gewesen wäre.

Der Kauz von Rintheim

Beinahe jeden Tag läuft mir in Rintheim ein wunderlicher, älterer Herr über den Weg. Er gehört zu der Sorte Mensch, der man praktisch alles zutraut, und die man automatisch zu den Verdächtigen zählt, falls man welche brauchen sollte. Heute morgen habe ich ihn im Bäckerei-Café erwischt - mit einem Buch in der Hand! Leider konnte ich nicht erkennen, ob es ein Landser-Heftchen oder Die Gebrüder Karamasow waren, aber immerhin: Lektüre. Möglicherweise muß ich meine Meinung über ihn revidieren. Vielleicht handelt es sich einfach nur um einen emeritierten Professor oder gar einen ganz normalen Menschen wie Dich und mich.

Mistminister

Die wie immer äußerst sachkundigen deutschen Innenminister wollen mal wieder gewaltverherrlichende Computerspiele verbieten. Eine schöne Idee, die eigentlich nur an zwei Dingen krankt: 1. Computerspiele sind niemals die Ursache für Amokläufe und ähnliche Scherze. Die Hintergründe sind stets viel komplexer. 2. Gewaltherrlichende Computerspiele sind natürlich bereits gesetzlich verboten. Aber wann hätte sich ein Innenminister jemals durch Kenntnisse relevanter Gesetzestexte oder komplizierter Wirkungsstrukturen hervorgetan? Die ganze Bande gehört ins Altenheim, dort kann sie wenigstens keinen Schaden anrichten.

Warum kommt übrigens niemand auf die Idee, Killerreligionen, Killerarmeen oder Killermärchen zu verbieten?

Freitag, 1. Juni 2007

Rot-grün in KA

Karlsruhe ist die Stadt der Forschung. Und zwar so sehr, daß man auch bei der Verkehrssteuerung keine Gelegenheit ausläßt, die Bevölkerung mit wissenschaftlichem Gedankengut in Kontakt zu bringen. Gleich mehrere Ampeln im Stadtgebiet verfügen inzwischen über Quantenzustände, speziell für Fahrradfahrer: Die relevanten Lichtsignale zeigen nicht mehr einfach Rot oder Grün an, sondern beides gleichzeitig. Am Durlacher Tor ist das sehr angenehm, da man sich stets für eine von zwei Ampeln entscheiden kann, wenn man auf dem Rad den Adenauerring überqueren möchte. Eine zeigt bestimmt gerade Grün an, so daß man prima weiterfahren kann - auch wenn die andere auf Rot steht.

Manche Verkehrsteilnehmer sind mit der Situation allerdings überfordert. So etwa der ältere Herr, der mir heute ein wütendes "Achtung, Rot!" entgegenschmetterte, als ich bei Grün von der Tullastraße in die Rintheimer Straße einbog. Wahrscheinlich hatte er aus seiner Sicht sogar recht, denn auch hier stehen zwei Ampeln für Fahrradfahrer.