Freitag, 30. November 2007

Umsatzschlager

Zugegeben, nicht immer überschneiden sich die Werte des Geschäfts- und des Kulturlebens. Mitunter kann die eine Welt jedoch von der anderen lernen. Man muß nur genau hinhören:

Rudi Carrell:
Wann gibt's mal wieder richtig Umsatz?

Peter Maffay:
Und es gab Umsatz ... zum ersten Mal im Leben

Tony Holiday:
Mache Umsatz mit mir
Umsatz, Umsatz den ganzen Tag
Mache Umsatz mit mir
Weil der Umsatz mich glücklich macht

Reinhard May:
Über den Wolken muß der Umsatz wohl grenzenlos sein

Jürgen Marcus:
Ein neuer Kunde ist wie ein neues Leben

Heintje:
Manager, du sollst doch nicht um deinen Umsatz weinen

Udo Jürgens:
Mit 66 Kunden, da fängt das Leben an

Furchtbar, diese Albernheit vor, während und nach der Arbeitszeit ...



PS: Nachtrag von Bernhard:

Nicole:
Ein bißchen Umsatz

Dschingis Khan:
Umsatz, Umsatz, wirf die Gläser an die Wand ...

Howard Carpendale:
Fremder oder Kunde? Die Frage ist gestellt ...

Donnerstag, 29. November 2007

Postschutzmittel

Die Deutsche Post hat es geschafft: Der Mindestlohn für Briefträger kommt. Damit hat sie eine große Sorge weniger, nämlich günstigere Konkurrenz durch kleinere Wettbewerber. Verkauft wird der Spaß natürlich als soziale Wohltat. Irgendwie ist er das ja auch, allerdings lediglich für die Mitarbeiter und Aktionäre der Deutschen Post. Und das kurz vor dem Auslaufen des Briefmonopols. So ein Zufall aber auch!

Wo wir schon bei Staatseingriffen in den Markt sind: Wann werden wohl wieder gesetzliche Höchstpreise für Grundnahrungsmittel eingeführt?

Mittwoch, 28. November 2007

Mit bzw. ohne Alice im Wunderland

In jedem von uns steckt ein verwegener Abenteurer. Wenn wir eine Herausforderung gemeistert haben, stürzen wir uns sofort blind auf die nächste, noch größere. Hier scheint ein Verhaltensmuster aus Urzeiten durch: heute noch das Rebhuhn erlegen und übermorgen gegen das Mammut kämpfen! Dieses psychische Relikt zeigt sich auch in unseren wirtschaftlichen Handlungen - etwa dann, wenn wir in einer Produktklasse den Anbieter wechseln.

1&1 war sicher ein ganz besonders widerspenstiges Rebhuhn, aber immerhin ist es endlich niedergerungen. Wird jetzt Alice zum Mammut? Die Anfänge sind gemacht. Ich hatte mich am 17.11. per Mail nach meinem Vertragsstatus erkundigt. Heute (28.11.) kam die Antwort. Mein Anschluß werde Mitte Dezember geschaltet. Außerdem habe man eine Bitte: "Schicken Sie uns bitte erneut Ihre Anfrage vom 17.11.2007, damit wir Ihnen gerne weiterhelfen können". Als 1&1-Opfer ist man ja so einiges gewohnt, aber diese Strategie scheint neu zu sein. Muß man das begreifen?

Zur Prüfung noch schnell ein Blick in den Online-Vertragsstatus (nur zur Erinnerung - wir schreiben immer noch den 28.11.): "Voraussichtlich zum 27.11.2007 werden wir Ihren Anschluss schalten". Soso.

Ich habe ja den Verdacht, daß "Mitte Dezember" in diesem Jahr auf Ende Januar 2008 fällt.

Montag, 26. November 2007

Luzern

Eigentlich ist ja das ganze Jahr über Luzern-Zeit, doch im November lohnt es sich wegen des Piano-Festivals natürlich besonders. Wir fahren also hin - trotz des novembrigen Wetters. Zur Steigerung unserer Festivalstimmung hatten wir uns extra ein feines Hotel ausgesucht und dabei nach Festlichkeit der Fassade entscheiden. Doch unsere Wahl entpuppt sich als kleine Enttäuschung: Offenbar ist die Hotelleitung eifrig bemüht, das frühere Grand-Hotel an den Geschmack der wichtigen Kunden von heute anzupassen. Und so hat man einen Großteil des Foyers an McDonald's(!) und Starbucks(!) vermietet. Den zahlreichen chinesischen und indischen Gästen gefällt der neue Stil, wir hätten es aber eigentlich gern etwas dezenter gehabt. Offenbar legt man in der globalisierten Welt überdies großen Wert auf unfreundlichen und unwilligen Service. Hm ...

Aber Schwamm drüber. Als erstes steht ein kleiner Stadtspaziergang auf dem Programm. Die Musegg-Mauer ist im Winter dummerweise nicht geöffnet, und so weichen wir auf das Alternativprogramm aus: Shopping. Nichts gegen die Schweiz, aber wirklich billig sind die Eidgenossen ja nicht! Ich kann mich allerdings gerade noch gegen eine neue Krawatte wehren und ermögliche uns so eine warme Mahlzeit, natürlich in der Taube. Wer die Chügeli-Paschtetli nicht kennt, kennt auch nicht Luzern! Übrigens: Eigentlich heißen sie Chögali-Paschtetli ...

Den nächsten Tag beginnen wir mit einem mäßigen Frühstück, bevor wir uns auf den kurzen Weg ins KKL machen. Wolle Schäuble hätte seine Freude an diesem wunderschönen Gebäude, wie immer überall Sicherheitskräfte! Ohne einen einzigen Terrorangriff erreichen wir sicher unsere Plätze und lauschen dem Spiel Andreas Haefligers. Er spannt zunächst einen Bogen vom Träumer (Pastorale) zum Titanen Beethoven (Appassionata) und spielt dann Schuberts immer wieder sehr eindringliche Sonate D960. Sein Stil ist im besten Sinne eidgenössisch: technisch tadellos, bestimmt und dennoch angenehm zurückhaltend. In jedem Stück reizt er das Dynamikspektrum nur ganz selten aus, das hört man ja selten heutzutage. Der ganze Saal ist zurecht begeistert und fordert eine Zugabe. Und bekommt sie: Schuberts Impromptu in Ges-Dur, juhu!

Luzern war ja schon immer eine Musikstadt, nun entwickelt sie sich auch noch zu einer bedeutenden Kunststadt. Und das bei der überschaubaren Größe! Andere Städte brauchen schon das Fünfzigfache an Einwohnern, um zu einer Sammlung wie der Donation Rosengart zu kommen. Praktischerweise liegt das Museum keine 5 Minuten vom KKL entfernt, und so spazieren wir nach dem Konzert hinüber und bewundern die sehr geschmackvoll präsentierten Picassos. Der Umbau des alten Zentralbank-Gebäudes ist wirklich gelungen, nirgendwo auch nur ein Hauch Pathos!

Im Untergeschoß dann die Überraschung des Tages: Unter all der Weltkunst entdecke ich plötzlich ein Bild aus meinem grafischen Frühwerk, nämlich die Zeichnung Mama und Papa pflücken Äpfel aus dem Jahr 1978 (Graphitstift 2 mm, Signierung von fremder Hand). Doch wenig später setzt die Enttäuschung ein: Tatsächlich handelt es sich um die Predigt für Wüstentiere von Paul Klee (1929, Fettkreide auf Papier)! Bislang habe ich den Maler ja für dramatisch überschätzt gehalten, doch nun sehe ich seine intuitive Kraft: 50 Jahre vor meiner gegenständlichen Schaffensperiode dieser Mut zur subjektiven Andeutung - enorm!

Und dann geht es auch schon wieder nach Hause. Kaum sind wir wieder in Deutschland, hat unser ICE auch schon 5 Minuten Verspätung. Auf die Deutsche Bahn ist Verlaß, immerhin!

Nach einem wunderbaren Wochenende bleibt nur eine Frage: Ist Luzern die kleinste Weltstadt oder die schönste Kleinstadt des Planeten?

Freitag, 23. November 2007

K.O. durch CO2

Seit die britische Atomwirtschaft in den 70er Jahren das CO2 als Klimakiller erfunden hat, hat es eine eindrucksvolle Karriere hingelegt. Inzwischen ist es kaum noch möglich, den angeblichen Sachstand der Debatte zu hinterfragen. Kritiker (zu denen übrigens auch Helmut Schmidt zählt) werden mit Kriminellen oder gar Holocaust-Leugnern auf eine Stufe gestellt. Dabei lautet die entscheidende Frage ganz einfach: Wieviel Wissenschaft steckt in der Klimaforschung?

Die erste Vermutung, die sich geradezu aufdrängt, lautet: Das Weltklima ist ein komplexes, dynamisches System, bei dem sich alle möglichen Faktoren gegenseitig beeinflussen, möglicherweise zum Teil mit erheblichem zeitlichen Verzug. Die IPCC-Berichte sehen die Welt aber anders. Das Weltklima folgt dort einem erstaunlich einfachen Modell, bei dem die einzelnen Faktoren linear zur Erwärmung beitragen (siehe zweites Diagramm auf dieser Seite). Wissenschaft muß natürlich immer vereinfachen, aber gleich so radikal? Eine Begründung dafür wird jedenfalls nicht geliefert - oder so gut versteckt, daß ich sie nirgendwo finden kann.

Gleiches gilt für die Gewichtung der einzelnen Faktoren. Wie kommt man dazu, daß das CO2 für 60 Prozent der Erderwärmung verantwortlich ist? Der Wert wird nirgendwo begründet, meine Vermutung ist aber folgende: Man hat verschiedene Regressionsanalysen gerechnet und einen Durchschnittswert ermittelt. Die abhängige Variable ist dabei natürlich die vorhandene Wärmeenergie in der Erdatmosphäre, die unabhängigen Variablen sind zum Beispiel ihr CO2- oder der Methangehalt. Am Ende kommt man dabei auf Angaben, in welchem Ausmaß die einzelnen Faktoren die abhängige Variable erklären.

"Erklären" heißt aber in der Statistik nun eben nicht "kausal begründen". Statistische Zusammenhänge sind nicht (oder nicht zwangsläufig) tatsächliche Zusammenhänge. Hier liegt der Unterschied zwischen Statistik und Naturwissenschaft. Wer das IPCC-Modell für wissenschaftlich hält, muß dann eben auch die Marketingforschung oder andere Bananendisziplinen zu Wissenschaften erklären. Denn dort wird ausgiebig mit solchen Modellen gearbeitet. Sie eignen sich prima dazu, Phänomene in einem bestimmten Zeitabschnitt statistisch zu erklären - schaffen aber nicht den Schritt zu einer Modellierung des Phänomens selbst.

Und genau das gilt ja auch für das IPCC-Modell. Es modelliert das Klima für die letzten Jahrzehnte, aber eben nicht für erdgeschichtliche Zeiträume. Damit ist es streng genommen gar kein Klimamodell. Wenn man es auf die letzten sagen wir mal 500.000 Jahre anwenden würde, kämen höchstwahrscheinlich Temperaturwerte heraus, die mit den tatsächlichen nicht viel zu tun haben. Schade, daß niemand vom IPCC diesen Praxistest fordert.

Es kann ja sein, daß irgendwo noch eine wissenschaftliche Begründung für die sehr folgenreichen Behauptungen und Modellannahmen versteckt ist, aber warum stellt sie das IPCC dann nicht stärker heraus? So landet man doch beinahe zwangsläufig bei der Annahme, die Klimaforscher machten nur Lobbyarbeit in eigener Sache. Denn daß die Klimaforschung vom Klimawandel am meisten profitiert, ist offensichtlich.

Montag, 19. November 2007

Briefkästen und Ökonomie

Lange Jahre habe ich die belebende Wirkung des Briefkastens unterschätzt, doch gelegentlich regt sein Inhalt dazu an, einmal innezuhalten und das Leben vielleicht aus einer ganz anderen Perspektive zu betrachten. Heute hat mir die einzigartige BNN zu einem Impuls verholfen, für den ich zutiefst dankbar bin. Man schickt mir einen Brief mit einem wunderbaren Versprechen: "Lassen Sie sich von uns zu Weihnachten beschenken ... Genießen Sie 4 Wochen lang die Badischen Neuesten Nachrichten für nur 11,65 Euro". Beschenken lassen für 11,65 Euro!

Anfänger staunen über die Großzügigkeit dieses Angebots. Kenner hingegen erkennen schnell die tiefere philosophische Bedeutung, denn irgendwann müssen wir alle für unsere Geschenke zahlen. Über drei, vier Ecken ist man dann schnell bei Milton Friedman und seinem Credo: There's no free lunch.

SoKo Steidle

Conférence ist im Jazz kein ganz häufiges Phänomen. Daß ausgerechnet die Berliner Jungs von der SoKo Steidle das gesprochene Wort zu einem wesentlichen Schwerpunkt ihres Programms machen würden, konnte ja nun wirklich keiner ahnen.

Doch der Reihe nach. Es geht ruhig los, nämlich mit einer ca. 40minütigen Verspätung. Dann betritt die Band aber endlich die Bühne, und nach einer weiteren kleinen Pause möchte Conférencier/Bassklarinettist Rudi Mahall wissen, wer denn den sehr irreführenden Text im Programmheft geschrieben habe: Die Musik der SoKo habe doch gar keine Struktur, außerdem treffe "punkige Attitüde" sicher nicht den Stil der Band. Außerdem hätten alle jetzt noch die Gelegenheit, das Konzert zu verlassen und ihr Geld zurückzufordern. Ein Angebot, das der Exklusivität der Veranstaltung gerecht wird, denn das Publikum besteht aus 10 zahlenden Gästen.

Die Musik ist dann erwartungsgemäß recht frei, so daß noch vor der Pause 30 Prozent der Zuhörer den Saal verlassen. Ein willkommener Anlaß für Rudi Mahall zu weiteren Worteinlagen. Die Stimmung bei seinen Karlsruher Konzerten sei immer so schlecht, ob das am Tabellenstand des KSC liege? Dann stellt er die Bandmitglieder vor - allerdings mit den Namen anderer bekannter Musiker. Später weist er noch auf das neue musikalische Konzept der SoKo hin: Man müsse ja als Band immer eine musikalische Nische finden, und sie würden jetzt klimafreundlichen Jazz spielen - ob die Technik zwecks Stromsparen bitte mal das Licht abdrehen könne? Der Wunsch geht in Erfüllung, und wir alle sitzen im Dunkeln.

Und so weiter und so fort, zwei Stunden lang. Ein Konzert, das unvergessen bleiben wird.

Samstag, 17. November 2007

Yin und Yang

Manfred Reichert wirkt als Professor für Neue Musik an der Uni Mainz und ist bis heute ein Vorkämpfer für neue musikalische Entwicklungen. Sein Ensemble 13 gilt als das älteste Orchester für zeitgenössische Musik in Deutschland. In diesem Jahr nun traten Reichert und sein Ensemble zum letzten Mal zu ihrer Wintermusik im Medientheater des ZKMs auf. Ein Pflichttermin für alle Freunde sperriger Klangeindrücke, also auch für Günther und mich. Vor dem Konzert wollen wir uns noch einen Drink in der ZKM-Bar genehmigen. Die überforderte Mitarbeiterin behauptet, es gäbe nur einen einzigen Rotwein. Hm ... Testweise ordern wir einen Spätburgunder sowie einen Merlot - und es klappt!

Das Konzert beginnt mit einem kurzen Einführungsvortrag von Manfred Reichert. Wortreich (ausgerechnet!) begründet er, warum man Musik nicht in Worte fassen kann und warum es im Grunde gar keinen Sinn ergibt, über die folgende Musik zu sprechen. Sie sei aber als Collage der verschiedenen Formen musikalischer Kraft zu verstehen. Soso ...

Dann geht es los. Die Komposition besteht tatsächlich aus einer Zusammenführung verschiedener Werke von Zeitgenössen wie Nono, Piazzolla oder Glass. Bis kurz vor der Halbzeitpause bin ich gefesselt wie selten bei einem Konzert: Vielleicht hat Reichert ja wirklich eine Art Periodensystem musikalischer Wirkungen konstruiert? Der Eindruck verflüchtigt sich aber im Laufe der Aufführung. Die Logik der musikalischen Kombination wird immer unklarer und beliebiger. Einigermaßen lustig ist allerdings die Idee, immer wieder Einsprengsel eines Glass-Werkes zu bringen - auch wenn auf diesen Einfall wahrscheinlich auch schon ein Erstsemester in Komposition kommen kann. Fazit: ein interessantes Konzert mit technisch gewiß herausragenden Musikern, dessen Arrangement in der Gesamtschau aber nichts Zwingendes an sich hat.

Apropos Musiker: Der Pianist erinnert mich an Heiner Müller, die Zweite Geige an Werner Heisenberg und die Erste Geige wieder an den Pianisten. Hier schlösse sich der Kreis ... wenn, ja wenn nicht der Bassist ein wenig aussähe wie Karlsruhes Erste Geige ...

Danach geht's weiter ins Radio Oriente, wo schon Anke und Moni auf uns warten. The Pumpkins spielen Beatles-Klassiker und haben das Radio Oriente in einen Hexenkessel verwandelt: Musik und Stimmung sind das Gegenteil unserer Erlebnisse im ZKM. Man merkt den Pumpkins an, daß sie schon seit 15 Jahren zusammen spielen. Herausragend ist allerdings die Stimme von Hauptsänger Oliver Rihm - wow! Vielleicht hat Terry Sylvester wirklich recht mit seiner Meinung, die Pumpkins seien die beste Beatles-Coverband? Karlsruhe braucht doch ständig Superlative, hier wäre zur Abwechslung mal ein glaubwürdiger ...

Freitag, 16. November 2007

1&1 zu 0

Freundlicher Anruf von 1&1. Die Dame am anderen Ende der Leitung spricht sogar etwas Deutsch und möchte wissen, ob ich denn wirklich kündigen wolle? Ich weise sie auf die jüngsten Entwicklungen unserer ereignisreichen Geschäftsbeziehung hin und deute an, daß ich seit gestern gar kein 1&1-Kunde mehr bin. Sie weiß davon nichts und schaut zur Sicherheit noch mal in einer anderen Datenbank nach. Ach, tatsächlich, hier stünde es ja - gekündigt! Und die ganze Vorgeschichte, so viele Beschwerden!

Am Ende freut sie sich sogar mit mir. Sie an meiner Stelle wäre auch froh, von 1&1 losgekommen zu sein. Wir verabschieden uns beinahe freundschaftlich. Vergebung der Sünden - ein christliches Ende.

Donnerstag, 15. November 2007

Ja, ist denn heut' scho Weihnachten II

Es ist kaum zu fassen, aber 1&1 hat meine außerordentliche Kündigung akzeptiert! Ich bin frei! Frei! Frei! Und das schon nach der allerersten Drohung, die Bande anzuzeigen. Nun habe ich natürlich gleich einen Folgefehler begangen und Alice mit meinem DSL-Anschluß beauftragt. Schlimmer als mit 1&1 kann es nicht werden? Abwarten ...

Ja, ist denn heut' scho Weihnachten I

Christoph-Daum-Tage in Karlsruhe - alles voller Schnee! Jedenfalls bis vor kurzem, denn inzwischen ist das Zeug glücklicherweise wieder weggeschmolzen. Ehrlich gesagt hatte ich mir den Klimawandel aber etwas anders vorgestellt. Es soll bitteschön wärmer werden! Wo kommen wir denn da hin, wenn das Klima macht, was es will ...

Mittwoch, 14. November 2007

Encore

Spannungsreiches Theater mit überraschend absurden Einlagen gibt es im Karlsruher Rathaus das ganze Jahr über. Lediglich in der Vorweihnachtszeit wechselt man die Kunstgattung und bietet ausnahmsweise auch mal Konzerte an, nämlich die Reihe Musik im Rathaus. Vorteil: Die Konzerte sind kostenlos. Nachteil: Sie finden im Bürgersaal statt; man muß also die ganze Zeit auf die furchterregende Kolossalinstallation Erwin Spulers blicken, die dort bedauerlicherweise die Wand schmückt. Und das ja nun schon seit 1955! Manchmal bewundere ich unseren Gemeinderat dafür, daß er trotzdem dort tagt. Vielleicht erklärt die Aura des Raumes ja auch einige der merkwürdigeren Entscheidungen unserer gewählten Vertreter.

Der Start der Reihe macht jedenfalls dieses Jahr das Nokiyo-Piano-Trio, ein Ensemble aus Studentinnen der Musikhochschule. Es geht etwas müde los, obwohl sich die Damen für ihren Auftakt eine Rakete ausgesucht haben: Beethovens Gassenhauer-Trio. Am besten gefällt mir Na-Young Yoon an der Geige, die immerhin für den einen oder anderen Farbtupfer sorgt. Nach Max Regers dunklem e-moll-Trio op. 102 machen sich die Mädels dann an das Klaviertrio op. 49 von Mendelssohn Bartholdy und tauen endlich auf. Man kann es gewiß noch eine Idee spritziger spielen - aber wohl nicht mit Erwin Spuler im Rücken!

Die Reaktion der Nokiyos auf den freundlichen Applaus geht mir dann allerdings etwas zu weit: Schon nach dem zweiten Aufgang beglücken sie uns mit einer Zugabe. Ich muß an Ettlingen denken: If you can't make it there, you can't make it anywhere. Wenn das so weitergeht, bestehen Konzerte bald nur noch aus Zugaben ...

Dienstag, 13. November 2007

1941, 2007

Man kann ja leicht Matthias Matussek für den größten Quatschkopf beim Boulevardmagazin Spiegel online halten (siehe etwa Martenstein). Doch was sich Gabor Steingart hier erlaubt hat, ist auch nicht von schlechten Eltern: Er vergleicht den Wertverlust des Dollars mit Pearl Harbor. Solchen Unsinn liest man selbst in Spiegel online selten.

Vielleicht hat Steingart einfach zuviel von Konrad Seitz gelesen, dem Nonsensvisionär der 90er.

Sonntag, 11. November 2007

Im Klenerts

Das Klenerts in Durlach ist unbestreitbar der Gipfelpunkt Karlsruher Gastronomie: Es thront auf dem Turmberg und bietet seinen Gästen einen wunderbaren Blick über die ganze Stadt, zumindest bei gutem Wetter. Wir haben zwar einen Schmuddeltag erwischt, aber dank frühzeitiger Reservierung bekommen wir immerhin den besten Tisch des Hauses: ganz hinten rechts, mit Blick auf die Lichterkette der Durlacher Allee und die derzeit wohl nicht sehr nützlichen Swimming-Pools am Geigersberg.

Beim kulinarischen Einstieg müssen wir nicht lang fackeln: Wir entscheiden uns für einen Orangen-Kiwisaft und den Haussekt mit Holunder-Orangenlikör, dann geht es munter weiter mit einem cremigen Gurkenschaumsüppchen, dem eine sehr geschmackvolle Jakobsmuschel Gesellschaft leistet. Ankes Lachsklößchen auf Hummerbuttersauce kommen uns zwar später ein wenig langweilig vor, aber mein Zanderfilet ist prima - auch wenn man nur wenig vom Basilikumschaum schmeckt, in dem es überbacken worden ist. Unser Besuch endet mit der berühmten Klenertschen Crème brûlée (allerdings mit schon erkalteter Karamellkruste) und einem vorzüglichen Zimtrahmparfait mit Zwetschgen.

Später noch eine schöne Episode in der Turmbergbahn: An guten Tagen gönnen sich ja schon mal 600-700 Leute diese Durlacher Spezialität, aber heute sind wir offenbar die einzigen Fahrgäste. Luxus im öffentlichen Personennahverkehr, warum denn auch nicht!

Freitag, 9. November 2007

Blues mit Tarnnetz

Im Januar erschien in Deutschland Christoph Grabs aktuelle CD Cryptic Blues - und ganz ehrlich: Am Anfang klingt sie tatsächlich so kryptisch, daß man nicht ahnt, in welche Richtung die Reise geht. Doch schnell löst sich das Rätsel in Wohlgefallen auf, und man taucht in eine Klangwelt ein, die elegant zwischen farbiger Improvisation und großem Blues-Stimmungs- gemälde pendelt.

Nun war Prof. Grab mit seiner Band im Jazzclub, und wir sind alle begeistert. Seine Musik fesselt vom ersten Takt an, und zwischendurch klingen Flo Stoffner (Gitarre) und Christopf Sprenger (Bass) glatt wie ein Elektronikduo. Klasse!

Wird die Schweiz zum neuen Jazzwunder Europas?

Donnerstag, 8. November 2007

Beraterkultur

Im ICE nach Frankfurt werde ich Zeuge einer unappetitlichen Begegnung der dritten Art: Zwei Teams von Unternehmensberatern (die einen wohl Management-, die anderen eher IT-Berater) haben sich offenbar während der Zugfahrt kennengelernt und feiern nun Verbrüderung. Man diskutiert lautstark und ganz ernsthaft Bands wie Take That und Backstreet Boys und läßt dabei das ganze Großraumabteil an der musikalischen Analyse teilhaben. Wir anderen lauschen ergriffen und sind dankbar, daß das Schicksal der deutschen Wirtschaft in den Händen stilsicherer Leistungsträger liegt.

Auf der Rückfahrt gibt es dann eine kleine Entschädigung: Am Karlsruher Hauptbahnhof entdecke ich eine Werbetafel des Lungenarztes Dr. Konrad Pumpe. Zu schade, daß er kein Kardiologe ist!

Bestellung oder Bestehlung?

Eine überraschende E-Mail trudelt ein: "Vielen Dank, dass Sie sich für 3DSL von 1&1 entschieden haben. Hardware senden wir Ihnen zusammen mit Ihren Zugangsdaten schnellstmöglich zu". Ist das die Reaktion auf meine fristlose Kündigung? Vielleicht hat man sich in Montabaur aber auch einfach nur äußerst positives Denken angewöhnt und deutet nun jede Kundenbeschwerde in eine Bestellung um? Gut fürs Geschäft wäre es ja - und entscheidend ist gemäß H. Kohl ja immer das, was hinten herauskommt.

Mittwoch, 7. November 2007

Keine Kunst

Man kann es drehen und wenden, wie man will, aber große Teile der Gegenwartskunst sind bedauerlicherweise völlig bedeutungs- und folgenlos. Die F.A.Z. hat nun in einer präzisen Situationsbeschreibung eine Formulierung gefunden, die man prima auf neun von zehn aktuellen Werken anwenden kann: Sie bedürften der "Expressbetankung mit Bedeutung". Touché!

Freiheit!

Juhu! Ich habe es endlich übers Herz gebracht, eine außerordentliche Kündigung an 1&1 zu schicken - wegen "vollkommener Unfähigkeit des Anbieters". Nun kann ich nur beten und hoffen, daß deren Rechtsabteilung den Fall wie ich sieht: Gemäß § 314 (1) BGB kann mir eine weitere Vertragsbeziehung mit der Chaostruppe nicht mehr zugemutet werden. Sie haben sich ja schon so manchen Scherz mit mir erlaubt. Die Krönung war nun aber, daß sie die Existenz meines Telefonanschlusses leugneten (über den ich natürlich schon einige Zeit in ihrer Warteschleife verbracht hatte).

Wird nun alles gut?

Sonntag, 4. November 2007

Gewürztraminer-Wettstreit


Es ist mir ja beinahe selbst etwas peinlich, hier dauernd von Schweigen zu reden. Da ich aber wohlweislich gleichzeitig über Reden schweige, kann sich eigentlich niemand beschweren ...

Anläßlich des Gewürztraminer-Wettstreits fahren wir also mal wieder in das Dörfchen an der elsässischen Grenze. Im Sommer hatte eine Fachjury zunächst zwölf Gewürztraminer aus ganz Deutschland ausgesucht, die dann im Zug einer Publikumsbewertung in die endgültige Siegerreihenfolge gebracht wurden. In der Schweigener Gemeinschaftshalle fand schließlich die Preisverleihung statt - und zwar in Form eines Menüs mit sieben (eigentlich sogar acht) Gängen. Dazu wurden jeweils die Weine aus der Endrunde gereicht.

Wir haben Glück und sitzen mit zwei Winzerfamilien am Tisch, die im Laufe des Abends prämiert werden. So erfahren wir so manches über die Anstrengungen, den Gewürztraminer im Fahrwasser des Rieslings zu einem internationalen Erfolgswein zu machen. Die ganze Veranstaltung ist vielleicht etwas ländlich, aber doch lustig. Am Ende landen zwei Gewürztraminer aus St. Martin auf den ersten beiden Plätzen: die 2005er-Auslese St. Martiner Baron vom Aloisiushof und der 2006er Elegance des Alten Schlösschens. Mir gefällt allerdings der 2006er Ruppertsberger Linsenbusch des Ruppertsberger Winzervereins am besten.

Nach dem offiziellen Teil lädt uns Axel Scheu noch zum "Nachsitzen" in seiner Winzerstube direkt neben dem Deutschen Weintor ein. Apropos: Vom Balkon meines Zimmers (siehe oben) blicke ich direkt auf das imposante Bauwerk - ein erhebendes Gefühl.

Samstag, 3. November 2007

Dieser Dieter

HIILLLLFE! Heute ist mir schon wieder Dieter Bohlen über den Weg gelaufen - bzw. das, was man als Karlsruher Gebrauchtwagenhändler darunter versteht. Ich staune immer wieder: dieser dümmlich-unzufrieden-arrogante Gesichtsausdruck! So sieht also wirtschaftlicher Erfolg im Kleingewerbe aus.

Seinen Phaeton hat er übrigens wieder an derselben auffälligen Stelle vor der Aldi-Filiale geparkt. Ob er sein Verhalten wohl als Inszenierung erkennt oder ernsthaft als Stil versteht?

Freitag, 2. November 2007

Angriff auf Hessen!

Die Europäische Kommission beschäftigt zwar sehr viel weniger Mitarbeiter als eine typische deutsche Großstadt, erkennt aber dennoch viel besser als andere Behörden die Probleme, die uns Bürger tagtäglich bedrücken. Und so stürzt sie sich nun mit Verve auf einen üblen Trick der Wirtschaft: Diese verkauft nämlich vergorenen Apfelsaft unter der Bezeichung "Äppelwein", obwohl es doch eigentlich gar kein richtiger Wein ist. Schurkerei! Da wird der Kunde ja ganz gemein hinters Licht geführt. Aber wohl nicht mehr lange.

Natürlich könnte man sich auch damit beschäftigen, endlich zum Beispiel den Lissabon-Prozeß umzusetzen, statt nur darüber zu reden. Aber Zukunftsfragen interessieren einen echten Bürokraten natürlich nicht.

Ja, ja, ich weiß schon - die Kommission ist gar nicht der wahre Schuldige ...

Donnerstag, 1. November 2007

Rastatt im November

Wir werden an Allerheiligen(!) zum Arbeitseinsatz abkommandiert - in, an und um Thomas' Hexen(!)häuschen ist dies und das zu erledigen. Wir machen uns also in einem Nicht-Auto auf den Weg nach Rastatt. Auf Julians Befehl müssen wir auf der Fahrt allerdings Eminem hören, was einen hübschen Kontrast zu unserem Fahrzeug ergibt. Ich kannte den Burschen bislang noch nicht, aber mal ehrlich: Er mag sich zwar einigermaßen böse & gangsterhaft geben, aber warum macht er dann Musik, deren Struktur kaum das Niveau von Kinderliedern übersteigt? O Kongruenz!

Bei Thomas geht es dann zur Sache. Anke, Julian und der Hausherr selbst kümmern sich draußen um Gestrüpp und anderes, während Isabel, Biggi (oder Beate?) und ich drinnen am Notebook sitzen und die Kosten für die Hausrenovierung 2004-2007 durchrechnen. Junge, Junge! Aber Thomas ist immerhin auch der einzige Mensch mit eigener Eisenbahn auf dem Grundstück. That's Rastatt reality.

Als Belohnung gibt es für uns alle Grillwürstchen. Abends gucken wir uns dann noch 300 an, einen noch nicht einmal formal interessanten Kinderfilm, der sich als Kriegsdrama tarnt.