Montag, 31. Dezember 2007

Quo vadis, Bundeswehr?

In München ist ein Rentner von zwei Jungs mit Migrationshintergrund zusammengeschlagen geworden. Aus Unionskreisen kamen sofort Fordungen nach Erziehungscamps für schwierige Jugendliche. Doch Brigitte Zypries ist dagegen: Lager, in denen Jugendliche gedemütigt und gedrillt werden, seien "schon wegen des Verstoßes gegen die Menschenrechte" abzulehnen. Was dazu wohl der Verteidigungsminister sagt? Muß jetzt die Grundausbildung unserer Rekruten reformiert werden? Kuschelwehrdienst ist angesagt ...

Sonntag, 23. Dezember 2007

Virtual Science

Ist die Klimaforschung Wissenschaft oder Esoterik? In einem neuen Buch plädiert Aynsley Kellow für zweiteres. Seine Begründung: Umweltwissenschaftliche Forschung würde oft von den guten Absichten der Umweltschützer beeinflußt, die aber nicht immer sehr realitätsnah seien, siehe etwa die Club-of-Rome-Hysterie in den 70ern. Ich muß an meine eigene Greenpeace-Zeit denken. Die Truppe hat sich ja längst zu einer Spendensammlungsmaschine mit sehr professionellem Kampagnenmanagement entwickelt. Aber ist Greenpeace eine Umweltschutzorganisation? Hm ...

Heute morgen dann noch ein sehr interessantes Deutschlandfunk-Interview mit Prof. Dr. Harald Welzer, dem Direktor des Essener Zentrums für Gedächtnisforschung. Seiner Meinung nach gehöre die Kliamforschung vor allem in die Soziologie, Psychologie und Politologie, aber nicht unbedingt in die Meteorologie. Man hat sie ja beinahe direkt vor Augen - die Jungvögel, die mit aufgerissenem Schnabel im Nest sitzen und auf die (Etat-)Fütterung warten ...

Freitag, 21. Dezember 2007

Ihr Surferlein kommet

Wie kommt man im Internet schnell auf hohe Zugriffszahlen? Diese Frage stellt sich jeder, der im Netz eine eigene Seite betreibt. Die Leute von MyMiniCity scheinen ein Konzept ausbaldowert zu haben, das funktioniert: Man kann dort mit ein paar Mausklicks eine neue Stadt gründen, und für jeden Besucher dieser Stadt wächst die Einwohnerzahl um 1. Voilà - eine Community, die aufs Wesentliche reduziert ist.

Ich habe testweise natürlich auch gleich mal eine Stadt angelegt: Skandoria. Entrez, s'il vous plait.

Donnerstag, 20. Dezember 2007

Die Pfeife

Machen gewalttätige Computerspiele normale Kinder zu Problemkindern - oder spielen Problemkinder einfach häufiger gewalttätige Computerspiele? Wie bei so vielen Themen steht die Frage nach der Henne und dem Ei im Mittelpunkt der Diskussion über die sogenannten Killerspiele. Vom Oberkriminologen Christian Pfeiffer gibt es nun mal wieder eine neue Studie, die er wie üblich grob fahrlässig interpretiert. Er möchte ja seit Jahren auf Biegen und Brechen beweisen, daß Computerspiele gefährlich sind, und so deutet er auch nun wieder Korrelationen als Kausalitäten. Ein typischer Anfängerfehler. Dabei hat er doch die wesentlichen Faktoren in der Studie genannt, denn die entscheidenden Einflüsse sind natürlich das soziale Umfeld und die Bildungsinfrastruktur, in denen sich die Kinder und Jugendlichen bewegen.

Ist es denn so anmaßend, wenn man von Universitätsdozenten zumindest ein Grundverständnis wissenschaftlicher Methoden erwartet? Vielleicht sollte man Pfeiffer aber ohnehin eher als brillanten Lobbyisten in eigener Sache sehen. Neue Forschungsmittel für das KFN holt man ja nicht mit Beruhigungsstudien rein.

Mittwoch, 19. Dezember 2007

Besucht & befunden

Jahresabschluß in Karlsruhe! Es beginnt mit Besuch aus Berlin. Bernhard schaut pünktlich zum Beethoven-Geburtstag vorbei, um zu erfahren, was sich in den letzten 5 Jahren in Karlsruhe getan hat: eigentlich nichts. Die Maurischen Spießchen im LetscheBacchus seien allerdings keinesfalls mehr zu empfehlen, außerdem gäbe es in der angeblichen Weinstube nach wie vor keine vernünftigen Weine. Touché!

Apropos: Zur Feier des Tages wird in Rintheim eine Blindverkostung verschiedener Tropfen veranstaltet. Bernhard gehört ja zu den unverbesserlichen Kritikern deutscher Weine, diese Flausen muß man dem Jungen doch irgendwie austreiben können! Also lassen wir drei kräftige Franzosen gegen einen Portugieser von Bernhart(!) antreten. Aufgabe: Bernhard soll den (Fast-)Namensvetter finden. Leider, leider gelingt es ihm - bernhardus bernhartem lupus! Nachdem der Portugieser als Pfälzer enttarnt ist, verkosten wir allerdings fleißig weiter. Unsere Anstrengungen werden von David beobachtet und treffend, aber wolkig kommentiert: Ich hätte ja ziemlich theoretische Freunde. Erst gegen 5 Uhr morgens ermattet die fröhliche Runde. Irgendwie erwischt Bernhard dann aber doch rechtzeitig seinen Zug nach Berlin - ein kleines Wunder.

Ein paar Stunden Pause, dann der nächste Besuch. Tom landet auf dem knuffigen Baden-Airpark und hat frische Handys und den neuen Dawkins (hier ein Interview) im Gepäck, juhu! Als erste Amtshandlung auf badischem Boden analysiert er die Zugangssoftware meiner UMTS-Karte und stellt fest, daß sie nicht nur ineffizient, sondern vollkommen überflüssig ist. Also weg damit! Ich hatte mich ja schon immer gefragt, warum Vodafone so erfolgreich ist. Wie überall gilt aber offenbar auch im Telekommunikationsmarkt: je schlechter die Software, desto größer der Markterfolg.

Tags drauf treffen wir uns mit Alin & Sandra im Sol i Luna. Tom entscheidet sich für ein richtiges Mahl, ich wähle in weiser Voraussicht ein Kartoffelsüppchen. Denn zwei Stunden später sind wir ja schon wieder zum Essen eingeladen, diesmal bei Anke. Nimmersatt Tom langt auch hier wieder richtig zu. Man hat Hamburg ja immer für eine wohlhabende Stadt mit ausreichend Nahrungsmitteln für die Bevölkerung gehalten - lagen wir alle falsch?

Abends dann noch eine beinahe schon traditionelle Spielerunde mit Bettina. Unsere Partie Ein solches Ding führt wieder einmal zu tiefschürfenden Diskussionen: Trägt der Teufel einen Hut? Ist er gar größer als eine Giraffe? Man muß im Leben nur die richtigen Fragen stellen, dann ergibt sich alles andere wie von selbst.

Sonntag, 16. Dezember 2007

Weihnachtsmarkt a.M.

Das Städel hat zusammen mit der Royal Academy of Arts eine Cranach-Ausstellung auf die Beine gestellt, die sich sehen lassen kann. Und die man gesehen haben muß, finden wir. Also machen wir uns mit einem Schönes-Wochenend-Ticket auf den Weg in die Mainmetropole, momentan wird ja ausnahmsweise mal nicht gestreikt.

In Frankfurt treffen wir uns aber zunächst mit Gaby & Bernd auf einen Glühwein auf dem sehr gemütlichen Weihnachtsmarkt. Gemütlichkeit ist das Privileg der Massen, das gilt natürlich auch und insbesondere auf dem Römer. Doch Bernd ist ja immerhin amtierender (Vize-?)Weltmeister im Gewichtheben (was man ihm auch ansieht), das verschafft Respekt. Wir navigieren also sicher durch die geballte Gemütlichkeit und probieren dabei verschiedenste regionale Glühwein-Spezialitäten.

Dann die entscheidende Frage: ins Städel - oder ins Gewimmel (vulgo: Shopping)? Wie so oft verliert die Kultur. Wir aber gewinnen einen erstaunlichen Panoramablick vom Dach der Zeilgalerie. Als Minimalausgleich schauen wir immerhin noch kurz beim Goethe-Haus vorbei.

Später heißt es noch einmal: Glühwein. Diesmal aber mit den Ex-Hannoveranern Christoph und Tim, die tapfer in Frankfurt ausharren. Die Runde wird lustiger und lustiger, so daß wir beinahe noch unseren Zug verpassen, tz, tz.

Der Tag endet mit einem guten Vorsatz: Den Cranach schauen wir uns später an.

Donnerstag, 13. Dezember 2007

??? - !!!

Das Vollplaybacktheater ist mal wieder im Tollhaus - diesmal mit dem Stück Die drei ??? und der Superpapagei. Wir reisen also mit großer Gruppe an, um Kindheitserinnerungen aufzufrischen. Die Theatertruppe aus (wunderbarerweise!) Wuppertal hat ja die fabelhafte Idee gehabt, Hörspiele mit Schnipseln der Originalsoundtracks auf die Bühne zu bringen. Schon sehr lustig, wenn erwachsene Schauspieler auf der Bühne stehen und sie mit den Stimmen 10jähriger Jungs sprechen ... Das ganze Ensemble ist fantastisch, aber im Mittelpunkt stehen natürlich die drei jugendlichen Meisterdetektive: Doktor Thomas als besserwisserischer Justus Jonas, David Becher als Weichei & Angsthase Peter Shaw und Britta Lemon als dienstbeflissener Bob Andrews, Recherchen & Archiv.

Zwischendurch eine naheliegende, aber doch schöne Episode: Justus Jonas entdeckt plötzlich einen Kassettenrekorder, auf dem die Folge läuft, in der er gerade spielt. Wenn er die Pause-Taste drückt, erstarren die anderen Schauspieler - wenn er Play drückt, geht es weiter! Geschulte Hofstadter-Jünger erkennen hier natürlich nicht bloß einen performativen Widerspruch, sondern eine Variante des Gödelschen Unvollständigkeitssatzes: Entweder muß das Bühnenstück also unvollständig sein, oder es enthält Wahrheiten, die sich nicht beweisen lassen. Ich will nicht den Teufel an die Wand malen, aber möglicherweise trifft sogar beides zu.

Mittwoch, 12. Dezember 2007

Gamay, Gamay, Gamay

Man kann Gamay heute nicht mehr unbedingt eine Prestigetraube nennen. Aber im Beaujolais ist sie weit verbreitet. Warum sie also nicht mal gegen Spätburgunder/Pinot noir antreten lassen? Wir finden uns also bei Joachim Rieth-Vogt zur großen Adventsweinprobe ein und harren gespannt der Dinge, die da kommen mögen. Denn wir sollen blind herausfinden, welcher der zwölf Weine ein Gamay und welcher ein Pinot ist. Außerdem ist wieder mal ein Pirat aus Übersee dabei!

Das Problem: Kaum einer der anwesenden Weinfreunde kennt Gamay besser als nur vom Hörsensagen. Wie soll man sie da von anderen Rebsorten abgrenzen können, selbst wenn es um eine Charaktertraube wie Spätburgunder geht? Doch wir machen uns unerschrocken ans Werk.

Nachdem die zwölf Weine verkostet sind, schreitet der Hausherr erst zur Auswertung und dann zur Siegerehrung. And the winner is ... wie bitte, ich? Das kann ja wohl nicht sein. Doch tatsächlich: Trotz (oder vielleicht eher aufgrund) fehlender Kenntnisse habe ich zehn Weine richtig klassifiziert und außerdem den Piraten erkannt: einen 2002er Carneros Pinot Noir von Gloria Ferrer, was sogar relativ einfach war. Zur Feier des Tages gibt es erfreulicherweise eine kleine Belohnung, nämlich eine Flasche des sehr feinen Cavas Torreblanca Extra Seco.

Meine Nummer 1 des Abends ist übrigens der 2003er Spätburgunder R des Baden-Badener Weinguts Maier. Feine Frucht, ausgewogene Säure, Noten von Walnuß und Sherry - toll. Leider auch nicht ganz billig, denn für das Fläschchen muß man knapp 30 Euro auf den Tisch legen.

Den Gesamtsieg kann allerdings wieder einmal der Pirat abstauben.

Montag, 10. Dezember 2007

Hau drauf

Es hat ziemlich lange gedauert, aber nun hat endlich auch Karlsruhe eine Zweitausendeins-Filiale, und zwar in der Stephanus-Buchhandlung. Dort kann man so manche Perle entdecken, zum Beispiel das cineastische Werk des fiktiven Filmemachers Arnold Hau. Die DVD enthält den wunderbaren Film Das Casanova-Projekt, in dem Alfred Edel durchaus überzeugend einen Schauspieler namens Alfred Edel spielt. Weitere Highlights sind das wohl erste Musikvideo der Geschichte (zum Peter-Alexander-Schlager Hier ist ein Mensch) und die skurrile Leichtathletik-Miniatur Auf falscher Bahn, die tatsächlich einen Running-Gag im besten Wortsinne enthält.

Samstag, 8. Dezember 2007

Trickobst

Im Supermarkt entdecken wir auf einer Mango einen erstaunlichen Hinweis: "Fruchtfleisch, Kern und Schale sind nicht zum Verzehr geeignet". Doch wir lassen uns nicht abschrecken und schmeißen die widerspenstige Frucht in den Einkaufswagen.

Mittwoch, 5. Dezember 2007

Alice Nietzsche

Vielleicht liegt es an den Anbietern, vielleicht aber auch am Thema selbst: DSL und Philosophie hängen eng zusammen. Beim zuverlässigen Hamburger Anbieter Alice bin ich jetzt auf eine überdeutliche Parallele zu Nietzsche gestoßen. Heute finde ich folgende Information in meiner Alice Lounge: "Voraussichtlich zum 27.11.2007 werden wir Ihren Anschluss schalten". Wenn das nicht unzeitgemäß ist!

Ade, Artikel 2 GG

In den letzten 10 Jahren sind in Deutschland Freiheitsrechte in erheblichem Maß abgebaut worden - man denke etwa an die Sicherheitsgesetzgebung, das Presse- und Urheberrecht oder das Wirtschaftsrecht. In den kommenden Jahren steht uns in der Umweltgesetzgebung eine Riesenmenge an neuen Regelungen bevor, deren Ausmaß noch gar nicht abzusehen ist.

Die meisten Freiheitseinschränkungen wurden und werden erlassen, ohne daß ihre Notwendigkeit und segensreiche Wirkung plausibel begründet wird. Um wieviel sicherer würde das Land mit der Vorratsdatenspeicherung? Hilft ein Mindestlohn wirklich den Schwächeren? Solche Fragen sind berechtigt; sie werden aber in der Regel aber nicht vernünftig beantwortet. Leider wird die tatsächliche Wirksamkeit der Gesetze später auch nicht oder nicht adäquat überprüft, siehe etwa die jämmerliche Erfolgskontrolle beim Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz.

Welche Motivation steckt hinter Freiheitseinschränkungen? In wahrscheinlich der Hälfte der Fälle sind es wohl einfach Interessengruppen, die sich bequeme Nischen einrichten möchten, so etwa beim Mindestlohn (Deutsche Post) oder bei der Windenergieförderung. In den anderen Fällen sind es vermutlich die Politiker selbst, die Themen besetzen, um sich zu profilieren. Beispiele hierfür sind die innere Sicherheit und der Klimaschutz. Die sachlichen Grundlagen spielen in der politischen Diskussionen hingegen kaum eine Rolle.

Es ist wahrscheinlich kaum möglich, das Rad zurückdrehen. Das Regelungsdickicht wird seit Jahrzehnten beklagt, aber dann doch nie beseitigt. Ein erster Schritt wäre vielleicht, einen systematischen Index für bürgerliche Freiheiten einzuführen. So könnte man zumindest die Entwicklungen sichtbar machen. Für wirtschaftliche Freiheit gibt es so etwas ja schon seit längerem.

Montag, 3. Dezember 2007

Freundliche Einladung

Jeder zweite Internetshop nennt den persönlichen Kundenbereich "Mein Konto". Das ist grundsätzlich keine schlechte Idee. Sie führt jedoch immer dann zu offensichtlichem Sprachmüll, wenn der Internetshop diese generische Bezeichnung für einen Eigennamen hält und selbigen dann unbedingt mit einem weiteren Possessivpronomen ausschmücken möchte: "Loggen Sie sich bitte jetzt in Ihr Mein Konto ein". Man könnte das natürlich viel eleganter ausdrücken: "Loggen Sie sich bitte jetzt in Ihr Konto ein". Aber warum einfach und richtig, wenn's auch kompliziert und falsch geht?

Auf eine wunderschöne Stilblüte bin ich jetzt bei Amazon gestoßen: "So benutzen Sie Mein Konto". Einkaufen auf Ihre Kosten, Mr. Bezos? Mit dem größten Vergnügen!

Samstag, 1. Dezember 2007

Jahresfeier der Uni KA

Akademische Jahresfeier der Uni Karlsruhe! Wir gehen natürlich hin, weil wir uns einen feudalen Sektempfang und leckere Häppchen versprechen. Doch zunächst steht harte Arbeit auf dem Programm: der Vortrag des Rektors. Während der sehr langen 90 Minuten versuchen wir, alle Regionalpromis im Saal zu identifizieren. Kay Nehm ist natürlich wie immer da, aber wir entdecken auch Ländle-Idol Reinhold Würth. Er trägt das übliche farbige Einstecktuch, naja. Der Oberkarlsruher und sein Möchtegern-Nachfolger sind ebenfalls gekommen. Sekt und Häppchen und beides auch noch kostenlos, das darf man sich ja schließlich nicht entgehen lassen! Wellenreuther verläßt den Saal allerdings, als es zu sachlich wird - immerhin ist er Mitglied des Bundestages.

Wir halten aber durch und hören uns auch noch die KIT-Jubelarien von FZK-Boss Umbach, Wissenschaftsminister Frankenberg und Staatssekretär Meyer-Krahmer an. Dann aber endlich die Belohnung: akzeptabler Sekt, eine Gewürzcrèmesuppe und wirklich hervorragende Dampedeis. Vielleicht lohnt sich Wissenschaft am Ende doch.

Freitag, 30. November 2007

Umsatzschlager

Zugegeben, nicht immer überschneiden sich die Werte des Geschäfts- und des Kulturlebens. Mitunter kann die eine Welt jedoch von der anderen lernen. Man muß nur genau hinhören:

Rudi Carrell:
Wann gibt's mal wieder richtig Umsatz?

Peter Maffay:
Und es gab Umsatz ... zum ersten Mal im Leben

Tony Holiday:
Mache Umsatz mit mir
Umsatz, Umsatz den ganzen Tag
Mache Umsatz mit mir
Weil der Umsatz mich glücklich macht

Reinhard May:
Über den Wolken muß der Umsatz wohl grenzenlos sein

Jürgen Marcus:
Ein neuer Kunde ist wie ein neues Leben

Heintje:
Manager, du sollst doch nicht um deinen Umsatz weinen

Udo Jürgens:
Mit 66 Kunden, da fängt das Leben an

Furchtbar, diese Albernheit vor, während und nach der Arbeitszeit ...



PS: Nachtrag von Bernhard:

Nicole:
Ein bißchen Umsatz

Dschingis Khan:
Umsatz, Umsatz, wirf die Gläser an die Wand ...

Howard Carpendale:
Fremder oder Kunde? Die Frage ist gestellt ...

Donnerstag, 29. November 2007

Postschutzmittel

Die Deutsche Post hat es geschafft: Der Mindestlohn für Briefträger kommt. Damit hat sie eine große Sorge weniger, nämlich günstigere Konkurrenz durch kleinere Wettbewerber. Verkauft wird der Spaß natürlich als soziale Wohltat. Irgendwie ist er das ja auch, allerdings lediglich für die Mitarbeiter und Aktionäre der Deutschen Post. Und das kurz vor dem Auslaufen des Briefmonopols. So ein Zufall aber auch!

Wo wir schon bei Staatseingriffen in den Markt sind: Wann werden wohl wieder gesetzliche Höchstpreise für Grundnahrungsmittel eingeführt?

Mittwoch, 28. November 2007

Mit bzw. ohne Alice im Wunderland

In jedem von uns steckt ein verwegener Abenteurer. Wenn wir eine Herausforderung gemeistert haben, stürzen wir uns sofort blind auf die nächste, noch größere. Hier scheint ein Verhaltensmuster aus Urzeiten durch: heute noch das Rebhuhn erlegen und übermorgen gegen das Mammut kämpfen! Dieses psychische Relikt zeigt sich auch in unseren wirtschaftlichen Handlungen - etwa dann, wenn wir in einer Produktklasse den Anbieter wechseln.

1&1 war sicher ein ganz besonders widerspenstiges Rebhuhn, aber immerhin ist es endlich niedergerungen. Wird jetzt Alice zum Mammut? Die Anfänge sind gemacht. Ich hatte mich am 17.11. per Mail nach meinem Vertragsstatus erkundigt. Heute (28.11.) kam die Antwort. Mein Anschluß werde Mitte Dezember geschaltet. Außerdem habe man eine Bitte: "Schicken Sie uns bitte erneut Ihre Anfrage vom 17.11.2007, damit wir Ihnen gerne weiterhelfen können". Als 1&1-Opfer ist man ja so einiges gewohnt, aber diese Strategie scheint neu zu sein. Muß man das begreifen?

Zur Prüfung noch schnell ein Blick in den Online-Vertragsstatus (nur zur Erinnerung - wir schreiben immer noch den 28.11.): "Voraussichtlich zum 27.11.2007 werden wir Ihren Anschluss schalten". Soso.

Ich habe ja den Verdacht, daß "Mitte Dezember" in diesem Jahr auf Ende Januar 2008 fällt.

Montag, 26. November 2007

Luzern

Eigentlich ist ja das ganze Jahr über Luzern-Zeit, doch im November lohnt es sich wegen des Piano-Festivals natürlich besonders. Wir fahren also hin - trotz des novembrigen Wetters. Zur Steigerung unserer Festivalstimmung hatten wir uns extra ein feines Hotel ausgesucht und dabei nach Festlichkeit der Fassade entscheiden. Doch unsere Wahl entpuppt sich als kleine Enttäuschung: Offenbar ist die Hotelleitung eifrig bemüht, das frühere Grand-Hotel an den Geschmack der wichtigen Kunden von heute anzupassen. Und so hat man einen Großteil des Foyers an McDonald's(!) und Starbucks(!) vermietet. Den zahlreichen chinesischen und indischen Gästen gefällt der neue Stil, wir hätten es aber eigentlich gern etwas dezenter gehabt. Offenbar legt man in der globalisierten Welt überdies großen Wert auf unfreundlichen und unwilligen Service. Hm ...

Aber Schwamm drüber. Als erstes steht ein kleiner Stadtspaziergang auf dem Programm. Die Musegg-Mauer ist im Winter dummerweise nicht geöffnet, und so weichen wir auf das Alternativprogramm aus: Shopping. Nichts gegen die Schweiz, aber wirklich billig sind die Eidgenossen ja nicht! Ich kann mich allerdings gerade noch gegen eine neue Krawatte wehren und ermögliche uns so eine warme Mahlzeit, natürlich in der Taube. Wer die Chügeli-Paschtetli nicht kennt, kennt auch nicht Luzern! Übrigens: Eigentlich heißen sie Chögali-Paschtetli ...

Den nächsten Tag beginnen wir mit einem mäßigen Frühstück, bevor wir uns auf den kurzen Weg ins KKL machen. Wolle Schäuble hätte seine Freude an diesem wunderschönen Gebäude, wie immer überall Sicherheitskräfte! Ohne einen einzigen Terrorangriff erreichen wir sicher unsere Plätze und lauschen dem Spiel Andreas Haefligers. Er spannt zunächst einen Bogen vom Träumer (Pastorale) zum Titanen Beethoven (Appassionata) und spielt dann Schuberts immer wieder sehr eindringliche Sonate D960. Sein Stil ist im besten Sinne eidgenössisch: technisch tadellos, bestimmt und dennoch angenehm zurückhaltend. In jedem Stück reizt er das Dynamikspektrum nur ganz selten aus, das hört man ja selten heutzutage. Der ganze Saal ist zurecht begeistert und fordert eine Zugabe. Und bekommt sie: Schuberts Impromptu in Ges-Dur, juhu!

Luzern war ja schon immer eine Musikstadt, nun entwickelt sie sich auch noch zu einer bedeutenden Kunststadt. Und das bei der überschaubaren Größe! Andere Städte brauchen schon das Fünfzigfache an Einwohnern, um zu einer Sammlung wie der Donation Rosengart zu kommen. Praktischerweise liegt das Museum keine 5 Minuten vom KKL entfernt, und so spazieren wir nach dem Konzert hinüber und bewundern die sehr geschmackvoll präsentierten Picassos. Der Umbau des alten Zentralbank-Gebäudes ist wirklich gelungen, nirgendwo auch nur ein Hauch Pathos!

Im Untergeschoß dann die Überraschung des Tages: Unter all der Weltkunst entdecke ich plötzlich ein Bild aus meinem grafischen Frühwerk, nämlich die Zeichnung Mama und Papa pflücken Äpfel aus dem Jahr 1978 (Graphitstift 2 mm, Signierung von fremder Hand). Doch wenig später setzt die Enttäuschung ein: Tatsächlich handelt es sich um die Predigt für Wüstentiere von Paul Klee (1929, Fettkreide auf Papier)! Bislang habe ich den Maler ja für dramatisch überschätzt gehalten, doch nun sehe ich seine intuitive Kraft: 50 Jahre vor meiner gegenständlichen Schaffensperiode dieser Mut zur subjektiven Andeutung - enorm!

Und dann geht es auch schon wieder nach Hause. Kaum sind wir wieder in Deutschland, hat unser ICE auch schon 5 Minuten Verspätung. Auf die Deutsche Bahn ist Verlaß, immerhin!

Nach einem wunderbaren Wochenende bleibt nur eine Frage: Ist Luzern die kleinste Weltstadt oder die schönste Kleinstadt des Planeten?

Freitag, 23. November 2007

K.O. durch CO2

Seit die britische Atomwirtschaft in den 70er Jahren das CO2 als Klimakiller erfunden hat, hat es eine eindrucksvolle Karriere hingelegt. Inzwischen ist es kaum noch möglich, den angeblichen Sachstand der Debatte zu hinterfragen. Kritiker (zu denen übrigens auch Helmut Schmidt zählt) werden mit Kriminellen oder gar Holocaust-Leugnern auf eine Stufe gestellt. Dabei lautet die entscheidende Frage ganz einfach: Wieviel Wissenschaft steckt in der Klimaforschung?

Die erste Vermutung, die sich geradezu aufdrängt, lautet: Das Weltklima ist ein komplexes, dynamisches System, bei dem sich alle möglichen Faktoren gegenseitig beeinflussen, möglicherweise zum Teil mit erheblichem zeitlichen Verzug. Die IPCC-Berichte sehen die Welt aber anders. Das Weltklima folgt dort einem erstaunlich einfachen Modell, bei dem die einzelnen Faktoren linear zur Erwärmung beitragen (siehe zweites Diagramm auf dieser Seite). Wissenschaft muß natürlich immer vereinfachen, aber gleich so radikal? Eine Begründung dafür wird jedenfalls nicht geliefert - oder so gut versteckt, daß ich sie nirgendwo finden kann.

Gleiches gilt für die Gewichtung der einzelnen Faktoren. Wie kommt man dazu, daß das CO2 für 60 Prozent der Erderwärmung verantwortlich ist? Der Wert wird nirgendwo begründet, meine Vermutung ist aber folgende: Man hat verschiedene Regressionsanalysen gerechnet und einen Durchschnittswert ermittelt. Die abhängige Variable ist dabei natürlich die vorhandene Wärmeenergie in der Erdatmosphäre, die unabhängigen Variablen sind zum Beispiel ihr CO2- oder der Methangehalt. Am Ende kommt man dabei auf Angaben, in welchem Ausmaß die einzelnen Faktoren die abhängige Variable erklären.

"Erklären" heißt aber in der Statistik nun eben nicht "kausal begründen". Statistische Zusammenhänge sind nicht (oder nicht zwangsläufig) tatsächliche Zusammenhänge. Hier liegt der Unterschied zwischen Statistik und Naturwissenschaft. Wer das IPCC-Modell für wissenschaftlich hält, muß dann eben auch die Marketingforschung oder andere Bananendisziplinen zu Wissenschaften erklären. Denn dort wird ausgiebig mit solchen Modellen gearbeitet. Sie eignen sich prima dazu, Phänomene in einem bestimmten Zeitabschnitt statistisch zu erklären - schaffen aber nicht den Schritt zu einer Modellierung des Phänomens selbst.

Und genau das gilt ja auch für das IPCC-Modell. Es modelliert das Klima für die letzten Jahrzehnte, aber eben nicht für erdgeschichtliche Zeiträume. Damit ist es streng genommen gar kein Klimamodell. Wenn man es auf die letzten sagen wir mal 500.000 Jahre anwenden würde, kämen höchstwahrscheinlich Temperaturwerte heraus, die mit den tatsächlichen nicht viel zu tun haben. Schade, daß niemand vom IPCC diesen Praxistest fordert.

Es kann ja sein, daß irgendwo noch eine wissenschaftliche Begründung für die sehr folgenreichen Behauptungen und Modellannahmen versteckt ist, aber warum stellt sie das IPCC dann nicht stärker heraus? So landet man doch beinahe zwangsläufig bei der Annahme, die Klimaforscher machten nur Lobbyarbeit in eigener Sache. Denn daß die Klimaforschung vom Klimawandel am meisten profitiert, ist offensichtlich.

Montag, 19. November 2007

Briefkästen und Ökonomie

Lange Jahre habe ich die belebende Wirkung des Briefkastens unterschätzt, doch gelegentlich regt sein Inhalt dazu an, einmal innezuhalten und das Leben vielleicht aus einer ganz anderen Perspektive zu betrachten. Heute hat mir die einzigartige BNN zu einem Impuls verholfen, für den ich zutiefst dankbar bin. Man schickt mir einen Brief mit einem wunderbaren Versprechen: "Lassen Sie sich von uns zu Weihnachten beschenken ... Genießen Sie 4 Wochen lang die Badischen Neuesten Nachrichten für nur 11,65 Euro". Beschenken lassen für 11,65 Euro!

Anfänger staunen über die Großzügigkeit dieses Angebots. Kenner hingegen erkennen schnell die tiefere philosophische Bedeutung, denn irgendwann müssen wir alle für unsere Geschenke zahlen. Über drei, vier Ecken ist man dann schnell bei Milton Friedman und seinem Credo: There's no free lunch.

SoKo Steidle

Conférence ist im Jazz kein ganz häufiges Phänomen. Daß ausgerechnet die Berliner Jungs von der SoKo Steidle das gesprochene Wort zu einem wesentlichen Schwerpunkt ihres Programms machen würden, konnte ja nun wirklich keiner ahnen.

Doch der Reihe nach. Es geht ruhig los, nämlich mit einer ca. 40minütigen Verspätung. Dann betritt die Band aber endlich die Bühne, und nach einer weiteren kleinen Pause möchte Conférencier/Bassklarinettist Rudi Mahall wissen, wer denn den sehr irreführenden Text im Programmheft geschrieben habe: Die Musik der SoKo habe doch gar keine Struktur, außerdem treffe "punkige Attitüde" sicher nicht den Stil der Band. Außerdem hätten alle jetzt noch die Gelegenheit, das Konzert zu verlassen und ihr Geld zurückzufordern. Ein Angebot, das der Exklusivität der Veranstaltung gerecht wird, denn das Publikum besteht aus 10 zahlenden Gästen.

Die Musik ist dann erwartungsgemäß recht frei, so daß noch vor der Pause 30 Prozent der Zuhörer den Saal verlassen. Ein willkommener Anlaß für Rudi Mahall zu weiteren Worteinlagen. Die Stimmung bei seinen Karlsruher Konzerten sei immer so schlecht, ob das am Tabellenstand des KSC liege? Dann stellt er die Bandmitglieder vor - allerdings mit den Namen anderer bekannter Musiker. Später weist er noch auf das neue musikalische Konzept der SoKo hin: Man müsse ja als Band immer eine musikalische Nische finden, und sie würden jetzt klimafreundlichen Jazz spielen - ob die Technik zwecks Stromsparen bitte mal das Licht abdrehen könne? Der Wunsch geht in Erfüllung, und wir alle sitzen im Dunkeln.

Und so weiter und so fort, zwei Stunden lang. Ein Konzert, das unvergessen bleiben wird.

Samstag, 17. November 2007

Yin und Yang

Manfred Reichert wirkt als Professor für Neue Musik an der Uni Mainz und ist bis heute ein Vorkämpfer für neue musikalische Entwicklungen. Sein Ensemble 13 gilt als das älteste Orchester für zeitgenössische Musik in Deutschland. In diesem Jahr nun traten Reichert und sein Ensemble zum letzten Mal zu ihrer Wintermusik im Medientheater des ZKMs auf. Ein Pflichttermin für alle Freunde sperriger Klangeindrücke, also auch für Günther und mich. Vor dem Konzert wollen wir uns noch einen Drink in der ZKM-Bar genehmigen. Die überforderte Mitarbeiterin behauptet, es gäbe nur einen einzigen Rotwein. Hm ... Testweise ordern wir einen Spätburgunder sowie einen Merlot - und es klappt!

Das Konzert beginnt mit einem kurzen Einführungsvortrag von Manfred Reichert. Wortreich (ausgerechnet!) begründet er, warum man Musik nicht in Worte fassen kann und warum es im Grunde gar keinen Sinn ergibt, über die folgende Musik zu sprechen. Sie sei aber als Collage der verschiedenen Formen musikalischer Kraft zu verstehen. Soso ...

Dann geht es los. Die Komposition besteht tatsächlich aus einer Zusammenführung verschiedener Werke von Zeitgenössen wie Nono, Piazzolla oder Glass. Bis kurz vor der Halbzeitpause bin ich gefesselt wie selten bei einem Konzert: Vielleicht hat Reichert ja wirklich eine Art Periodensystem musikalischer Wirkungen konstruiert? Der Eindruck verflüchtigt sich aber im Laufe der Aufführung. Die Logik der musikalischen Kombination wird immer unklarer und beliebiger. Einigermaßen lustig ist allerdings die Idee, immer wieder Einsprengsel eines Glass-Werkes zu bringen - auch wenn auf diesen Einfall wahrscheinlich auch schon ein Erstsemester in Komposition kommen kann. Fazit: ein interessantes Konzert mit technisch gewiß herausragenden Musikern, dessen Arrangement in der Gesamtschau aber nichts Zwingendes an sich hat.

Apropos Musiker: Der Pianist erinnert mich an Heiner Müller, die Zweite Geige an Werner Heisenberg und die Erste Geige wieder an den Pianisten. Hier schlösse sich der Kreis ... wenn, ja wenn nicht der Bassist ein wenig aussähe wie Karlsruhes Erste Geige ...

Danach geht's weiter ins Radio Oriente, wo schon Anke und Moni auf uns warten. The Pumpkins spielen Beatles-Klassiker und haben das Radio Oriente in einen Hexenkessel verwandelt: Musik und Stimmung sind das Gegenteil unserer Erlebnisse im ZKM. Man merkt den Pumpkins an, daß sie schon seit 15 Jahren zusammen spielen. Herausragend ist allerdings die Stimme von Hauptsänger Oliver Rihm - wow! Vielleicht hat Terry Sylvester wirklich recht mit seiner Meinung, die Pumpkins seien die beste Beatles-Coverband? Karlsruhe braucht doch ständig Superlative, hier wäre zur Abwechslung mal ein glaubwürdiger ...

Freitag, 16. November 2007

1&1 zu 0

Freundlicher Anruf von 1&1. Die Dame am anderen Ende der Leitung spricht sogar etwas Deutsch und möchte wissen, ob ich denn wirklich kündigen wolle? Ich weise sie auf die jüngsten Entwicklungen unserer ereignisreichen Geschäftsbeziehung hin und deute an, daß ich seit gestern gar kein 1&1-Kunde mehr bin. Sie weiß davon nichts und schaut zur Sicherheit noch mal in einer anderen Datenbank nach. Ach, tatsächlich, hier stünde es ja - gekündigt! Und die ganze Vorgeschichte, so viele Beschwerden!

Am Ende freut sie sich sogar mit mir. Sie an meiner Stelle wäre auch froh, von 1&1 losgekommen zu sein. Wir verabschieden uns beinahe freundschaftlich. Vergebung der Sünden - ein christliches Ende.

Donnerstag, 15. November 2007

Ja, ist denn heut' scho Weihnachten II

Es ist kaum zu fassen, aber 1&1 hat meine außerordentliche Kündigung akzeptiert! Ich bin frei! Frei! Frei! Und das schon nach der allerersten Drohung, die Bande anzuzeigen. Nun habe ich natürlich gleich einen Folgefehler begangen und Alice mit meinem DSL-Anschluß beauftragt. Schlimmer als mit 1&1 kann es nicht werden? Abwarten ...

Ja, ist denn heut' scho Weihnachten I

Christoph-Daum-Tage in Karlsruhe - alles voller Schnee! Jedenfalls bis vor kurzem, denn inzwischen ist das Zeug glücklicherweise wieder weggeschmolzen. Ehrlich gesagt hatte ich mir den Klimawandel aber etwas anders vorgestellt. Es soll bitteschön wärmer werden! Wo kommen wir denn da hin, wenn das Klima macht, was es will ...

Mittwoch, 14. November 2007

Encore

Spannungsreiches Theater mit überraschend absurden Einlagen gibt es im Karlsruher Rathaus das ganze Jahr über. Lediglich in der Vorweihnachtszeit wechselt man die Kunstgattung und bietet ausnahmsweise auch mal Konzerte an, nämlich die Reihe Musik im Rathaus. Vorteil: Die Konzerte sind kostenlos. Nachteil: Sie finden im Bürgersaal statt; man muß also die ganze Zeit auf die furchterregende Kolossalinstallation Erwin Spulers blicken, die dort bedauerlicherweise die Wand schmückt. Und das ja nun schon seit 1955! Manchmal bewundere ich unseren Gemeinderat dafür, daß er trotzdem dort tagt. Vielleicht erklärt die Aura des Raumes ja auch einige der merkwürdigeren Entscheidungen unserer gewählten Vertreter.

Der Start der Reihe macht jedenfalls dieses Jahr das Nokiyo-Piano-Trio, ein Ensemble aus Studentinnen der Musikhochschule. Es geht etwas müde los, obwohl sich die Damen für ihren Auftakt eine Rakete ausgesucht haben: Beethovens Gassenhauer-Trio. Am besten gefällt mir Na-Young Yoon an der Geige, die immerhin für den einen oder anderen Farbtupfer sorgt. Nach Max Regers dunklem e-moll-Trio op. 102 machen sich die Mädels dann an das Klaviertrio op. 49 von Mendelssohn Bartholdy und tauen endlich auf. Man kann es gewiß noch eine Idee spritziger spielen - aber wohl nicht mit Erwin Spuler im Rücken!

Die Reaktion der Nokiyos auf den freundlichen Applaus geht mir dann allerdings etwas zu weit: Schon nach dem zweiten Aufgang beglücken sie uns mit einer Zugabe. Ich muß an Ettlingen denken: If you can't make it there, you can't make it anywhere. Wenn das so weitergeht, bestehen Konzerte bald nur noch aus Zugaben ...

Dienstag, 13. November 2007

1941, 2007

Man kann ja leicht Matthias Matussek für den größten Quatschkopf beim Boulevardmagazin Spiegel online halten (siehe etwa Martenstein). Doch was sich Gabor Steingart hier erlaubt hat, ist auch nicht von schlechten Eltern: Er vergleicht den Wertverlust des Dollars mit Pearl Harbor. Solchen Unsinn liest man selbst in Spiegel online selten.

Vielleicht hat Steingart einfach zuviel von Konrad Seitz gelesen, dem Nonsensvisionär der 90er.

Sonntag, 11. November 2007

Im Klenerts

Das Klenerts in Durlach ist unbestreitbar der Gipfelpunkt Karlsruher Gastronomie: Es thront auf dem Turmberg und bietet seinen Gästen einen wunderbaren Blick über die ganze Stadt, zumindest bei gutem Wetter. Wir haben zwar einen Schmuddeltag erwischt, aber dank frühzeitiger Reservierung bekommen wir immerhin den besten Tisch des Hauses: ganz hinten rechts, mit Blick auf die Lichterkette der Durlacher Allee und die derzeit wohl nicht sehr nützlichen Swimming-Pools am Geigersberg.

Beim kulinarischen Einstieg müssen wir nicht lang fackeln: Wir entscheiden uns für einen Orangen-Kiwisaft und den Haussekt mit Holunder-Orangenlikör, dann geht es munter weiter mit einem cremigen Gurkenschaumsüppchen, dem eine sehr geschmackvolle Jakobsmuschel Gesellschaft leistet. Ankes Lachsklößchen auf Hummerbuttersauce kommen uns zwar später ein wenig langweilig vor, aber mein Zanderfilet ist prima - auch wenn man nur wenig vom Basilikumschaum schmeckt, in dem es überbacken worden ist. Unser Besuch endet mit der berühmten Klenertschen Crème brûlée (allerdings mit schon erkalteter Karamellkruste) und einem vorzüglichen Zimtrahmparfait mit Zwetschgen.

Später noch eine schöne Episode in der Turmbergbahn: An guten Tagen gönnen sich ja schon mal 600-700 Leute diese Durlacher Spezialität, aber heute sind wir offenbar die einzigen Fahrgäste. Luxus im öffentlichen Personennahverkehr, warum denn auch nicht!

Freitag, 9. November 2007

Blues mit Tarnnetz

Im Januar erschien in Deutschland Christoph Grabs aktuelle CD Cryptic Blues - und ganz ehrlich: Am Anfang klingt sie tatsächlich so kryptisch, daß man nicht ahnt, in welche Richtung die Reise geht. Doch schnell löst sich das Rätsel in Wohlgefallen auf, und man taucht in eine Klangwelt ein, die elegant zwischen farbiger Improvisation und großem Blues-Stimmungs- gemälde pendelt.

Nun war Prof. Grab mit seiner Band im Jazzclub, und wir sind alle begeistert. Seine Musik fesselt vom ersten Takt an, und zwischendurch klingen Flo Stoffner (Gitarre) und Christopf Sprenger (Bass) glatt wie ein Elektronikduo. Klasse!

Wird die Schweiz zum neuen Jazzwunder Europas?

Donnerstag, 8. November 2007

Beraterkultur

Im ICE nach Frankfurt werde ich Zeuge einer unappetitlichen Begegnung der dritten Art: Zwei Teams von Unternehmensberatern (die einen wohl Management-, die anderen eher IT-Berater) haben sich offenbar während der Zugfahrt kennengelernt und feiern nun Verbrüderung. Man diskutiert lautstark und ganz ernsthaft Bands wie Take That und Backstreet Boys und läßt dabei das ganze Großraumabteil an der musikalischen Analyse teilhaben. Wir anderen lauschen ergriffen und sind dankbar, daß das Schicksal der deutschen Wirtschaft in den Händen stilsicherer Leistungsträger liegt.

Auf der Rückfahrt gibt es dann eine kleine Entschädigung: Am Karlsruher Hauptbahnhof entdecke ich eine Werbetafel des Lungenarztes Dr. Konrad Pumpe. Zu schade, daß er kein Kardiologe ist!

Bestellung oder Bestehlung?

Eine überraschende E-Mail trudelt ein: "Vielen Dank, dass Sie sich für 3DSL von 1&1 entschieden haben. Hardware senden wir Ihnen zusammen mit Ihren Zugangsdaten schnellstmöglich zu". Ist das die Reaktion auf meine fristlose Kündigung? Vielleicht hat man sich in Montabaur aber auch einfach nur äußerst positives Denken angewöhnt und deutet nun jede Kundenbeschwerde in eine Bestellung um? Gut fürs Geschäft wäre es ja - und entscheidend ist gemäß H. Kohl ja immer das, was hinten herauskommt.

Mittwoch, 7. November 2007

Keine Kunst

Man kann es drehen und wenden, wie man will, aber große Teile der Gegenwartskunst sind bedauerlicherweise völlig bedeutungs- und folgenlos. Die F.A.Z. hat nun in einer präzisen Situationsbeschreibung eine Formulierung gefunden, die man prima auf neun von zehn aktuellen Werken anwenden kann: Sie bedürften der "Expressbetankung mit Bedeutung". Touché!

Freiheit!

Juhu! Ich habe es endlich übers Herz gebracht, eine außerordentliche Kündigung an 1&1 zu schicken - wegen "vollkommener Unfähigkeit des Anbieters". Nun kann ich nur beten und hoffen, daß deren Rechtsabteilung den Fall wie ich sieht: Gemäß § 314 (1) BGB kann mir eine weitere Vertragsbeziehung mit der Chaostruppe nicht mehr zugemutet werden. Sie haben sich ja schon so manchen Scherz mit mir erlaubt. Die Krönung war nun aber, daß sie die Existenz meines Telefonanschlusses leugneten (über den ich natürlich schon einige Zeit in ihrer Warteschleife verbracht hatte).

Wird nun alles gut?

Sonntag, 4. November 2007

Gewürztraminer-Wettstreit


Es ist mir ja beinahe selbst etwas peinlich, hier dauernd von Schweigen zu reden. Da ich aber wohlweislich gleichzeitig über Reden schweige, kann sich eigentlich niemand beschweren ...

Anläßlich des Gewürztraminer-Wettstreits fahren wir also mal wieder in das Dörfchen an der elsässischen Grenze. Im Sommer hatte eine Fachjury zunächst zwölf Gewürztraminer aus ganz Deutschland ausgesucht, die dann im Zug einer Publikumsbewertung in die endgültige Siegerreihenfolge gebracht wurden. In der Schweigener Gemeinschaftshalle fand schließlich die Preisverleihung statt - und zwar in Form eines Menüs mit sieben (eigentlich sogar acht) Gängen. Dazu wurden jeweils die Weine aus der Endrunde gereicht.

Wir haben Glück und sitzen mit zwei Winzerfamilien am Tisch, die im Laufe des Abends prämiert werden. So erfahren wir so manches über die Anstrengungen, den Gewürztraminer im Fahrwasser des Rieslings zu einem internationalen Erfolgswein zu machen. Die ganze Veranstaltung ist vielleicht etwas ländlich, aber doch lustig. Am Ende landen zwei Gewürztraminer aus St. Martin auf den ersten beiden Plätzen: die 2005er-Auslese St. Martiner Baron vom Aloisiushof und der 2006er Elegance des Alten Schlösschens. Mir gefällt allerdings der 2006er Ruppertsberger Linsenbusch des Ruppertsberger Winzervereins am besten.

Nach dem offiziellen Teil lädt uns Axel Scheu noch zum "Nachsitzen" in seiner Winzerstube direkt neben dem Deutschen Weintor ein. Apropos: Vom Balkon meines Zimmers (siehe oben) blicke ich direkt auf das imposante Bauwerk - ein erhebendes Gefühl.

Samstag, 3. November 2007

Dieser Dieter

HIILLLLFE! Heute ist mir schon wieder Dieter Bohlen über den Weg gelaufen - bzw. das, was man als Karlsruher Gebrauchtwagenhändler darunter versteht. Ich staune immer wieder: dieser dümmlich-unzufrieden-arrogante Gesichtsausdruck! So sieht also wirtschaftlicher Erfolg im Kleingewerbe aus.

Seinen Phaeton hat er übrigens wieder an derselben auffälligen Stelle vor der Aldi-Filiale geparkt. Ob er sein Verhalten wohl als Inszenierung erkennt oder ernsthaft als Stil versteht?

Freitag, 2. November 2007

Angriff auf Hessen!

Die Europäische Kommission beschäftigt zwar sehr viel weniger Mitarbeiter als eine typische deutsche Großstadt, erkennt aber dennoch viel besser als andere Behörden die Probleme, die uns Bürger tagtäglich bedrücken. Und so stürzt sie sich nun mit Verve auf einen üblen Trick der Wirtschaft: Diese verkauft nämlich vergorenen Apfelsaft unter der Bezeichung "Äppelwein", obwohl es doch eigentlich gar kein richtiger Wein ist. Schurkerei! Da wird der Kunde ja ganz gemein hinters Licht geführt. Aber wohl nicht mehr lange.

Natürlich könnte man sich auch damit beschäftigen, endlich zum Beispiel den Lissabon-Prozeß umzusetzen, statt nur darüber zu reden. Aber Zukunftsfragen interessieren einen echten Bürokraten natürlich nicht.

Ja, ja, ich weiß schon - die Kommission ist gar nicht der wahre Schuldige ...

Donnerstag, 1. November 2007

Rastatt im November

Wir werden an Allerheiligen(!) zum Arbeitseinsatz abkommandiert - in, an und um Thomas' Hexen(!)häuschen ist dies und das zu erledigen. Wir machen uns also in einem Nicht-Auto auf den Weg nach Rastatt. Auf Julians Befehl müssen wir auf der Fahrt allerdings Eminem hören, was einen hübschen Kontrast zu unserem Fahrzeug ergibt. Ich kannte den Burschen bislang noch nicht, aber mal ehrlich: Er mag sich zwar einigermaßen böse & gangsterhaft geben, aber warum macht er dann Musik, deren Struktur kaum das Niveau von Kinderliedern übersteigt? O Kongruenz!

Bei Thomas geht es dann zur Sache. Anke, Julian und der Hausherr selbst kümmern sich draußen um Gestrüpp und anderes, während Isabel, Biggi (oder Beate?) und ich drinnen am Notebook sitzen und die Kosten für die Hausrenovierung 2004-2007 durchrechnen. Junge, Junge! Aber Thomas ist immerhin auch der einzige Mensch mit eigener Eisenbahn auf dem Grundstück. That's Rastatt reality.

Als Belohnung gibt es für uns alle Grillwürstchen. Abends gucken wir uns dann noch 300 an, einen noch nicht einmal formal interessanten Kinderfilm, der sich als Kriegsdrama tarnt.

Freitag, 26. Oktober 2007

Coolness

Brrrr, 9° C - und das in der Tropenhauptstadt Deutschlands. Aber in den nächsten Monaten wird ja alles noch schlimmer. Sicher noch bis Ende Februar müssen wir Matschwetter und düstere Tage ertragen. Neuseeländer müßte man sein, jedenfalls im Winter. Wäre man allerdings im Winter Neuseeländer, herrschte dort ja gerade Sommer. Also sollte man im Idealfall immer genau dann Neuseeländer sein, wenn der Frühling ausklingt. Aber warum dann überhaupt erst vor dem Winter flüchten? O circulus vitiosus - ausgerechnet von kalten Temperaturen wirst Du angeheizt ...

Angeberei unerwünscht

Der Lieferschein eines Möbelhauses. Unter der Warenangabe gibt es drei nummerierte Hinweisfelder. "2." und "3." sind leer, lediglich hinter "1." gibt es einen wichtigen Hinweis: "keine Angabe".

Alle (Nicht-)Angaben natürlich ohne Gewähr.

Donnerstag, 25. Oktober 2007

Guten Teig!

Im Badischen dauert bekanntlich alles ein wenig länger. Nun hat aber auch Karlsruhe endlich eine Filiale der Hofpfisterei - allerdings mit immerhin rund 700 Jahren Verspätung. Die Münchner haben ihr Geschäft direkt am Marktplatz eröffnet. Endlich kann man also in zentraler Lage vernünftiges Brot kaufen, auch wenn die Angebote der bayerischen Pfister nicht unbedingt durch Kampfpreise geprägt sind. Bislang fiel Karlsruhe ja vor allem durch einfallslose Einheitsbäckereien auf (an vorderster Front: die Badische Backstub' - jetzt sogar mit Gerry Rafferty, sensationell stilsicher!).

Ist die erfreuliche Gewerbeansiedelung eine Folge des Aufkommen der Discountbäckereien? Billigbrötchen machen ja vor allem klassischen Bäckereien zu schaffen. Sie haben eigentlich nur zwei Möglichkeiten: sich auf die Discountpreise einzulassen oder in ein höherwertiges Segment abzuwandern. Man kann nur hoffen, daß viele auf Strategie Nr. 2 umschwenken.

Noch ein lustiges Detail: Die Hofpfisterei sieht sich selbst als Ökobäckerei, vertreibt ihre Waren aber von Rosenheim bis Karlsruhe (und per Post sogar bundesweit). Wie werden die Brote eigentlich transportiert, ökologisch korrekt mit Fahrrädern? Naja, solange es schmeckt ...

Mittwoch, 24. Oktober 2007

Passende Überschrift

Darauf habe ich ein halbes Internetleben gewartet! Ich bekomme eine E-Mail mit einer Doug-Hofstadter-Betreffzeile, nämlich:

Betreff: Die richtige Betreffzeile

Jetzt wäre natürlich der folgende Mailtext angebracht:

Sehr geehrter Empfänger dieser E-Mail,

dies ist der erste Satz dieser E-Mail. Im zweiten Satz gibt es ein wenig mehr Informationen über diese E-Mail, die bisher 27 Wörter enthält (Zahlen inbegriffen). Entschuldigung, 33 Wörter! Der vierte Satz bereitet schon vorsichtig das Ende dieser Mitteilung vor. Und dieses ist dann der letzte Satz.

Mit freundlichem Gruß

Der Absender dieser E-Mail

PS: Das letzte Wort dieser E-Mail ist "überflüssig".

Doch es kommt erstens wieder mal anders und zweitens, als man denkt. Denn leider entpuppt sich die Mail ganz profan als Newsletter eines Marketingdienstes, in dem es um die erfolgsorientierte Gestaltung von E-Mail-Betreffzeilen geht. Schade!

Montag, 22. Oktober 2007

Fattigfolket

Seit einigen Jahren weht uns aus Skandinaviens Musikszene frischer Wind um die verwöhnten Ohren – was sicher nur zum Teil an den klimatischen Bedingungen im hohen Norden liegt. Mit Fattigfolket sind nun Gäste im Jazzclub, die bewährte skandinavische Jazztugenden mitbringen: Die vier Jungs aus Norwegen und Schweden haben ein Händchen für eingängige Melodien, beweisen aber immer wieder ihr feines Gespür fürs spannungsfördernde Abweichen von der Norm. So entsteht muntere moderne Musik, die gekonnt zwischen einer leichten Sommerbrise und einem Orkan oszilliert.

Besonders beeindruckend ist das Zusammenspiel von Gunnar Halle an der Trompete und Hallvard Godal am Saxophon. Die beiden sind ja nun wirklich noch nicht furchtbar alt, scheinen aber schon seit Jahrzehnten miteinander zu musizieren. Eher lustig dagegen die Ansagen von Putte Frick Meijer, dem Bassisten: Er scheint tatsächlich der einzige Norweger zu sein, der schlechter Englisch spricht als ich ...

Noch mal Jelinek

Na sowas! Es gibt tatsächlich Leute, die Jelineks Ulrike Maria Stuart für ein irgendwie relevantes politisches Drama halten. Wer sich die Begründung dafür anhören möchte, sollte sich in das Seminar Theater als gesellschaftliches Medium an der Uni KA setzen.

Nun ist es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis auch Forschungsseminare zum Spätwerk Stephan Remmlers angeboten werden - oder Kolloquien über das Spannungsfeld Lindenberg-Sinatra ...

Sonntag, 21. Oktober 2007

Im Bilde

Wer kennt heute noch Josef Karl Stieler? Leider nur wenige, auch wenn er für einige der bekanntesten Porträts deutscher Geistesheroen verantwortlich ist: Beethoven, Goethe und Humboldt. Lediglich das Bild des vierten im Bunde stammt ja von Gottlieb Doepler.

Kann man sich auf gesellschaftlichem Parkett noch unmöglicher machen, als wenn man sich als Stieler-Freund offenbart? Nichts leichter als das.

Samstag, 20. Oktober 2007

Mathematisches zum Wochenende

Immer wieder staunen Leute darüber, daß so viele Phänomene in unserer Welt mathematischen Regeln folgen. Nun kann man die Mathematik ja als eine Lehre verstehen, die Formen und Strukturen ganz allgemein untersucht. Jede theoretisch mögliche Form läßt sich mathematisch beschreiben, also muß auch jede tatsächlich vorhandene Struktur mathematisch beschreibbar sein. Was ist daran so erstaunlich?

Freitag, 19. Oktober 2007

Rule Badenia II

In Deutschland wird bekanntlich praktisch alles amtlich festgelegt - auch, wer und was sich Spitzen- oder gar Eliteuniversität nennen darf. Man kann diesen amtlichen Elitezirkus ja für unsinnig halten, aber das Ergebnis ist aus regionalpatriotischer Sicht durchaus erfreulich: Von neun offiziellen Spitzenuniversitäten in Deutschland kommen drei aus Baden, nämlich Karlsruhe, Heidelberg und Konstanz. Als Überraschung des Wettbewerbs gilt die Uni Konstanz, die wohl die modernste Organisation aller deutschen Universitäten aufweist (und als einzige Eliteuni auch einen Strand hat).

Erstaunlich allerdings, daß niemand die Immanuel-Kant-Universität Königsberg vorgeschlagen hat. Immerhin setzt sie einen der härtesten Aufnahmetests ein, die das deutsche Hochschulwesen kennt.

Mittwoch, 17. Oktober 2007

Qual ... ität

Bei XING entdeckte ich einen alten Bekannten. Er arbeitet für jenen Internetprovider mit den beiden Ziffern im Namen, und in seinem öffentlichen Profil steht eine interessante Selbstauskunft: "Ich suche: Menschen, die man für Qualität begeistern kann".

Hm ... Ob 1&1 da der richtige Ort ist?

Rule Badenia

Man kann ganz grob sagen, daß alle hundert Jahre ein Nobelpreis an einen Karlsruher Wissenschaftler geht. Den letzten konnte Fritz Haber ergattern, und zwar 1918. Wenn sich alle ein wenig beeilen, besteht also durchaus die Chance, 2018 wieder im Takt zu sein. Heißester Kandidat für die hohe Auszeichnung ist Katrin, das Karlsruhe-Tritium-Neutrino-Experiment. Das Ziel von Katrin besteht darin, die Neutrinomasse zu bestimmen - kein ganz einfaches Unterfangen, denn leider sind Neutrinos äußerst flüchtige Gesellen. Die scheuen Kerlchen lassen sich praktisch durch nichts und niemanden aufhalten lassen und sausen durch Materie jedweder Art wie ein heißes Messer durch Butter. Das sehen Physiker nicht gern, denn dadurch ist der Nachweis nicht unbedingt ein Kinderspiel.

Doch ganz Karlsruhe steht wie ein Mann hinter Guido Drexlin (Forschungs- zentrum Karlsruhe) und Johannes Blümer (Uni Karlsruhe), Katrins Vätern. Die beiden werden sich den Nobelpreis wohl teilen, wenn er denn eines nicht mehr ganz so fernen Tages kommt.

Dienstag, 16. Oktober 2007

Die Umwordung aller Worde

Nietzsche hat es vor allen anderen gewußt: Am Ende geht alles den Bach runter. Im Grunde denkt sich das auch Microsoft - seit etwa 1983. Denn in jenem Jahr erschien die erste Version von Microsoft Word. Seit jenem Jahr hat Microsoft nichts unversucht gelassen, um regelmäßig eine noch schlechtere, noch teurere oder meist einfach noch unbedienbarere Version des Programms auf den Markt zu bringen.

Den bisherigen Tiefpunkt hat man mit dem Jahrgang 2007 erreicht. Um den Nutzern ihre Arbeit so schwer wie möglich zu machen, haben die brillanten Entwickler aus Redmond ganz einfach das bisherige Bedienkonzept auf den Müll geworfen und alles viel, viel "einfacher" bemacht. Effekt: Wer zum Beispiel effizient mit Word arbeiten möchte, muß sich in wochenlanger Arbeit umgewöhnen.

Früher klickte man auf "Format", wenn man Formate ändern wollte - heute auf "Start". Sinn? Ein schneller Zugriff auf Formatvorlagen fehlt ebenfalls. Dafür kann aber prima in Sekundenschnelle auf die Serienbrieffunktion zugreifen, auch wenn das niemand braucht. Und so geht es weiter und weiter.

Fazit: Open Office nutzen, auch wenn das Paket alles andere als fehlerfrei ist.

Montag, 15. Oktober 2007

Friede sei mit dir

Nun, da sogar schon Internet-Erfinder Al Gore einen abgestaubt hat, wird immer deutlicher: Es ist heute gar nicht mehr so schwierig, einen Friedensnobelpreis zu bekommen. Jesse Walker hat in einem Reason-Artikel drei Gewinnstrategien identifiziert.

Sonntag, 14. Oktober 2007

Elfriede sei mit dir

Wenn sich das deutsche Subventionstheater auf zeitgeschichtliche Themen stürzt, besteht fast immer höchste Trivialitätsgefahr. Die großen Debatten unserer Zeit werden ja längst an anderer Stelle geführt, und wenn irgendwo ein Intendant dann doch mal auf ein kontroverses Thema stößt, ist es meist schon seit Jahrzehnten gar keins mehr.

Nun hatte Anke aber ziemlich günstige Karten für Ulrike Maria Stuart aufgetrieben, das Jelinek-Stück, das bei seiner Premiere vor ziemlich genau einem Jahr eben nicht den erhofften Skandal provoziert hatte. Und so wurden wir auf den besten Plätzen des Kleinen Hauses im Badischen Staatstheater Zeuge einer außerordentlich divergenten Aufführung.

Das Stück selbst entsprach exakt meinen Erwartungen: Belanglosigkeit en gros und en detail, aber immerhin angereichert mit einigen gut plazierten Pointen ("Das Volk ist nie da, wenn man es braucht!"). Die RAF hätte weder Sinn noch Ziel gekannt, ihre Mitglieder seien eigentlich bloß naive, therapiebedürftige Egomanen gewesen. So weit, so trivial - dieses Fazit hätte auch ein Gemeinschaftskunde-Kurs der 11. Klasse ziehen können. Auf demselben Niveau bewegen sich allerdings auch Struktur und Duktus des Stückes. Leider wieder mal ein Indiz dafür, daß der Literaturnobelpreis auf dem besten Wege ist, dem Wirtschaftsnobelpreis den Rang abzulaufen - als lächerlichste Auszeichnung des Nobelkomitees.

Die Inszenierung folgte allerdings dem üblichen hohen Standard im Badischen Staatstheater: geschmackvolle Bühnenausstattung, einfallsreiche Regie, elegante Metaphorik. Ausgezeichnet auch die Leistung der Schauspieler, allen voran Andre Wagner.

Einen solchen Abend kann man natürlich nicht einfach so beenden, und wir beschließen, uns noch auf einen Absacker in die Gelben Seiten zu begeben. Anke macht es richtig und geht auf Nummer sicher. Ich mache es falsch und bestelle einen nicht ganz billigen spanischen Rotwein, laut Karte "kräftig und voll im Aroma". Tatsächlich schmeckt er aber außergewöhnlich fad und langweilig. Innen Aldi, außen Audi. Ein Gegensatz, der mich irgendwie an Jelinek erinnert. Die Konsistenz des Abends ist gewahrt, juhu!

Freitag, 12. Oktober 2007

The Bad Plus

E.S.T. gehört seit fast zwei Jahrzehnten zu den Bands, die dem Jazz einen klaren Stempel aufdrücken. Nur ganz wenigen Jazztrios ist es gelungen, einen dermaßen eigenständigen Charakter zu entwickeln. Nun ist aber endlich Verstärkung eingetroffen: The Bad Plus. Die drei Jungs aus den USA sind bekannt geworden durch Coverversionen erfolgreicher Songs, die sie schonungslos durch den Reißwolf gedreht haben. Viele ihrer Stücke beginnen wie Bach und enden wie Punk. Dazwischen liegt so manche wahnwitzige Metamorphose.

Im letzten Jahr sind The Bad Plus noch als Vorband von Schmusetrompeter Till Brönner aufgetreten, in diesem Jahr haben sie endlich ihr eigenes Konzert im Tollhaus. Es wird wie erwartet ein voller Erfolg, alle sind begeistert. Kleine Beobachtung am Rande: Bassist Reid Anderson erinnert mich irgendwie an Drew Gress (ebenfalls Bassist) - zumindest äußerlich.

Donnerstag, 11. Oktober 2007

Beck to the roots

Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) gehört selbst für deutsche Verhältnisse zu den unsinnigsten Regelungen überhaupt, da es natürlich nirgendwo auch nur ansatzweise dazu führt, daß alle Menschen tatsächlich gleich behandelt werden. Es entspricht aber der deutschen Neigung, eine bessere Welt einfach anzuordnen, und da es nun mal in Kraft getreten ist, müssen sich alle daran halten.

Alle? Nein, denn ernsthafte Politiker möchten ältere Menschen beim Arbeitslosengeld künftig bekanntlich deutlich bevorzugen, ein deutlicher Verstoß gegen AGG § 2(1) Punkt 5. Wobei Beck ja eigentlich kein ernsthafter Politiker ist, auch wenn er durchaus ernst zu nehmen ist.

Wieder mal ein klarer Fall für den Politikerführerschein.

Dienstag, 9. Oktober 2007

Gähn

In diesem schönen Video mit dem üblichen Verdächtigen berichten drei junge Leute, wie sie zum Islam gefunden haben. Bemerkenswert sind ihre Leichtgläubigkeit und ihr erstaunlich laxer Umgang mit dem Begriff "Wahrheit". 2.500 Jahre Skeptizismus, 250 Jahre europäische Aufklärung, mehr als 70 Jahre Kritischer Rationalismus - alles en vain?

Wo wir gerade dabei sind: In der IHT beklagt sich der Jesuit James Martin darüber, daß in der letzten Zeit immer stärker die Irrationalität der Religionen angeklagt würde. Hitchens, Dawkins und andere wären aber auf dem Holzweg, denn folgendes Argument sei ja unsinnig: "God cannot be proven rationally. Therefore, God does not exist". Stimmt, aber dieses Argument hat auch seit 800 Jahren niemand mehr gebracht ...

Jeder ist ja mal müde, aber muß man denn gleich ein paar Jahrhunderte am Stück verschlafen?

Montag, 8. Oktober 2007

Im Tribehaus

Berlin ist momentan der Schmelztiegel der deutschen Jazzszene. Nach Sandra Weckert bekommen wir schon wieder Besuch aus der Hauptstadt. Diesmal haben sich die vier Jungs von Yakou Tribe angekündigt. Und tatsächlich: Die Band klingt nach Roadmovie. Sie spielen sehr gut hörbare, atmosphärische Stücke, in denen immer wieder arabische und indische Momente durchklingen. Die perfekte Begleitung für eine Spazierfahrt am Sonntag!

Besondere Aufmerksamkeit erregt der Schlagzeuger Rainer Winch. Als Schlagzeugschlegel benutzt er - Schneebesen aus der Küche. Noch ungewöhnlicher wären wohl nur Hähnchenschlegel. Für den besonders fetten Sound ...

Freitag, 5. Oktober 2007

Sandra Weckert

Sandra Weckert gehört zum Frischsten, was der deutsche Jazz momentan anzubieten hat. Im Gegensatz zu dem einen oder anderen Berufskollegen sind bei ihr auf der Bühne auch Witze erlaubt - das sieht die Jazzpolizei natürlich nicht gern. Der Jazzclub Karlsruhe aber schon, und darum tritt sie nun bei uns auf. Sie kommt übrigens gerade aus Wien, wo österreichische Musikexperten endlich herausgefunden haben, unter welchem Schlagwort sich ihre Musik fassen läßt: "Deutscher Jazz". Analytisch ausgezeichnet! Da sind wir ja schnell beim 1. Preußischen Jazz-Bataillon Die langen Kerls ...

Übrigens war Sandra Weckert auch die erste Musikerin, die Jazz mit Eiern machte (sagt jedenfalls eine ihrer Werbepostkarten). In der Pause möchte ich mich bei ihr mithilfe dieses Insiderwitzes einschmeicheln und weise darum mit raffiniertem Gesichtsausdruck darauf hin, daß ihr Konzert heute ja eher Jazz mit Wurst war. Sie guckt mich verwirrt an und fragt, wie ich das denn meinte? Ich erkenne nicht die Problematik der Situation und setze noch einen drauf: Nein, Jazz mit Käse! Der Witz kommt immer noch nicht an, und Sandra Weckert glaubt wohl allmählich, daß ich mich irgendwie über sie lustig machen möchte. Also erkläre ich ganz umständlich, wie nett das doch eigentlich alles gemeint war, und kriege gerade noch so die Kurve.

Wer mal die Chance hat, Sandra Weckert live zu hören - bitte ins Konzert gehen! Es lohnt sich.

Mittwoch, 3. Oktober 2007

Es geht ein Flug nach nirgendwo

Bahadur Chand Gupta betreibt mit sechs Mitarbeitern in Delhi die wohl außergewöhnlichste Fluglinie der Welt. Erstens sind die Tickets rekordverdächtig günstig - pro Flug zahlt man stets nur etwa 3 Euro. Und zweitens ist jeder Flug unvergleichlich komfortabel; über Turbulenzen oder andere Übel der modernen Luftfahrt hat dort zum Beispiel noch kein einziger Passagier geklagt. Grund: Die Flüge finden gar nicht statt. Guptas Kunden sind Inder, die noch niemals im Leben geflogen sind, aber gern wüßten, wie das so ist. Sie steigen in einen Airbus 300, warten ein bißchen und steigen dann wieder aus.

Ist das noch eine clevere Geschäftsidee, oder ist das schon Metaphysik?

Montag, 1. Oktober 2007

Bayern und Pfalz, Gott erhalt's

Wer wenig tut, soll um so mehr entspannen! Und so flüchten wir vor all dem Freizeitstreß und gönnen uns ein Tag in der Pfalz, die bekanntlich zu den größten Standortvorteilen Karlsruhes zählt. Das Schicksal führt uns zunächst zur Ludwigshöhe in Rhodt unter Rietburg. Oder jedenfalls bis knapp unter den Gipfel, denn es gibt ja zwei Möglichkeiten: mit der fantastischen Seilbahn (siehe Bild) hoch zur Rietburg und zu Fuß runter - oder umgekehrt. Nach einer kurzen Kosten-/Nutzen-Analyse (man muß ja heutzutage stets wirtschaftlich denken) entscheiden wir uns für die erste Möglichkeit und entdecken dabei langweilige Verbotsschilder: "Schaukeln verboten!". Frage: Warum, bitteschön, verbietet niemand das Verschaukeln?

Auf dem Rückweg reinigen wir den gesamten Pfälzer Wald (so scheint es mir zumindest) von Kastanien und schauen noch kurz bei der Villa von Ludwig I. von Bayern vorbei. Nach einer kurzen Stärkung im Dorfbrunnen im idyllischen Hainfeld (ich genehmige mir natürlich wie immer einen Saumagen) geht es dann zurück nach Hause.



PS: Man verzeihe mir meine Leidenschaft für phonetische Parallelen, aber soeben kam mir das Wort Altarpfalz in den (Un-)Sinn ...

Samstag, 29. September 2007

Bitte einsteigen

Ein Traum wird wahr: Anke lädt mich zu einer der bemerkenswertesten Attraktionen der badischen Metropole ein - der Schloßgartenbahn! Ganz stilecht lösen wir ein Billet mit Dampfzuschlag und machen uns aufgeregt auf den 2,7 Kilometer langen Rundkurs. Nach mehr als sieben Jahren in Karlsruhe habe ich es endlich auf den Olymp der Lokaltouristik geschafft!

Erbaut wurde die Spezialität übrigens 1967 anläßlich der Bundesgarten- schau, und genau diesen Eindruck vermittelt das Bähnle auch. Alles ist wunderbar harm- und problemlos wie zu altbundesrepublikanischen Zeiten. Erstaunlich niedrig ist nur eines: der Altersdurchschnitt der Fahrgäste ...

Donnerstag, 27. September 2007

Zum Wohl

Bettinas Partys haben sich längst einen legendären Ruf in Karlsruhe (und darüber hinaus!) erworben. Wir alle sind also höchst gespannt auf ihre neueste Festveranstaltung. Und tatsächlich: Wieder gelingt unserer Tangoqueen eine Überraschung auf höchstem Niveau. Diesmal erwischt sie uns alle mit einer Blindverkostung sechs ausgesuchter Weine. Preisfrage: Welcher Wein kommt aus welchem Land? Kein Problem, schließlich haben wir fast ausschließlich erfahrene Weinsportler in unseren Reihen!

Im Laufe des Abends kann man folglich Zeuge so mancher hochfachlicher Weindebatte werden, denn "das muß ganz klar ein Gran Reserva sein, der hat viel Holz gesehen!" Aber: "Das hier ist gewiß kein Cabernet, diese mineralischen Noten!" Günther und ich punkten mit einer Diskussion des gegenwärtigen Trends in der deutschen Weinwirtschaft - weg von der Rebsortentypizität und hin zum Terroirgedanken. Damit kann man immer Eindruck schinden! Doch auch andere Teilnehmer wissen zu überzeugen. Es wird kräftig Fachprestige hin- und hergeschoben, puh.

Doch am Ende erlebt die lustige Runde ihr Waterloo, wenn nicht sogar ihr Stalingrad: Fast alle haben nur zwei der sechs Weine richtig einem Land zugeordnet, lediglich ein einziger Weinfreund kommt auf vier Richtige. Ein bedauernswerter Weinamateur hat sogar nur einen einzigen Tropfen korrekt erkannt, grrrrr. Völlig zu recht gibt Bettina mir zu verstehen, daß ich sie sehr enttäuscht hätte.

Ist eben heute nicht mehr ganz leicht, das Land herauszuschmecken. Ich sage nur: Terroirausdruck!!!

Dienstag, 25. September 2007

Eisenbahner-Apodiktik

Schon wieder Margret Suckale! So eine Tarifverhandlung ist natürlich eine nervenaufreibende Sache. Da können einem schon mal Sätze herausrutschen wie dieser: "Wenn diese einmalige Chance nicht genutzt wird, wird es keine zweite Chance dieser Art geben". Der große Lothar Matthäus läßt grüßen!

Die Dame aus dem Vorstand der Deutschen Bahn gefällt mir immer besser.

Optimisten sehen schwarz

Die Klimahysterie wird nun auch in der Internetwelt zu einem immer attraktiveren Geschäftsmodell. So wirbt der Google-Aufsatz Blackle damit, schwarze Ergebnisseiten auszuspucken; da weiße Flächen auf dem Monitor mehr Energie verbrauchen, würde man so das Klima schützen. Allerdings verbraucht eine Google-Anfrage laut New York Times ohnehin bereits soviel Strom wie eine Energiesparlampe in einer Stunde. Naja, aber immerhin eine nette Vermarktungsidee.

Montag, 24. September 2007

Aller guten Dinge sind zwei

Zweiter Teil unserer kleinen Duo-Serie im Jazzclub! Heute haben wir zwei Musiker zu Gast, die beide schon zu den Jungstars im deutschen Jazz zählen: Rainer Böhm am Klavier und Johannes Enders am Saxophon. Beide sind hervorragende Musiker, doch das Spiel von Rainer Böhm fasziniert mich sogar noch ein bißchen mehr. Er spielt sehr farbenreich und dynamisch, gleitet aber niemals in Prahlhans-Virtuosität ab. Johannes Enders gibt eher den ruhigen Gegenpol und paßt sich immer wieder wunderbar ans Klavier an. Ein toller Abend!

Das nächste Duo-Konzert wird sicher eine Spur exotischer ...

Wer im Glashaus sitzt ...

Das Boulevardmagazin Spiegel online hat mal wieder eine typische Unsitte des deutschen Journalismus' begangen und eine Quatschmeldung von Bild ungeprüft übernommen. Gegenrecherche - was ist das? Wenige Stunden später ist den Meinungs(mies-)machern aus der Brandstwiete immerhin aufgefallen, in welches Fettnäpfchen sie da mal wieder getappt sind. Arrogante Medienschelte mußte aber dennoch sein: Der Bild-Bericht hätte "Millionen Arbeitnehmer" verunsichert.

Wann kommt endlich spiegelblog.de? Irgend jemand muß dem Spiegel doch mal einen solchen vorhalten.

Sonntag, 23. September 2007

Birne Hélène

Herrje, schon wieder die unvermeidliche Hélène Grimaud! Anläßlich des Erscheinens ihrer neuen CD äußert sie sich im Werbeblättchen klassik erleben überraschend kenntnisreich über Beethovens Klavierkonzert Nr. 5: "Das Klavierkonzert ist ein Biest, vor dem man unglaublich Respekt hat ... Er 1) kämpfte mit dem Problem, dass Wahrheiten, die gestern noch bestanden 2), am nächsten Tag ihre Gültigkeit verloren hatten". Hat sie denn bei der Beschäftigung mit dem Werk etwas gelernt? Ja, durchaus: "Man studiert es - und das Biest entpuppt sich am Ende tatsächlich als Lehrer". Junge, Junge ... Wenn es nicht so lustig wäre, könnte man lachen!

Wieder mal ein eindrucksvoller Beleg dafür, daß man wirklich jeden Quatsch hinschreiben kann, solange es nur um klassische Musik geht ...


1) Ludwig van
2) Möglicherweise zum Beispiel die Aussage: "Es regnet"?

Donnerstag, 20. September 2007

Streng geheim!

Der Film Top Secret (1984) gehört sicher zu den albernsten Produktionen der Filmgeschichte, auch oder gerade weil er in der DDR spielt. Ein fleißiger Cineast hat sich nun die Mühe gemacht und ein YouTube-Extrakt für den eiligen Filmfreund zusammengestellt: Top Secret in 10 minutes. Viel Vergnügen!

Apropos: Wäre Topf Secret nicht ein feiner Name für eine Kochsendung mit den besten Geheimrezepten? Wahrscheinlich schon, wenn nicht (wie immer, seufz) schon ein anderer vorher auf die Namensidee gekommen wäre - in diesem Fall ausgerechnet der Bundesnachrichtendienst.

Mittwoch, 19. September 2007

LA pour l'art

In der Paul Kopeikin Gallery in Los Angeles läuft momentan eine vielversprechende Ausstellung des Fotografen Chris Jordan: Running the Numbers. In einem Gursky-ähnlichen Stil hat Jordan diverse numerische Aspekte der amerikanischen Alltagskultur visualisiert. Unbedingt sehenswert!

Amrum-Nachtrag

Amrum ist die Insel der Ruhe und der Besinnung. Entsprechend sparsam ist das Angebot an allem, was der Selbstreflexion der Seele in irgendeiner Weise abträglich sein könnte. Nichts illustriert die kulturelle Situation auf der Insel besser als diese Reklametafel.

Dienstag, 18. September 2007

Kremskrams

Seit Jahren arbeiten verschiedene Hochschularten im deutschsprachigen Raum mit Hochdruck daran, ihr Niveau aneinander anzugleichen. Als größter gemeinsamer Nenner gilt dabei der Standard, den die Volkshochschulen vorgegeben haben. Diesen versucht man durch verschiedene Maßnahmen zu erreichen, beispielsweise durch die Einführung von Bachelor- und Master-Graden. Als großes Vorbild gilt hier das Handwerk, in dem Gesellen- und Meister-Abschlüsse ja bereits seit Jahrhunderten Freibriefe für Terminuntreue und überhöhte Rechnungen sind - Dinge, nach denen sich auch jeder Wissenschaftler sehnt.

An der Donau-Universität Krems ist nun der langerwartete Durchbruch in der Hochschulpolitik gelungen: Man hat dort einen Studiengang für Feng Shui aufgelegt. Zur Zeit ist noch nicht absehbar, in welchem Maß diese Innovation das akademische Denken in Europa beleben wird. Möglich ist nun alles: Wünschelruten-Ingenieurwesen, Ufo-Bau, am Ende vielleicht sogar Tierlinguistik.



PS: Die passende Überschrift ist eine freundliche Leihgabe von Bernhard (der seit kurzem übrigens im neuen Design auftritt).

Montag, 17. September 2007

Watt für die Seele

Kleine Auszeit in den Notizn - glücklicherweise mit der bestmöglichen Ausrede: Urlaub! Wir hatten uns für ein paar Tage auf Amrum entschieden, dem Aufladegerät im Wattenmeer. Vorher standen allerdings noch Danielas Hochzeit und ein Zwischenaufenthalt bei Sonni & Tom in Hamburg auf dem Programm.

Zuerst also die Hochzeit in Mariensee, einem kleinen Dorf irgendwo nordwestlich von Hannover. Wir haben einen tollen Tisch erwischt und unterhalten uns prächtig, bis sich die ganze Gesellschaft zu einem risikoreichen Ritual versammelt: dem Brautstrauß-Wurf. Mit bangen Augen beobachte ich das Spektakel, und es kommt genau so, wie es kommen muß. Natürlich fängt ausgerechnet Anke Danielas Strauß auf, und wir müssen zur nicht unerheblichen Erheiterung der Feiergäste ein Tänzchen hinlegen. Am nächsten Morgen stehlen wir uns früh aus dem Hotel und fahren unbemerkt nach Hamburg weiter - vielleicht gerät die Episode in der Familie ja schon bald in Vergessenheit.

In der Hansestadt werden wir bereits von Tom erwartet, der ein anspruchsvolles Besuchsprogramm auf die Beine gestellt hat und uns mit seinem Gaul erst mal durch die Stadt kutschiert. Wir schließen eine beeindruckende Hafenrundfahrt an und freuen uns über die launischen Kommentare des Sprechers. Abends kehren wir dann bei einem ausgezeichneten Inder ein, wo ich den Fehler des Tages begehe: Der wohlklingende "Kräuter-Lassi" entpuppt sich als flüssiger Tsatsiki. Gewöhnungsbedürftig! Am nächsten Tag schauen wir uns das Miniatur-Wunderland in der Speicherstadt an. Kleiner Tip: Nächstes Jahr wird der Schweizer Abschnitt fertiggestellt, der sozusagen eine Kolossalminiatur wird - paradox, aber unbedingt sehenswert. Am Abend zocken Tom und ich noch je zwei Partien TwixT und Legie. Beide Runden enden salomonisch 1:1.

Dienstag machen wir uns dann auf den Weg nach Amrum. Unterwegs entdecken wir noch ein bemerkenswertes Wahlkampfplakat von Klaus Michael Tatsch, einem Kandidaten für die Wahl zum Landrat in Nordfriesland (sein Ergebnis: immerhin 11 Prozent). Durch einen unerklärlichen Druckfehler steht auf seinen Plakaten nämlich "Tratsch". Wir stellen uns Begegnungen mit dem Bürger vor: "Ach, Herr Tratsch! Schön, Sie zu sehen - was gibt es denn Neues?" Schon wenig später sind wir in Dagebüll und besteigen die Fähre (Amrum-Profis empfehlen übrigens die Fähre durch die Halligen ab Schlüttsiel).

Der Mittwoch beginnt sportlich mit einer Wanderung über den Kniep, Amrums erstaunlich breiten Sandstrand an der Westküste (der ja eigentlich gar nicht zu Amrum gehört). Anke sammelt etwa die Hälfte aller Muscheln ein, und ich befürchte schon Schwierigkeiten mit der Amrumer Touristikbehörde. Doch der Tag endet friedlich, wenn auch nicht unbedingt mit ortstypischen Getränken: Wir setzen auf einen elsässischen Gewürztraminer (übrigens eine Empfehlung von Gerd Rindchen) und einen badischen Federweißen.

Nach einem ereignisreichen Donnerstag wird unsere kulinarische Flexibilität abends auf eine harte Probe gestellt: Die berühmte Blaue Maus hat geschlossen, und im Seefohrerhus am Hafen ist praktisch alles aus (einschließlich der Getränke), so daß wir schließlich hungrig im Steuerrad stranden. Alle entscheiden sich für vernünftige Getränke, nur ich muß mal wieder auf Wein setzen und werde mit einem nicht gerade berühmten Weißburgunder und einem gähnend langweiligen Spätburgunder bestraft ("Visions" by Philipp Maurer, Rheinhessen).

Auch der nächste Tag wird von Flüssigkeiten bestimmt: Bei 14-15 Grad Lufttemperatur schmeiße ich mich in die Nordsee, deren Wasser erfreulicherweise wärmer als die Luft ist. Doch das ahnen die Spaziergänger am Strand natürlich nicht, so daß ich ganz entspannt Heldenpunkte einfahre. Anschließend dokumentiert Anke fotografisch meine Versuche, mich bei Windgeschwindigkeiten von ca. 100 km/h wieder anzuziehen. Das Ganze wirkt etwas weniger elegant, und ich muß die Heldenpunkte wieder abgeben.

Unsere letzten 24 Stunden auf Amrum beginnen mit einem Frühstück im Hotel Hüttmann, wo immerhin zumindest die Preise erstklassig sind. Anschließend lassen wir uns noch einmal kräftig auf dem Kniep durchpusten und gönnen uns dann Kaffee & Kuchen im Teehaus Burg, das angeblich auf den Resten einer alten Wikingerburg thront. Aber haben Wikinger tatsächlich in Burgen gelebt? Vermutlich eine Frage, die man als Urlauber nicht stellen sollte ...

Am Montag treffen wir dann gut erholt in Karlsruhe ein. Wahrscheinlich nicht unsere letzte Reise an die Nordsee!

Mittwoch, 5. September 2007

Hélène Grimaud

Zu Hélène Grimaud hat jeder eine Meinung. Die einen bejubeln ihr Spiel und loben ihren Klang auch noch mit den unsinnigsten Quatschäußerungen (Beispiel: "sanft und dennoch scharf pronociert" - natürlich aus dem Boulevardmagazin Spiegel online). Die anderen sind eher skeptisch und empfehlen ihr dringend, doch bitte endlich Klavierstunden zu nehmen.

Vielleicht hat sie uns in jungen Jahren wirklich mal erfrischende Einspielungen beschert. Aber ist es denn zuviel verlangt, wenn man an eine Pianistin den Anspruch stellt, Klavier spielen zu können?

Unappetitlich

Die Vereinigte Gebäudereinigungsgesellschaft (VGR) in Elmshorn bietet diverse Dienstleistungen für den Garten an. Offenbar vertritt die VGR ein recht ungewöhnliches Menschenbild, denn man bezeichnet die eigenen Mitarbeiter nonchalant als Gartensklaven - und bietet sie gleich für 240 Euro pro Tag an.

Die Würde des Menschen ist unantastbar - wirklich?

Montag, 3. September 2007

Fliehkraft

Die englische Vokabel des Tages lautet: to absquatulate. Sie bedeutet soviel wie "fliehen" oder besser "sich davonmachen", bringt bei jeder Verwendung aber deutlich mehr Prestigepunkte als das banale "to escape".

Sonntag, 2. September 2007

Bibo ergo sum

In jedem Jahr bietet die Karlsruher Bierbörse vor dem Schloß eine perfekte Gelegenheit, den Genuß vergorenen Gerstensaftes mit kulturellem Interesse zu tarnen. Angeblich werden auf dem Fest bis zu tausend verschiedene Biersorten ausgeschenkt, so daß man sich ganz entspannt durch die geschmackliche Vielfalt der Menschheit trinken kann. Und das ganz ohne schlechtes Gewissen, denn es geht natürlich nicht um Bier, sondern eben um Kultur!

Günther, Bettina und ich nutzen diesen argumentativen Kniff zum wiederholten Mal und probieren das eine oder andere Getränk aus. Am besten gefällt uns das dunkle Bier der belgischen Brauerei Grimbergen, das einen angenehmen Malzton und genau die richtige Süße mitbringt. Den schönsten Antiklimax des Abends erleben wir bei einer schottischen Brauerei, deren Personal herrlich sächselt. Authentizität ist auch nicht mehr das, was sie einst war ...

Zwischendurch laufen uns Thomas & Birgit in die Arme, und später treffen wir auch noch Boris. Leider bereitet er gerade seinen Abschied aus Karlsruhe vor - es zieht ihn zu Anita nach Bonn.

Donnerstag, 30. August 2007

Rad ab

Seit zwei Wochen kann man im Karlsruher Stadtgebiet Mietfahrräder der Deutschen Bahn nutzen. Die Fahrräder stehen überall in der Stadt herum und kosten pro Minute 8 Cent. Nach Benutzung muß man sie dann wieder an bestimmten Plätzen abstellen.

Eigentlich eine tolle Sache - allerdings nur in Städten, in denen es sich wegen vieler Touristen auch lohnt. Nun ist Karlsruhe nicht unbedingt als Urlaubsstadt berühmt. Wer soll also mit den Fahrrädern fahren? Studenten? Kinder? Pendler? Potentielle Nutzergruppen sind nirgendwo in Sicht. Folglich wird das Projekt mit großer Wahrscheinlichkeit scheitern. Bis dahin werden drei Jahre lang allerdings noch jährlich 150.000 Euro fällig. Denn die Deutsche Bahn läßt sich das Marktrisiko natürlich von der Stadt abnehmen. Nicht das erste Mal, daß in Karlsruhe Steuergeld für idiotische Projekte aus dem Fenster geworfen wird ...

Mittwoch, 29. August 2007

Es nudelt

Guido und ich werden der Tasse mit Pfiff untreu und probieren einen neuen Imbiß in Karlsruhe aus: das NuDailys in der Ritterstraße, direkt neben Karstadt. Der Mittagstisch inklusive selbstgemachten Eistees überzeugt uns durchaus, der Preis (6 Euro) ebenfalls. Sicher nicht unser letzter Besuch dort (hier eine weitere Restaurantkritik).

Besonders interessant ist, daß das Ladenkonzept offenbar von Anfang an auf Franchising ausgelegt ist. Die Ausstattung ist schlicht-edel und erlaubt auch bei schwierigen Raumverhältnissen eine interessante Gestaltung. Ich bin gespannt, wann und wo das nächste NuDailys eröffnet. Haben wir hier Karlsruhes ersten Beitrag zur bundesweiten Filialgastronomie?

Dienstag, 28. August 2007

Das Elend mit dem Rundfunk

Die Gebühreneinzugszentrale (GEZ) in Köln gehört wohl zu den öffentlichen Institutionen mit dem schlechtesten Ruf in Deutschland. Natürlich fällt die GEZ-Bande immer wieder durch schlechten Stil und ruppige Methoden hart am Rande der Legalität auf. Das eigentliche Übel ist aber nicht auf ihrem Mist gewachsen. Die Gebührenpflicht entspringt Rundfunkstaatsverträgen und Landesrundfunkgesetzen, die von den Parlamenten aller 16 Bundesländer abgenickt worden sind. Schuld tragen also alle Landtagsabgeordneten in Deutschland, die dem Elend zugestimmt haben.

Warum ist unser öffentlich-rechtlicher Rundfunk so miserabel organisiert? Im Zentrum des Elends stehen zwei Begriffe: Grundversorgung und Staatsferne. In den Gründungsjahren der Bundesrepublik war man (durchaus zurecht) der Ansicht, daß zu einem demokratischen Gemeinwesen auch ein gut informiertes Staatsvolk gehört - und schrieb die Informationsfreiheit der Bürger in Artikel 5 GG fest. Daraus leitete man die Pflicht des Staates ab, eine Grundversorgung mit Informationen (und später auch Kultur und Unterhaltung) sicherzustellen. Gleichzeitig glaubte man, daß Rundfunk sehr viel mehr Einfluß auf die Meinungsbildung habe als zum Beispiel Zeitungen. Man konnte ihn also nicht einfach dahergelaufenen Privatanbietern (Gott bewahre!) anvertrauen, sondern mußte ihn gesellschaftlich organisieren. Und da begannen die Probleme.

Dummerweise hatte man in den Jahren vorher nämlich schlechte Erfahrungen mit einem Staatswesen gemacht, das den Rundfunk in den Mittelpunkt seiner Propaganda gestellt hat. Staat und Rundfunk, diese Mischung war diskreditiert. Also ersann man eine Lösung, die naiver nicht sein kann: Der Rundfunk wurde fortan nicht durch Steuergelder finanziert, sondern durch eine Pflichtgebühr - die natürlich eine gesetzliche Grundlage hatte. Was daran staatsfern sein soll, kann bis heute niemand begründen.

In den 70er und 80er Jahren ärgerten sich dann diverse CDU-Landesregierungen über die angebliche parteipolitisch gefärbte Berichterstattung der Öffis. Zum Ausgleich wurden schnell private Hörfunk- und Fernsehanbieter zugelassen, an deren Niveau sich die öffentlich-rechtlichen Sender in gerade mal fünfzehn Jahren perfekt anpaßten. Nach wie vor ist die Existenz der Öffis aber die Bedingung dafür, daß es auch private Anbieter gibt. Die Rundfunkgebühr ist also nicht (wie oft behauptet) eine Gebühr speziell für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, sondern eigentlich eine Gebühr für Radio und Fernsehen ganz allgemein.

Die heutigen Probleme unserer Rundfunklandschaft knapp zusammengefaßt:

1. Der Begriff der Grundversorgung wird von den Anstalten bis heute im Sinne einer Vollversorgung verstanden. Warum etwa Bundesliga- Berichterstattung oder Volksmusik staatliche Aufgaben sein müssen, weiß niemand.

2. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist alles andere als staatsfern. Die Kontrollgremien sind fest in der Hand unserer Parteien.

3. Warum müssen nur die Besitzer von Empfangsgeräten den öffentlich-rechtlichen Rundfunk bezahlen? Wenn Informationsfreiheit staatliche Aufgabe ist, muß natürlich auch die Finanzierung gesamtgesellschaftlich erfolgen.

4. Allerdings gibt es heute überhaupt keine Informationsknappheit mehr. Das Niveau der Berichterstattung ist zum Beispiel im Internet weitaus höher als bei den öffentlich-rechtlichen Anbietern. Außerdem soll es auch die eine oder andere Tageszeitung und sogar Nachrichtenmagazine geben. Welche Informationslücke füllt denn der öffentlich-rechtliche Rundfunk?

Die vernünftige Lösung wäre aus meiner Sicht, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk auf ein Minimum zusammenzudampfen und mit den freiwerdenden Geldern die Medienkompetenz unserer Schüler zu fördern. Inzwischen gibt es sogar von Mitgliedern der Bauernpartei sinnvolle Vorschläge zur Rundfunkreform. Ob sie sich aber jemals umsetzen lassen, ist fraglich. Selbst die EU-Kommission scheint ja gegen den deutschen Rundfunksumpf nicht anzukommen ...